In dieser Angelegenheit sind sich Apple und Google einig
In dieser Angelegenheit sind sich Apple und Google einig
© APA/EPA/MINH HOANG

Verschlüsselung

Streit mit FBI: Breite Unterstützung für Apple

Das FBI hat einen Gerichtsbeschluss erwirkt, wonach Apple der US-Bundespolizei beim Entsperren beziehungsweise Entschlüsseln des iPhones eines getöteten Terroristen unterstützen muss.

Apple-CEO Tim Cook hat sich diesbezüglich an die Öffentlichkeit gewandt und in einem offenen Brief erklärt, wie wichtig Verschlüsselung für den Schutz persönlicher Daten ist. Obwohl man den Anschlag des Terroristen scharf verurteile und versucht habe, dem FBI bei seinen Ermittlungen zu helfen, gehe das Urteil einen Schritt zu weit: "Sie haben uns aufgefordert, eine Hintertür in das iPhone einzubauen."

In dieser Angelegenheit bekommt Cook nun Schützenhilfe von Google-Chef Sundar Pichai, der den Fall ähnlich sieht wie der Apple-CEO: "Wir haben sichere Produkte entwickelt, um Informationen zu schützen", schreibt Pichai auf Twitter.

Den Behörden nach einem Gerichtsbeschluss Zugang zu Daten zu geben, unterscheide sich wesentlich davon, Unternehmen zum Hacken zu zwingen, stellt Pichai klar. Wenn Unternehmen zum Hacken ihrer eigenen Geräte gezwungen werden, werde der Privatbereich der Nutzer maßgeblich kompromittiert. Wie Cook sieht auch Pichai in dieser Angelegenheit einen zukunftsweisenden Präzedenzfall.

Auch der Gründer von WhatsApp, Jan Koum, stärkt Apple-Chef Tim Cook unmissverständlich den Rücken. "Wir dürfen diesen gefährlichen Präzedenzfall nicht zulassen", betonte er in einem Facebook-Eintrag. Heute gehe es um die Freiheit.

Etwas vorsichtig meldet sich Microsoft zu Wort. Ohne auf den konkreten Fall einzugehen, bietet der Software-Konzern seine Hilfe bei der Reformierung der Überwachungsgesetze an. Man sei zwar bereit, mit den staatlichen Behörden zusammenzuarbeiten, allerdings würden Backdoors eine Aushöhlung der Sicherheit darstellen.

Snowden meldet sich zu Wort

Auch Edward Snowden hat sich zu diesem Fall geäußert. "Das ist wichtigste Prozess in der Tech-Industrie seit einem Jahrzehnt", schreibt er auf Twitter.

Er kritisiert, dass sich die Bürger nun auf Unternehmen wie Apple und Google, statt auf Regierungen verlassen müssen, damit ihre Bürgerrechte geschützt werden.

Kritik an Apple

Einige wichtige US-Politiker zeigten in ihren Reaktionen daher wenig Verständnis für die Apple-Position. Die kalifornische Senatorin Dianne Feinstein, die Vize-Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses ist, will notfalls Gesetzesänderungen anstoßen. In ihrem Staat seien durch einen Terroranschlag 14 Menschen gestorben und das verschlüsselte Telefon könne zusätzliche Informationen liefern, betonte sie im Nachrichtensender CNN. „Und ich bin überzeugt, dass es zu unserer Verantwortung und Pflicht als Regierung gehört, dafür zu sorgen, dass Apple diese Informationen liefert.“

Der republikanische Senator Tom Cotton war noch harscher in seiner Kritik: „Apple entschied sich, die Privatsphäre eines toten IS-Terroristen statt der Sicherheit des amerikanischen Volkes zu schützen.“ Der Milliardär Donald Trump, der für die Republikaner als Präsidentschaftskandidat antreten will, erklärte im Sender MSNBC, Apple handle schandhaft und müsse gezwungen werden, dem FBI zu helfen. Zugleich warnte der demokratische Senator Ron Wyden, mit der Software zum Entsperren von iPhones könne die Online-Sicherheit für „Millionen Amerikaner“ gefährdet werden. Außerdem würde die US-Regierung damit Russland und China ermutigen, amerikanische Unternehmen zu „Hintertüren“ in ihren Produkten zu zwingen, sagte er der Website „Buzzfeed“.

Langjähriger Streit

Mit dem Fall eskaliert der seit Jahren schwelende Streit um Verschlüsselung und Terrorbekämpfung. Technologieunternehmen wie Apple und Google verschlüsseln die Daten in vielen Fällen so, dass nur die Nutzer darauf Zugriff haben, aber nicht die Unternehmen selbst. Damit können auch auf Gerichtsbeschluss oft keine Informationen herausrücken. Behörden kritisieren immer wieder, das behindere die Aufklärung von Verbrechen und den Kampf gegen Terroristen. Die Unternehmen und IT-Sicherheitsexperten argumentieren, „Hintertüren“ von Behörden könnten auch von Kriminellen ausgenutzt werden.

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