
In ihrem neuen Buch sprechen sich 2 führende Köpfe von Palantir dafür aus, dass das Silicon Valley noch mehr in der Politik mitmischen sollte.
Palantir-Chef: “Silicon Valley ist vom Kurs abgekommen”
Der Palantir-Chef und Mitbegründer Alexander Karp hat zusammen mit Nicholas Zamiska, einem führenden Rechtsberater bei Palantir, ein neues Buch geschrieben, wie Tech Crunch berichtet. Dieses beginnt mit einem großen Statement: „Silicon Valley ist vom Kurs abgekommen“, steht dort in der Einleitung.
In dem Buch „The Technological Republic: Hard Power, Soft Belief, and the Future of the West“ schreiben sie, dass der anfängliche Erfolg von Silicon Valley von einer engen Zusammenarbeit der Tech-Unternehmen mit der US-Regierung geprägt gewesen sei. Mittlerweile seien sie jedoch vom richtigen Weg abgekommen, weil andere Interessen stärker in den Fokus gerückt seien: Statt Landesverteidigung und Geopolitik gehe es inzwischen fast nur noch um bessere Marketing-Algorithmen für Social Media.
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Silicon Valley habe Interesse an Politik verloren
Die einstigen Allianzen zwischen Tech-Unternehmen und der US-Regierung seien indessen zerbrochen, das Silicon Valley sei nur noch „nach innen gekehrt und auf Konsumprodukte fokussiert, anstatt auf Projekte, die für mehr Sicherheit und Wohlergehen sorgen“. Also: Die Tech-Unternehmen entwickelten nur noch Dinge, die ihnen viel Geld einbrächten, während sie Regierungen nicht mehr bei der Lösung wichtigerer Herausforderungen halfen.
Stattdessen wollen Karp und Zamiska die Technologie-Elite stärker in die Pflicht nehmen, wichtigere Herausforderungen wie die Landesverteidigung anzugehen. Die Autoren sagen, dass „die Softwareindustrie ihr Engagement zur Bewältigung unserer dringendsten Herausforderungen, einschließlich des neuen Wettrüstens im Bereich der Künstlichen Intelligenz, erneuern muss, damit die USA und ihre Verbündeten ihren globalen Vorsprung bewahren – und die Freiheiten, die wir für selbstverständlich halten“, berichtet die New York Times.
Kritik: Buch ist nicht mehr aktuell
Journalisten, die das Buch gelesen haben, finden es angesichts der neuen Allianzen zwischen Silicon-Valley-Größen und der Trump-Regierung nicht mehr aktuell. Man denke dabei etwa an Elon Musk, der mit seiner neu ins Leben gerufenen Einrichtung Department of Government Efficiency (DOGE) derzeit die US-Politik aufmischt.
Von fehlenden Allianzen bzw. einer im Buch auch angesprochenen „Zurückhaltung vieler Geschäftsführungen, sich in irgendeiner bedeutungsvollen Weise“ mit wichtigen sozialen und kulturellen Debatten auseinanderzusetzen, kann daher derzeit wirklich keine Rede mehr sein. Ein Rezensent für Bloomberg ließ sich gar zur Aussage hinreißen, es handele sich dabei um „überhaupt kein Buch, sondern ein Beitrag von Unternehmenswerbung“ für Palantir.
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Das Anfang der 2000er-Jahre unter anderem von Peter Thiel gegründete Unternehmen Palantir hat sich auf Analysen von großen Datenmengen spezialisiert, aus denen sie verschiedene Erkenntnisse ableiten. Sie arbeiten etwa für Geheimdienste, Militär und andere staatliche Behörden, aber auch private Unternehmen wie Banken.
Wie die New York Times vergangenes Jahr kurz nach Trumps Amtseinführung berichtete, ist Palantir eines von 263 Unternehmen, die Technologien bereitstellen, die der US-Regierung bei Überwachung ihrer Grenzen helfen. Seit 2020 wurden bereits 7,8 Mrd. Dollar an diese Unternehmen vergeben. Trump hat angekündigt, die Aktivitäten im Rahmen dieses „U.S. Citizenship and Immigration Services“ (USCIS) sogar noch zu erweitern.
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