Diese Saker-Drohne nützt die KI von Palantir.

Diese Saker-Drohne nützt die KI von Palantir.

© Ukrainisches Verteidigungsministerium

Militärtechnik

Wie KI die Trefferquote der Ukraine massiv erhöht

Künstliche Intelligenz ist nicht nur in der Industrie und Wissenschaft ein wichtiges Werkzeug, sondern auch auf dem Schlachtfeld. Ukrainische Drohnen konnten ihre Trefferquote durch KI etwa von 50 Prozent im Jahr 2023 auf fast 80 Prozent im Jahr 2024 erhöhen.

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KI-Waffenhändler Palantir

Ein Großteil der Entwicklungen ist auf das US-Unternehmen Palantir zurückzuführen. Der Software-Anbieter beliefert seit seiner Gründung nicht nur Banken und Finanzdienstleister, sondern auch Geheimdienste und Militärorganisationen. Ihre Technologie wird in der Ukraine etwa dazu verwendet, um Satellitendaten auszuwerten und damit die Zielplanung zu verbessern.

Eine weitere Palantir-Software findet sich allerdings auch in Überwachungsdrohnen des ukrainischen Unternehmens Saker. Die Drohne erkennt dadurch selbstständig Personen, Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und andere Ziele und leitet diese Informationen an ihren Gefechtsstand weiter. Dort wird dann entschieden, mit welchen Waffen der Feind angegriffen werden soll.

Der entscheidende Vorteil solcher KI-Anwendungen ist, dass sie ständig dazulernen. So soll die Drohne russische Soldaten anhand ihrer Uniformen, ihrer Waffen und sogar ihrer Bewegungen erkennen können. Als Datenbasis dienten unzählige Videos, mit denen die KI der Drohne trainiert wurde.

Tarnen, tricksen und täuschen

Solche KI-Suchsysteme zu verwirren, ist eine gängige Kriegstaktik. Russland nutzt etwa auch eine Tarnmethode aus dem Zweiten Weltkrieg, um wertvolle Kriegsschiffe vor ukrainischen Angriffen zu schützen. Der Bug und das Heck der Admiral Essen wurden etwa mit dunkler Farbe überstrichen, um das Schiff optisch zu verkleinern. Denn der dunkle Schiffsteil verschmilzt aus der Vogelperspektive mit dem Dunkelblau des Meeres.

Eine weitere Tarnmethode wurde bei russischen strategischen Bombern gesichtet. Diese werden unter Reifen "versteckt", um die Zielerfassung moderner Raketen zu verwirren. "Wenn man Reifen auf die Flügel legt, haben viele Computer-Vision-Modelle Schwierigkeiten zu erkennen, dass es sich um ein Flugzeug handelt", sagt etwa Schuyler Moore, erste CTO des United States Central Command (deutsch: Zentralkommando der Vereinigten Staaten).

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Die Saker-Drohne hat eine Reichweite von etwa 10 Kilometern und verfügt über ein Trägheitsnavigationssystem, das GPS-unabhängig ist. So ist sie weniger anfällig für elektronische Kriegsführung wie Jamming, bei dem GPS- und Kommunikationssignale unterdrückt werden und die Drohnen somit quasi orientierungslos werden.

Weniger Treffer durch FPV-Drohnen

Solche Abwehrsysteme setzen der ukrainischen Armee zu. Im Zuge des Krieges nahm die Trefferquote von FPV-Drohnen, die über eine Kamera verfügen und darüber aus der Ferne von Piloten gesteuert werden, stetig ab. Im vergangenen Jahr lag die Trefferquote von erfahrenen Piloten nur noch bei 50 Prozent, die von jüngeren Rekruten lag sogar bei nur 10 Prozent.

Durch die Palantir-Software konnte diese Quote allerdings auf 80 Prozent gesteigert werden. Sie kann Daten aus verschiedenen Quellen nutzen, wie etwa Geheimdienstdaten, Radar und Wärmebilder aus der Luft. Die Daten werden dann von Palantir verarbeitet und geben den Offizieren auf dem Schlachtfeld mehrere Optionen, um potenzielle Ziele anzugreifen.

"Die Ukraine nutzt die Technologie, um sowohl Russlands überlegene Personalstärke als auch größere Mengen an Systemen und Waffen zu kontern", sagt der ukrainisch-amerikanische Journalist David Kirichenko gegenüber der Kyiv Post

Vorsicht vor zu viel Künstlicher Intelligenz

Allerdings mahnt er zur Vorsicht, was die explosionsartige Zunahme der KI-Nutzung betrifft. Er fragt sich etwa, was passieren würde, wenn die KI feindliche Ziele alleine an ihren Bewegungen erkennen würden, ohne Uniform. Inwiefern würden sich diese Ziele von russischen Zivilisten unterscheiden? Laut Kirichenko wurden ukrainische Kräfte in diesem Fall innehalten und nicht feuern - bei russischen Streitkräften erwartet er das allerdings nicht. 

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Die Gefahr besteht auch, dass Waffensysteme durch KI zu viel Autonomie erhalten würden. KI sei allerdings nicht in der Lage, Nuancen auf dem Schlachtfeld zu erkennen, die Menschen erkennen würden. Dennoch ist er sich sicher, dass die KI-Revolution am Schlachtfeld weitergehen wird. "Im Krieg der Zukunft geht es wahrscheinlich genauso sehr um Algorithmen wie um Rüstung", meint Kirichenko.

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