Bargeldloses Zahlen

Visa startet NFC-Experiment mit iPhone

Visa kooperiert dabei mit dem Technologie-Anbieter Wireless Dynamics. Da das iPhone 4 wie die überwiegende Mehrheit der anderen Smartphones ohne NFC-Chip ausgestattet ist, muss das Gerät über ein aufsteckbares Zusatzmodel aufgerüstet werden, das Wireless Dynamics unter dem Namen iCarte vertreibt. In Kombination mit einer Visa App sollen die neuen NFC-Bezahldienste so genutzt werden können.


Türkei als NFC-Vorzeigeland

In der Türkei, das Visa für den Start des Dienstes ausgewählt hat, stehen mittlerweile über 40.000 NFC-Terminals zur Verfügung. Um möglichst viele User zu erreichen kooperiert Visa dort mit einer großen Bank und dem größten Mobilfunk-Anbieter Turkcell. Weitere Länder, in denen die NFC-Bezahlung mittels Visa und iPhone vorgesehen sind, sind Italien, Frankreich, Polen, Schweiz und Großbritannien. Österreich wird von Visa Europe nicht explizit genannt, der Kreditkartenanbieter will den Service aber nach und nach auf ganz Europa ausrollen.


Nach anfänglicher Euphorie, die auch in Österreich zu einer Reihe von Experimenten führte - etwa den Fahrscheinkauf bei den Wiener Linien über NFC-Technologie oder das Bezahlen bei Getränkeautomaten an ausgewählten Bahnhöfen - blieb die Technologie aufgrund fehlender Smartphone-Modelle auf der Strecke. Auch die Kreditinstitute und Banken zeigten bisher nur mäßig Interesse.

Durchbruch mit Google und Apple?

2011 könnte aber tatsächlich den Durchbruch der Technologie bringen. Während bereits seit Monaten Gerüchte kursieren, dass Apples iPhone 5 mit NFC-Technologie ausgestattet wird, preschte Google mit seinem von Samsung produzierten Nexus-S-Smartphone vor (die FUTUREZONE berichtete ). Neben dem Nexus-Phone sollen weitere Android-Telefone mit NFC-Technologie ausgestattet werden. Auch Nokia und LG haben bereits angekündigt, die Technologie forcieren zu wollen.

Dass Visa Europa schon jetzt eine eigene iPhone-NFC-Lösung präsentiert, ist ein klares Indiz dafür, dass das Kreditunternehmen gerüstet sein will, wenn Apple mit seinem mächtigen iTunes-Abrechnungsmodell in den NFC-Markt einsteigt. Denn für die Kreditkartenunternehmen birgt das Interesse von Apple, Google und Co an mobilem Payment langfristig gesehen auch Risken.

Risiko für Kreditkartenanbieter

Rechnen die großen Marktplayer derartige Einkäufe nämlich über ihre eigenen Systeme oder mit den Mobilfunkern ab, könnten den Kreditkartenbetreibern die jetzt fälligen Zusatzgebühren für Kreditkartenzahlungen durch die Finger rutschen. Umgekehrt kann sich der verstärkte Trend zu bargeldlosem, mobilem Bezahlen auch für die Kreditkartenanbieter als Goldgrube erweisen.

Offiziell gibt man sich bei Visa Europe noch zurückhaltend. "Neben der Sicherheit und dem einfachen Ablauf des Zahlungsvorganges müssen Lösungen international standardisiert werden, um neben klassischen Kreditkarten bestehen zu können", heißt es von Visa Europe auf Nachfrage der FUTUREZONE. Als optimale Einsatzmöglichkeit nennt Visa kleinere Beträge bis zu 30 Euro pro Transaktion, da Zahlungsvorgänge beim kontaktlosen Bezahlen noch rascher ablaufen würden als mit bestehenden bargeldlosen Lösungen.

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(Martin Stepanek)

Über NFC:
Bei NFC (Near Field Communication) handelt es sich um ein Übertragungsprotokoll zum kontaktlosen Austausch von Daten über kurze Strecken. Neben mobilen Payment-Lösungen kann die Technologie auch in vielen anderen Bereichen eingesetzt werden, etwa als Schlüssel für Gebäude und Fahrzeuge, im Supermarkt zur Produktkennzeichnung oder für mit Zusatzinformationen angereicherte Werbe- und Filmplakate.

Unter den Unternehmen, die innovative Services mittels NFC planen, befindet sich auch BMW. Wie das Unternehmen mitgeteilt hat, soll ein NFC-basierter Autoschlüssel auf den Markt kommen, mit dessen Hilfe das Navigation- und Entertainment-System des Autos aktiviert werden kann.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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Martin Jan Stepanek

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