Das Vertrauen der US Air Force in KI ist so groß, dass selbst der Chef bei einer Übung mitflog

Das Vertrauen der US Air Force in KI ist so groß, dass selbst der Chef, Frank Kendall, bei einer Übung mitflog 

© US Air Force/ Richard Gonzales

Militärtechnik

Worin KI besser als Kampfjetpiloten ist

In den USA hat am Wochenende eine Flugvorführung stattgefunden, die für Aufsehen gesorgt hat. Frank Kendall, der Leiter der US Air Force, ist in einen modifizierten F-16-Kampfjet gestiegen, der von Künstlicher Intelligenz gesteuert wird. In der Luft zeigte diese ihre Fähigkeiten bei einem simulierten „Dogfight“ – einem Kampf Flugzeug gegen Flugzeug – gegen einen menschlichen Piloten. Mit dieser Aktion wollen die USA ihre Ambitionen untermauern, KI-Kampfjets künftig in großer Zahl einzusetzen. Über 1.000 solcher Flieger sollen in Dienst gestellt werden, die ersten davon schon in 4 Jahren.

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Computer sind angstfrei und unermüdlich

Der militärische Einsatz von KI ist sehr umstritten, kommt aber immer häufiger vor. Es wäre ein Sicherheitsrisiko, KI nicht zu verwenden, ist Kendall überzeugt. „Mittlerweile müssen wir sie haben“, sagt der Air-Force-Chef. „Der Computer wird nicht müde, er hat keine Angst und er führt Manöver mit höchster Präzision aus, während menschliche Pilot*innen in ihren Leistungen immer Schwankungen haben werden“, fasst er einige Vorteile der Technologie zusammen.

Ein gewichtiges Argument ist freilich auch, dass man bei Einsätzen keine eigenen Pilot*innen gefährdet, sagt Generalmajor Gerfried Promberger, der Leiter der Luftstreitkräfte beim österreichischen Bundesheer. „Man kann damit in einen hochgefährlichen Raum einfliegen. Wenn das Kampfflugzeug abgeschossen wird, riskiere ich kein menschliches Leben.“

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Ständiges Dazulernen macht Überlisten schwer

Ein weiterer Vorteil ist, dass KI-Piloten die Erfahrung von Hunderten menschlichen Pilot*innen mitbringen. Die US Air Force und andere Luftstreitkräfte trainieren ihre Computerprogramme anhand von echten Strategien im Luftkampf – im Simulator, aber auch bei realen Flügen. Schafft man es einmal, eine KI zu überlisten, lernt sie daraus und kann beim nächsten Mal schon besser reagieren. „Das Manöver, mit dem man sie heute besiegt, ist morgen in ihren Händen“, drückte es auch schon ein chinesischer Luftwaffenpilot aus.

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Die großen Player bei militärischer KI

Militärische KI-Entwicklung in China ist der große Anhaltspunkt für die USA. Durch Versäumnisse in der Vergangenheit befürchtet man, strategisch ins Hintertreffen zu geraten und steuert nun massiv dagegen. Im Luftfahrtbereich setzen auch Israel und die Ukraine in ihren jeweiligen aktuellen Konflikten auf KI, vor allem in Form KI-gestützter Drohnen und der blitzschnellen Lagefeststellung anhand zahlreicher Sensordaten.

Wie weit China bei der Entwicklung von militärischer KI genau ist, sei aufgrund strenger Geheimhaltung schwer zu sagen, meint Joseph Verbovszky vom Defense AI Observatory der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Neben den USA und China sieht er Russland, Israel, Ukraine und die Türkei als die führenden Player bei militärischer KI. Die Türkei habe in den vergangenen Jahren viel Geld in die eigene unbemannte Industrie gesteckt - eventuell als Antwort auf den Ausschluss von westlichen Militärprogrammen (F-35 und Leopard 2). "Jetzt planen sie ein großes Repertoire an unbemannten Systemen, nicht nur in der Luft, sondern auch an Land."

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Österreich ist am Beobachtungsposten

Wie reagiert das österreichische Bundesheer darauf, vermehrt mit KI-gestützten Gegnern rechnen zu müssen? „Es gibt einen Aufbauplan, aber das ist ein jahrelanger Prozess“, sagt Promberger. „In den vergangenen Jahrzehnten war das Bundesheer nicht mit ausreichendem Budget gesegnet.“ Jetzt gebe es aber Projekte, etwa zur Abwehr von Drohnen mittels KI-Unterstützung: „Wir haben da wirklich gute Fortschritte gemacht.“ Nützlich sein sollen die Erkenntnisse in Zukunft etwa bei der Absicherung großer Konferenzen oder Sportereignisse.

Was die Anwendung von KI in militärischem Kontext allgemein anbelange, gebe es laut Promberger „Nationen, die uns vorzeigen wie man es machen kann“. Sie werde man aufmerksam beobachten und Lehren daraus für Österreich ziehen. 

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Moralische Frage der Autonomie

Im Verteidigungssektor wird KI an vielen Stellen großes Potenzial zugeschrieben. In der Aufklärung taucht sie etwa in Form von Bilderkennungs-Software auf. In der Ukraine können Bürger Fotos von gegnerischen Truppen in eigenen Apps hochladen. Eine KI klassifiziert Objekte wie Fahrzeuge oder Waffen, die darauf zu sehen sind, und gibt die Informationen an die eigenen Streitkräfte weiter.

KI wird auch in der Logistik, in der vorausschauenden Wartung von Maschinen oder in der Ausbildung eingesetzt. Moralisch fragwürdig wird es meist, wenn es darum geht, ob KI Menschen bei ihren Aufgaben assistiert oder vollautomatisch agiert. Maschinen, die über Leben und Tod entscheiden, werden von vielen Staaten verurteilt. Internationale Abkommen, keine „Killerroboter“ einzusetzen und die letztendliche Verantwortung über den Gebrauch von Waffen Menschen zu überlassen, gibt es aber noch nicht.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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