David Alaba gibt es nicht nur am Fußballplatz, sondern auch in der Blockchain

David Alaba gibt es nicht nur am Fußballplatz, sondern auch in der Blockchain

© EPA / ANDREJ CUKIC

Digital Life

Von Alaba bis Klimt: Was aus den österreichischen NFTs wurde

David Alaba ist 70 Prozent weniger wert als noch vor 3 Jahren. Klimts "Der Kuss" hat sogar 90 Prozent seines Wertes eingebüßt - und es wurde nur gut ein Viertel davon verkauft.

Die Rede ist nicht von einem Formtief des realen Fußballspielers und auch nicht vom berühmten Gemälde, das vermeintlich zerstückelt wurde. Es geht um ihre digitalen Abbilder: NFTs. Sie sind Beispiele für bekannte österreichische Projekte, die vor 3 Jahren gestartet sind, als NFTs gerade auf dem Hoch ihrer Popularität waren.

Was sind NFTs

Unter Non-Fungible-Token (NFT) versteht man eine digitale Besitzurkunde, die zeigt, dass jemandem ein Anteil an einem digitalen Werk gehört. Das Besondere daran: NFTs sind nicht kopierbar. Damit ist jeder NFT einzigartig. 

Gespeichert sind sie in einer Blockchain, wie beispielsweise Ethereum. Das ist eine dezentrale Datenbank, in der Informationen über NFTs, also beispielsweise die Besitzverhältnisse, in Blöcken gespeichert werden. Jeder Block schließt an einen vorherigen an, wodurch sich die Informationen nicht verändern lassen. 

Gelangweilte Affen lösten Hype aus

NFTs kann man weder anfassen noch aufhängen. Trotzdem zahlten manche für diese digitalen Sammelbilder Unsummen, besonders von gelangweilt dreinschauenden Affen. Sie sind Teil von Bored Ape Yacht Club, die wahrscheinlichste bekannteste NFT-Sammlung weltweit.

Im Jahr 2021 startete der Trend um NTFs richtig durch, unter anderem wegen Prominenten wie Snoop Dogg, die Ape-NFTs kauften. Später wurde gegen ihn und andere Promis geklagt, weil sie angeblich Schleichwerbung für Bored Ape Yacht Club gemacht haben.

Kryptokunst

NFTs können für verschiedene Zwecke eingesetzt werden. Am häufigsten werden sie aber für Kryptokunst oder digitale Sammelobjekte verwendet. Diese digitale Kunst hat wesentlich zum NFT-Trend beigetragen. Der Markt für NFTs hatte damals die Marke von 35 Milliarden Euro überschritten. Auch in Österreich waren NFTs Thema. 

Lukas Amstler vom Wirtschaftberatungsunternehmen EY Österreich sagt dazu: „In Österreich fand der NFT-Trend vor allem in spezialisierten Kreisen Resonanz – etwa bei Tech-Enthusiasten, Kunstschaffenden und Sammlern. Selbst öffentliche Einrichtungen haben NFTs damals aufgegriffen, was für mediale Aufmerksamkeit sorgte.” 

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Der Kuss im Belvedere 

Ein sehr bekanntes Beispiel dafür ist das Bundesmuseum Belvedere, das digitale Bildausschnitte von Gustav Klimts „Der Kuss” anbietet. Noch immer werden die NFTs um 1.850 Euro pro Stück angeboten. Auf der bekannten NFT-Plattform OpenSea verkaufen sich Nutzer diese NFTs aber um lediglich 146 bis 210 Euro - also ein Wertverlust von gut 90 Prozent.

Es wurden 2.700 von insgesamt 10.000 Stück NFTs verkauft. Aufgrund des hohen Ausgabepreises, wurde damit aber trotzdem ein stattlicher Umsatz erzielt: 4,8 Millionen Euro, unter Einberechnung der Kursschwankungen der Kryptowährung, laut Belvedere.

NFT-Präsentation „Der Kuss" von Gustav Klimt im Oberen Belvedere; Stella Rollig, Generaldirektorin Belvedere, Wolfgang Bergmann, Wirtschaftlicher Geschäftsführer Belvedere

„Der Erlös trägt zur Finanzierung unserer vielfältigen Aufgaben und damit zur Sicherung des kulturellen Erbes bei", sagt Belvedere Pressesprecherin Irene Jäger. Auf futurezone-Nachfrage fand eine Aufteilung der Einnahmen mit Dritten nicht statt, wie etwa Werbeagenturen, die beim Erstellen der NFTs halfen. Jäger blickt zufrieden auf das Projekt zurück: „The-Kiss-NFT ist nach wie vor das erfolgreichste NFT-Projekt eines Kunstmuseums weltweit. Es hat dem Belvedere international viel Aufmerksamkeit und wertvolle Vernetzungen gebracht.”

ÖFB-Sammelkarten

Auch der ÖFB verkaufte ab März 2022 NFTs. Hier handelte es sich um eine Sammlung von Spielerkarten, auf denen bekannte Fußballer wie David Alaba, Marko Arnautovic oder Laura Feiersinger abgebildet sind. Der Wert des jeweiligen NFTs hängt vom Seltenheitswert ab. Für jede Spielerin und jeden Spieler gibt es 4 verschiedene Kategorien, welche die Seltenheit bestimmen. Insgesamt standen 810 NFTs zur Verfügung. 

Von den Nationalteamspieler*innen gibt es NFTs mit verschiedenen Seltenheitsgraden

Von den Nationalteamspielen gibt es NFTs mit verschiedenen Seltenheitsgraden

Bei den ÖFB-NFTs erhielten die Käuferinnen und Käufer neben der digitalen Besitzurkunde auch Eintrittskarten oder im Match getragene Trikots. „Die Resonanz ist sehr positiv. Das Timing hat sich als glücklich herausgestellt, wenige Monate nach dem Drop ist der NFT-Hype signifikant zurückgegangen”, heißt es vom ÖFB. Der Verkauf der ÖFB NFT-Kollektion wurde im Dezember 2024 beendet. Knapp 60 Prozent der aufgelegten ÖFB NFTs wurden verkauft und mehr als 700 Goodies verlost.

Der Grundpreis der günstigsten ÖFB-NFTs betrug bei der Ausgabe 0,08 ETH (Kryptowährung Ether). Solche wurden zuletzt um 0,023 und 0,031 ETH verkauft, was umgerechnet etwa 33 bis 44 Euro sind - ein Wertverlust von gut 70 Prozent.

NFT-Briefmarken von der Post

Die österreichische Post verkauft seit 2019 Briefmarken, die gleichzeitig NFT-Sammelkarten sind. Oft handelt es sich dabei ebenfalls um digitale Kunstwerke. „Die Crypto stamp 1.0 war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft und zog unzählige weitere Ausgaben, Produkte und Kooperationen nach sich - und das bis heute”, sagt Post-Pressesprecher Markus Leitgeb.

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Er blickt zufrieden auf die NFT-Projekte zurück. Insgesamt wurden bis heute 1,4 Millionen NFTs erstellt und herausgegeben. Damit habe das Unternehmen nicht nur neue Zielgruppen erreicht, sondern die Idee auch an andere Postgesellschaften lizenziert. 

Der ursprüngliche Hype um die Crypto Stamps entstand auch, weil man sie zum Fixpreis von 6,90 Euro kaufen konnte und die Chance hatte, dass das damit verknüpfte NFT besonders selten war. Das ist ähnlich, wie wenn man sich eine Packung Sport- oder Pokemon-Sammelkarten kauft und nur eine geringe Chance hat, dass eine Karte darin besonders selten und damit wertvoll ist.

Aktuell werden die Crypto Stamps von der Post um 9,90 Euro verkauft. Ältere NFT-Briefmarken, die es in verschiedenen Seltenheitsgraden gab, werden aktuell zwischen 10 und 130 Euro gehandelt.

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Blase ist geplatzt 

Seit 2023 hört man immer weniger von NFTs. „Heute ist der Begriff NFT – zumindest in Österreich – fast gänzlich von der Bildfläche verschwunden. Immer wieder gibt es Versuche, NFTs, insbesondere im internationalen Umfeld, wieder zu beleben”, sagt Amstler. Laut ihm erinnert das, was wir 2021 oder 2022 gesehen haben, an eine Blase. 

„Unabhängig vom wirklichen Nutzen und der Idee konnten einige NFT-Projekte durch einen gewissen Hype in kürzester Zeit enorm an Wert gewinnen. Es war in diesem Kontext nur wenig überraschend, dass der Hype irgendwann sein Ende findet", erklärt der Experte für Financial Services. 

Eine Studie der Analyseplattform dappgambl aus dem Jahr 2023 hat gezeigt, dass 95 Prozent der über 73.000 untersuchten NFT-Kollektionen auf einen Wert von 0 Ether abgerutscht sind. Rund 23 Millionen Menschen hätten laut den Analysten Geld in damals wertlose NFTs gesetzt. 

➤ Mehr lesen: 95 Prozent aller NFTs sind nichts mehr wert 

Kommen NFTs zurück? 

Bill Gates gehört zu den bekennden Gegnern von NTFs. Er spottete: „Ganz offensichtlich werden teure digitale Bilder von Affen die Lage der Welt immens verbessern." Damit meint er die NFT-Kollektion Bored Ape Yacht Club. Seiner Meinung nach basiert der Wert von NFTs auf der „Greater-Fool“-Theorie: Man kauft überteuert in der Hoffnung, dass man einen größeren „Deppen“ findet, der noch mehr zahlt.

Ob NFTs jemals wieder so relevant werden wie damals, ist schwer zu sagen. Amstler meint: „Zwar ist ein kleiner Aufschwung in der Kunstszene wieder beobachtbar, mit den derzeitigen Versuchen auf nationaler, aber auch internationaler Ebene ist jedoch mit einem explosionsartigen Wachstum wie 2021/2022 in der breiten Masse wohl nicht zu rechnen."

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Das heiße aber nicht unbedingt, dass NFTs an Relevanz verloren haben. „Die Idee dahinter bleibt und lässt sich in einigen Projekten durchaus gewinnbringend einsetzen", so Amstler. Die Produkte müssten laut ihm aber einen echten Mehrwert darstellen. Als Beispiel nennt er Tickets für Veranstaltungen oder digitale Identitätsnachweise. Damit NFTs aber für die breitere Masse relevant werden brauche es mehr Nutzerfreundlichkeit.

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Sandra Czadul

Begeistert von Wissenschaft und stets auf der Suche nach Ideen, die uns voranbringen.

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