Facebook-Manager David Marcus bei der Anhörung zur Kryptowährung Libra im US-Kongress

Facebook-Manager David Marcus bei der Anhörung zur Kryptowährung Libra im US-Kongress

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Netzpolitik

US-Kongress stellt Facebooks Kryptowährung in Frage

Am Dienstag wurde David Marcus, der Leiter von Facebooks Kryptowährungs-Projekt Libra, vom US-Kongress befragt. Bei der Anhörung wurde gleich einmal klar, dass Facebook sich harte Fragen gefallen lassen muss, wenn es die Zustimmung der US-Politik zu seinen Plänen wünscht, berichtet CNN. Senator Sherrod Brown, Mitglied des Senate Banking Committee, rief dem Publikum eine Reihe von Facebook-Verfehlungen in den letzten Jahren in Erinnerung.

Unterminierte Demokratie

"Facebooks Motto ist: Beweg dich schnell und brich Dinge auf. Sie haben sich schnell bewegt und helfen dabei, unsere Demokratie zu unterminieren. Und jetzt erwarten sie, dass man ihnen unsere Gehaltsschecks anvertraut", meinte Brown. Marcus gestand Fehler in der Vergangenheit ein und versicherte, dass Libra so konstruiert sei, dass Daten und Geld von Nutzern sicher seien. Außerdem werde die Gesellschaft von der Facebook-Kryptowährung profitieren, weil sie mehr finanzielle Inklusion brächte. Brown dazu: "Ich glaube, das ist eine Wahnvorstellung."

Schweizer Regulierung

Facebook-Vertreter Marcus versucht während der zwei angesetzten Anhörungen vor dem US-Kongress, die massive Skepsis der Politik gegenüber seinem Projekt zu zerstreuen. Libra konkurriere nicht mit nationalen Währungen und werde gängiger Aufsicht zum Beispiel gegen Geldwäsche unterworfen sein, betonte Marcus am Dienstag.

Da die Libra Association, die das System verwalten soll, in Genf angesiedelt wird, solle sie von der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma beaufsichtigt werden. Mit ihr seien erste vorbereitende Gespräche geführt worden, sagte Marcus.

Sorge um klassische Währungen

Libra basiert zwar ähnlich wie der Bitcoin auf der Blockchain-Technologie, funktioniert aber anders. Nutzer sollen Libra mit klassischen Währungen kaufen können, das Geld wandert dann in einen Fonds, der die Stabilität der Digitalwährung garantieren soll. Nach Einschätzung von Facebook dürfte Libra zunächst für internationale Geldtransfers genutzt werden, mit der Zeit aber auch zum Bezahlen in Läden. In den USA und Europa äußerten Politiker die Sorge, Libra könnte heutige Währungen untergraben und unkontrollierte Geldströme begünstigen.

Marcus verteidigte in seinem Auftritt im Senats-Finanzausschuss das Projekt. Heute sei es für viele Menschen zu teuer, ihr Geld zu nutzen und zu überweisen - und Libra könne eine effiziente und sichere Alternative bieten.

Angst vor China

Zugleich schürte der Facebook-Manager bei den Abgeordneten Ängste vor einer Dominanz Chinas in dem Bereich: "Ich bin überzeugt, wenn Amerika nicht die Innovationen bei digitalen Währungen und Bezahlsystemen anführt, werden das andere tun." Und dann werde man bald eine Digitalwährung sehen, "die von anderen kontrolliert wird, deren Werte drastisch anders sind". Facebook werde sich die nötige Zeit nehmen, alles richtig zu machen.

Unbeantwortete Fragen

Laut TechCrunch zeigten die Fragesteller im US-Senat bei der ersten Anhörung ein ausreichend gutes Basiswissen über die Funktionsweisen von Libra. Einige Fragen blieben jedoch offen. Unter anderem konnte David Marcus nicht beantworten, wie Facebook sicherstellen will, dass es zum Diebstahl von Daten oder sogar Geld durch Programmierer kommt. Facebook hat offenbar noch keinen konkreten Plan, wie man bösartiges Verhalten von direkt in das Projekt involvierten Programmierern verhindern kann.

Fraglich bleibt auch, welche Kontrolle Libra über Geldtransfers durch Terroristen hat oder wie Facebook den Betrug von Bürgern verhindern will, die durch Libra erstmals mit Kryptowährungen in Berührung kommen.

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