A99: Sonys Kampfansage an Canon und Nikon
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Nachdem Sony besonders mit Systemkameras schon sehr gute Marktanteile verbuchen kann, soll es nun auch auf dem Profi-Segment der Vollformatkameras klappen. Hier fährt man derzeit zweigleisig, einerseits wurde kürzlich mit der RX1 eine Kompaktkamera mit einem Vollformatsensor ausgestattet, andererseits hat man sich mit der A99 erstmals auf dem SLT-Sektor einen großen Sensor verbaut. Wie man von Sony-Vertretern bei der Präsentation der A99 heraushören konnte, soll es sich beim Digital-Imaging-Segment derzeit um Sonys wichtigste Baustelle handeln, die höchste Priorität genießt.
Besonders ambitionierte Amateure und Profis sollen von Sonys Konzept angesprochen werden. Das ist keine leichte Aufgabe, da auf diesem Segment traditionell eine sehr hohe Markentreue herrscht und der Markt derzeit komplett von Canon und Nikon abgedeckt wird. Die futurezone konnte sich von Sonys Ansatz anhand eines Vorserienmodells der A99 ein Bild machen.
Im Inneren der A99 arbeitet ein CMOS-Sensor mit 24,3 Megapixel. Dabei handelt es sich um den gleichen Sensor, der auch bei Nikons neuer Einsteiger-Vollformatkamera D600 zum Einsatz kommt. Dadurch, dass der halbdurchlässige Spiegel beim Auslösen nicht hochklappen muss, ist kein entsprechendender Mechanismus notwendig, was Gewicht und Größe spart. Letzteres fällt auch sofort auf, wenn man die Kamera erstmals in die Hand nimmt.
Im Vergleich zu bekannten Vollformaten ist sie außergewöhnlich leicht und kompakt. Sony spricht sogar vom "leichtesten Vollformaten am Markt". Dabei bezieht sich der Konzern nur auf Kameras in "vergleichbaren Klassen". Die hauseigene Kompaktkamera RX1, in der ebenfalls ein Vollformatsensor zum Einsatz kommt, ist natürlich deutlich leichter.
Handhabung
Die geringe Größe geht teilweise auch zu Lasten der Handhabung. Menschen mit etwas größen Händen werden ohne Batteriegriff nur schwer einen wirklich stabilen Halt finden.
Bei der Bedienung setzt Sony, wie schon bei früheren SLT-Modellen, auf ein konventionelles Layout. Blende und Belichtungszeit reguliert man über zwei Rädchen am rechten oberen Rand. Neben dem Display befindet sich ein Joystick, mit dem man sich durch das Menü navigiert. Den Aufnahmemodus legt man über ein Auswahlrad am linken oberen Gehäuserand fest. Dieses Auswahlrad ist auch mit einem Sperrknopf ausgerüstet, damit es nicht unabsichtlich betätigt wird. Knöpfe und Auswahlrädchen sind jeweils aus Plastik, eine Metallverstärkung sucht man vergebens. Auch der Joystick wirkt für ein Modell, das für knapp unter 3.000 Euro in den Verkauf gehen soll, eine Spur zu fragil.
Das Gehäuse besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist wetterfest, wie auch im Test an einem verregneten Tag festzustellen war.
Der elektronische Sucher
Wie bei allen SLT-Modellen bietet die A99 keinen optischen, sondern einen elektronischen Sucher. Die Bildqualiät des OLED-Suchers mit 2,3 Millionen Bildpunkten überzeugt in allen Lichtsituationen und auch an der Reaktionszeit gibt es nichts auszusetzen.
Das schwenkbare Display mit drei Zoll Diagonale kann im Test ebenfalls überzeugen. Der Schwenkmechanismus macht einen stabilen und vertrauenswürdigen Eindruck.
Menüführung und Bedienung
Bei der Menüführung setzt Sony auf Gewohntes. Umsteiger von Canon- oder Nikon-Systemen müssen sich zwar in einigen Punkten umgewöhnen, dramatisch sind die Unterschiede jedoch nicht. Teilweise unverständlich ist die Belegung der beiden Rädchen für Belichtung und Blende. Je nach Aufnahmemodus änderte sich deren Funktion, teilweise aus nicht nachvollziehbaren Gründen.
Da es sich bei der Firmware des getesteten Gerätes noch nicht um die finale Variante handelt, kann es aber sein, dass sich hier noch das ein oder andere verändert.
Die Bildqualität
Nichts anbrennen lässt Sony bei der Bildqualität. Wie anfangs erwähnt kommt der gleiche Sensor wie bei Nikons D600 zum Einsatz, weswegen die beiden Kameras ähnliche Ergebnisse abliefern dürften. Unterschiede werden aufgrund der verschiedenen Bildprozessoren zurückzuführen sein. Während Nikon hier auf den hauseigenen EXPEED 3 setzt, verwendet Sony seinen BIONZ-Prozessor, der auch bereits bei früheren Modellen eingesetzt wurde.
Besonders das Problem Bildrauschen, das vor allem bei früheren Alpha-Modellen negativ aufgefallen ist, wurde von Sony aufgegriffen und eingedämmt. So hat Sony der neuen Kamera eine neue Rauschunterdrückung spendiert, die dafür sorgen soll, dass die Bilder auch bei hohen ISO-Stufen brauchbar ausfallen. Das ist besonders beim SLT-Konzept wichtig, da durch den halbdurchlässigen Spiegel weniger Licht zum Sensor kommt, als es bei normalen Spiegelreflexkameras der Fall ist, bei denen das Licht bei der Aufnahme komplett auf den Sensor trifft. Bei den SLT-Modellen verliert man deswegen etwa ein Drittel einer Belichtungsstufe. Dieser Umstand macht sich auch im Test deutlich, so muss man bei suboptimalen Lichtverhältnissen sehr schnell am ISO-Rad drehen.
In der Praxis wird sehr schnell deutlich, dass Sonys Rauschunterdrückung viel bringt. Die Lichtempfindlichkeit lässt sich leicht bis zu einem Wert von ISO 6.400 schrauben, ohne, dass Bildrauschen störend ins Gewicht fällt. Kontrast und Schärfe bleiben dabei aber trotzdem erhalten, so, dass die Bilder auch nicht weichgezeichnet wirken.
Auch der Videomodus kann durchwegs überzeugen. Der berüchtigte Rolling-Shutter-Effekt bleibt aus, der Phasenvergleich-Autofokus arbeitet präzise und äußerst flott. Eine Eigenschaft, mit der SLT-Kameras punkten können, sind besonders schnelle Serienbildaufnahmen. Sonys A99 stellt hier keine Ausnahme dar und schafft im RAW-Format bis zu zehn Bilder pro Sekunde. Im Vergleich: Nikons D600 kommt auf auf 5,5 Fotos in einer Sekunde, Canons D6 nur auf 4,5.
Erstes Fazit
Sony macht mit seinem ersten Vollformaten seit fast vier Jahren vieles richtig und kann sich auch von früheren Alpha-Modellen deutlich abheben. Besonders das Problem Bildrauschen haben die Japaner im Vergleich zu den Alpha-Modellen mit APS-C-Sensor in den Griff bekommen. Das war auch unbedingt notwendig, um Kunden mit einer Kamera für einen Preis von über 2.500 Euro abholen zu können.
Mängel sind bei der Verarbeitung der Bedienelemente ausgefallen. Hier hätte man ein wenig mehr Liebe zum Detail an den Tag legen können. Auch wenn die Verarbeitung sonst stimmt, wird man sich hier schwer tun, mit diesen kleinen Schönheitsfehlern Canon- oder Nikon-Jünger abzuholen. Jene könnten sich aber vielleicht durch den Videomodus überzeugen lassen. Der rasche Autofokus beim Filmen ist eine Wohltat und auch die Ergebnisse können sich sehen lassen.
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