Apps for Education

US-Studenten klagen Google wegen E-Mail-Scans

„Google Apps for Education“ heißt das weltweite Programm, mit dem der US-Konzern Schülern und Studierenden kostenlose Tools wie Kalender, E-Mails und andere Werkzeuge zum kollektiven Arbeiten zur Verfügung stellt. Rund 30 Millionen Personen auf der ganzen Welt nutzen es. Viele Schulen und Unis haben ihr System gänzlich auf die Tools umgestellt und verschicken ihre Zeugnisse, Prüfungsanmeldeformulare, Aufgaben für Gruppenarbeiten und andere To-Dos für ihre Studierenden ausschließlich an diese Google E-Mail-Adresse.

Nun gibt es im US-Bundesstaat Kalifornien einen Prozess gegen Google, der bald die weltweite Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte, so brisant wie er ist: Es geht dabei nämlich um potentielles Datamining von Schülern und Studierenden. Die Studierenden fürchten, dass Google ihre Aktivitäten im Rahmen von „Google Apps for Education“ unter anderem durch das Scannen ihrer E-Mails nutzen könnte, ein exaktes Profil von ihnen zu erstellen. Insgesamt haben neun Personen in Kalifornien eine Klage eingebracht, zwei davon sind Studierende und müssen den E-Mail-Dienst von Google von der Uni aus verpflichtend nutzen.

Gescannte E-Mails

Der Clou ist nämlich: Bei „ganz normalen“ bzw. freiwilligen Gmail-Nutzern werden die E-Mails der Nutzer gescannt und indiziert. Die Nutzer stimmen dieser Praxis in den AGBs zu. Google scannt die E-Mails unter anderem aus dem Grund, um die angezeigte Werbung personalisieren und damit Geld verdienen zu können. Bei den „Apps for Education“-Nutzern wird jedoch keine personalisierte Werbung geschalten, diese Funktion ist abgedreht. Doch die E-Mails der Schüler und Studenten werden dennoch gescannt und indiziert. Das erklärte zumindest eine Google-Sprecherin in den USA gegenüber der „Education Week“. Das Unternehmen scanne und indiziere die E-Mails der Schüler und Studierenden sehr wohl und zwar aus einer „Reihe von Gründen“. Die Funktion sei automatisiert und könne seitens Google nicht abgedreht werden, so die Sprecherin.

Neben dem Wortlaut der Google-Sprecherin wurde noch ein weiterer Hinweis dafür gefunden, dass die E-Mails der Studierenden gescannt werden. Die Universität von Alaska (UA) hat in ihren „Frequently Asked Questions“ auf die Frage – „Google liest meine E-Mails. Ist das wahr?“ – Folgendes als Antwort stehen: „Sie lesen nicht die E-Mails per se. Um gezielte Werbung auf ihren anderen Seiten zu schalten, wenn deine E-Mails nicht verschlüsselt sind, scannt Software deine E-Mails und stellt Schlagwörter für Werbezwecke zusammen.“

"Privatsphäre steht am Spiel"

Aus diesen Gründen befürchten die Studierenden nun, dass ihre gescannten und indizierten E-Mails von Google für Profiling-Zwecke herangezogen werden könnte. Google argumentiert in dem Fall, die Zustimmung der Nutzer zu haben. Die Studierenden beziehen sich bei ihrer Klage unter anderem auf das „Abhörgesetz“ und argumentieren, dass es keinesfalls die Zustimmung der Personen gäbe, die ihnen E-Mails senden und keine Google-Nutzer seien. Datenschützer in den USA sind alarmiert, sie wollen, dass sich das US-Bildungsministerium mit der Causa befassen muss: „Die Privatsphäre unser Studierenden steht auf dem Spiel“, so Khaliah Barnes, Anwalt der Datenschutz-Organisation Electronic Privacy Information Center (EPIC).

Während sich der Gerichtsfall in den USA noch einige Zeit ziehen könnte und auch in den USA noch hohe Wellen schlagen könnte, ist dieser Fall auch für Österreich nicht ganz irrelevant. Google hat den Schulen und Universitäten das „Apps for Education“-Programm hierzulande nämlich so verkauft, dass Werbeschaltungen in den E-Mails deaktiviert sind – was impliziert, dass die E-Mails nicht gescannt werden.

Salzburgs Uni setzt auf Google

Die Uni Salzburg hat ihr E-Mail-System etwa im Dezember 2010 für ihre rund 18.000 Studierende auf „Google Apps for Education“ umgestellt. So werden etwa Prüfungsergebnisse automatisch, wenn sie vom Professor ins dafür vorgesehene PlusOnline-System eingetragen werden, an die universitäre Google-E-Mail-Adresse verschickt. „Anders als bei Gmail werden die Inhalte der Mails von Google nicht für Werbekunden gescannt. Die Mails werden von Google nicht durchleuchtet“, hieß es damals seitens der Universität auf futurezone-Anfrage, ob es denn keine datenschutzrechtlichen Bedenken gäbe.

Studierende protestierten bereits damals dagegen. „Damit könnte sich Google passende Absolventen aussuchen und diese gezielt anschreiben“, lauteten die Ängste der Salzburger Studierenden. Eine Anfrage bei Google Österreich zur Aufklärung der Causa läuft.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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