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Deutsche Telekom

"5G ist kein Netz für alle"

„5G ist kein Netz für alle. Anders als z.B. LTE soll 5G ein Netz für spezielle Use Cases der Zukunft sein“, erzählt Ralf Wilking von der Deutschen Telekom bei der Standführung auf der Computermesse CeBIT. Auf dem Messestand zu sehen ist ein Szenario, bei dem zwei Roboterarme einen großen, rosa Würfel mit dem Aufdruck „5G for good“ von Ort A nach Ort B transportieren.

5g enabled robotics

Die Demo heißt „5g enabled robotics“. Damit soll gezeigt werden, wie wichtig garantierte Latenzzeiten für gewisse Use Cases in Zukunft sein werden. Bei der Demo ist laut der Deutschen Telekom eine garantierte Latenzzeit von 20 ms in Betrieb. Drückt man auf einen Knopf, ändert sich die Latenzzeit auf 80 ms und die Roboterarme lassen die Würfel einfach fallen, weil sie nicht mehr zusammenarbeiten können.

„Für einen einwandfreien Betrieb ist eine strenge Synchronisation der Robotersteuerungen erforderlich“, erklärt Wilking. Echtzeit-Cloud-Robotik erfordert demnach eine über die lokale Systemumgebung hinausgehende geringe und professionell gesteuerte Latenzzeit für einen einwandfreien Betrieb. Diese soll durch den Einsatz von 5G erreicht werden können. Die Robotersteuerungen laufen dabei auf Servern, die mittels 5G mit den lokalen Robotersystemen vernetzt sind.

"Damit kann man Geld verdienen"

Die Demo ist ein Teil der Showcases die auch im „5G Haus“ zu sehen sind, das mit Partnern Telekom, Samsung und der Stanford University entwickelt worden sind. Sie soll die „Notwendigkeit einer garantierten Latenz in der Robotik“ zeigen. Auf der Messe bekommt man dann die Zusatzinfo: „Mit genau diesen Services kann man als Deutsche Telekom dann künftig Geld verdienen. Es wird keinen All-Flat-Tarif geben, sondern einen eigenen 5G Enabled Robotics-Tarif.“

Das Thema Latenzzeit sei laut Wilking auch bei Szenarien wie Operationen aus der Ferne, die mit 5G durchgeführt werden, oder autonomen Autos besonders wichtig. Auf die Frage, ob sich Menschen wirklich mit 5G operieren lassen werden, sagt Wilking: „Wenn man die Entscheidung hat, ob man sechs Monate auf eine Operation wartet, oder einen ein Spezialist innerhalb von weniger Stunden operiert, der aber ganz wo anders auf der Welt sitzt, wird man sich wohl für den Spezialisten entscheiden. Das wird der Markt selbst regeln.“

Auf die Frage, was passieren würde, wenn beim Fahren autonomer Autos bei plötzlich das Netz ausfallen würde, antwortet Wilking: „Wir machen diesbezüglich auf der A9 Teststrecke gerade Tests mit LTE-V. Es sind in solchen Fällen nicht nur die Autos untereinander vernetzt, sondern sie haben jeweils selbst auch Sensoren. Es wird schwer daran gearbeitet, dass ein autonomes Auto dann auch fährt, wenn das Netz ausfällt.“

Lobbying für 5G Action Plan

Bereits in einem „5G Action Plan“ haben große Telekomanbieter Europas, darunter auch die Deutsche Telekom, vor ein paar Jahren verkündet, dass man 5G vor allem für sogenannte „Special Services“ benötige. Die Anbieter haben deswegen die Aufweichung der Netzneutralität gefordert und dafür lobbyiert. Das Argument damals war, dass Mobilfunker angeführt hatten, war, dass selbstfahrende Autos rechtzeitig bremsen müssen, weil es geringere Latenzzeiten gibt als etwa bei Video-Streaming-Diensten. Mit den 5G enabled robotics zeigt die Deutsche Telekom auf der Messe nun erstmals einen Use-Case, mit dem Spezialdienste entsprechend vermarktet werden.

Laut den Netzneutralitätsregeln, die von der EU verabschiedet wurden, gibt es für Spezialdienste diverse Ausnahmen. Gesundheitsdienste in Echtzeit wie etwa die Telechirurgie werden als Beispiele angeführt, die laut den Regeln „unter strengen Auflagen“ bevorzugt behandelt werden dürfen. Spezialdienste dürfen aber nur angeboten werden, wenn die Netzwerkkapazität ausreichen, um diese Dienste zu erbringen. Sie dürfen keinesfalls als Ersatz für Internetzugangsdienste angeboten oder genutzt werden und diese auch nicht benachteiligen. Es bleibt abzuwarten, ob dies mit den von der Deutschen Telekom geplanten Vorstellungen d’accord geht. Die Ansage: „5G ist kein Netz für alle“ lässt anderes erwarten. Und es bleibt zu befürchten, dass dadurch anstatt einer schnellen Glasfaser-Anbindung mittels Verkehrsmanagement ein künstlicher Qualitätsunterschied eingeführt wird.

Disclaimer: Die Reisekosten zur CeBIT in Hannover wurden von T-Systems übernommen.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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