AEG RX9 im Test: Staub weg, Frust bleibt
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Im August 2017 präsentierte AEG seinen neuen Staubsaugerroboter RX9. Der Bodenreiniger soll durch Technologien mit bunten Bezeichnungen wie "3D Vision", "3D Mapping Navigation", "ClimbForceDrive", "AirExtreme" sowie durch seine dreieickige Form (bzw. "Trinity Shape") und App-Verbindung punkten. Das Unternehmen hat "mehr als 16 Jahre Erfahrung in der Robotik" in den RX9 einfließen lassen - schließlich war der Trilobite (von AEG-Mutter Electrolux) der erste Staubsaugerroboter am Markt. Die futurezone hat sich angesehen, was hinter den hochtrabenden Werbeslogans für den AEG RX9 steckt.
Technik
Der AEG RX9 sieht von oben gesehen wie eine Mischung aus Dreieck und Scheibe aus, ist 32 Zentimeter breit und neun Zentimeter hoch. Die schön designte Oberfläche erscheint in blau und schwarz. Nahe der Vorderkante sind berührungsempfindliche Tastflächen, LED-Symbole und ein Monochrom-Display in das schwarze Plastik eingearbeitet. Die Vorderseite wird von einer zentralen Kamera beherrscht, die Rückseite von zwei Kühlgittern. An der Unterseite findet man eine 22 Zentimeter breite Bürstenwalze und eine einzelne Seitenbürste für die Reinigung von Ecken.
Im Inneren sitzen zwei Akkus, die zusammen auf eine Kapazität von 2500 mAh kommen. Das soll für 60 Minuten Reinigung am Stück reichen. Für das Aufladen werden maximal 3,5 Stunden veranschlagt. Der Staubbehälter, der an der Oberseite mitsamt Filter zu entnehmen ist, fasst 700 Milliliter. Die Basisstation für den RX9 ist ziemlich breit und bietet an der Rückseite einen Balken zum Aufwickeln überschüssigen Kabels. Die grundlegenden Steuerungsoptionen finden sich an der Geräteoberseite, für mehr Optionen muss man die RX9-App auf Smartphone oder Tablet installieren.
Praxiserfahrungen
Beim AEG RX9 beginnt mein Erfahrungsbericht bereits beim Auspacken. Beim Öffnen der Verpackung wird man von einem "Willkommen" und einer Kurzanleitung begrüßt, den Staubsaugerroboter findet man direkt darunter, in einen weißen Stoffbeutel eingehüllt - eine sehr schöne Einleitung. Wenn man danach gleich mit dem ersten Reinigungsvorgang beginnen will, bleibt die Sache unkompliziert. Hat der Roboter erstmals die Kontaktplatten der Ladestation berührt, wird er aktiviert. Ein leichtes Tippen auf das Play/Pause-Symbol an der Oberseite und der Roboter setzt sich in Bewegung.
Mühsame App-Einrichtung
Komplizierter wird die Sache, wenn man der Kurzanleitung folgt und versucht, den Roboter mit der App zu verbinden. Man lädt dazu die RX9-App auf sein Mobilgerät und folgt den Anweisungen auf dem Bildschirm. Man gibt dem Roboter einen Namen und dreht ihn auf seinen Rücken - das aktiviert den WLAN-Hotspot an Bord. Man versucht, mit dem Smartphone einen Strichcode an der Unterseite des RX9 einzuscannen - klappt erst nach mehreren Versuchen. Dann soll man am Smartphone das WLAN-Netzwerk des RX9 auswählen.
Versucht man mit der App-Einrichtung fortzufahren, bemerkt man, dass das Smartphone sich entschieden hat, statt dem RX9-Hotspot wieder das bekannte heimatliche WLAN auszuwählen - der RX9-Hotspot bietet keine Internetverbindung. Man durchstöbert die Einstellungen seines Smartphones ( Android), um das automatische Umschalten auf ein WLAN mit Internetverbindung zu verhindern. Danach versucht man die App-Einrichtung erneut. Nun klappt es. Der Roboter ist nun mit dem Heimnetzwerk verbunden.
Tagesspezifische Aufträge
Die App hält neben üblichen Grundfunktionen (Start, Stop, Spotreinigung, zur Basis zurückkehren) eine Zeitplaner-Funktion bereit. Hier kann man für jeden Wochentag unterschiedliche Reinigungszeiten festlegen. Mit der App kann man den Roboter ortsunabhängig steuern. Ein Live-Kamerabild oder erstellte Karten der eigenen Wohnung bekommt man darin aber nicht zu sehen.
Basis-Blindheit
Apropos sehen: Der RX9 besitzt ja ein "smartes Orientierungssystem", die "3D Mapping Navigation". Dank Kamera soll sich der Roboter ein "exaktes Bild seiner Umgebung" verschaffen, wie es in der Presseaussendung vom August heißt. In der Praxis navigiert der RX9 aber keineswegs allzu smart durch die Wohnung. Das größte Problem während des Testens: Der Roboter fand seine eigene Basisstation nicht, teilweise nicht einmal, wenn er nur einen halben Meter davon entfernt abgesetzt wurde. Durch Hin- und Herwenden versuchte der Roboter offensichtlich, sich eine "3D Vision" zu verschaffen, bewegte sich aber anschließend oft weg von der Ladestation anstatt direkt darauf zu.
Die Furcht vor der Basis machte sich im täglichen Betrieb auch dadurch bemerkbar, dass der Roboter mit leerem Akku irgendwo in der Wohnung liegenblieb. Laut Hersteller sollte er eigentlich zur Basis zurückkehren, Strom tanken und anschließend den Reinigungsprozess an der Stelle fortsetzen, wo er ihn zuvor unterbrochen hat. Rücksprache mit dem Hersteller ergab, dass die Basis-Blindheit ein bekanntes Problem sei. Ein mittlerweile automatisch ausgeliefertes Firmware-Update sollte es beheben.
WLAN-Verlust
Ein weiteres Problem des RX9 ließ sich während des futurezone-Tests nur mit Zerlegen lösen. Der Roboter wurde aus dem heimatlichen WLAN entfernt und später wieder zurück in die Wohnung geholt. Die App-Verbindung war gekappt und ließ sich nicht wieder herstellen. Auch den oben beschriebenen Verknüpfungsprozess zu wiederholen brachte nichts. Das WLAN-Symbol am Roboter war erloschen.
Weder in der Bedienungsanleitung noch in den FAQ in der App fand sich ein Hinweis darauf, wie man das Problem beheben könnte. Rückfrage mit dem Hersteller ergab, dass der Ausbau eines der beiden Akkus helfen sollte. Mit Schraubenzieher kann man den Akku aus der Unterseite des Roboters lösen und anschließend wieder einsetzen. Der Reset-Vorgang funktionierte. Der Roboter konnte anschließend wieder mit dem Heimnetzwerk und der App verbunden werden.
Gut gesaugt, einfach gewartet
Auf der Plus-Seite des AEG RX9 steht die Reinigungsleistung. Die "AirExtreme"-Technologie macht sich höchstens durch eine recht laute Geräuschkulisse bemerkbar, der Boden ist jedenfalls am Ende wirklich gut gesaugt. Dass der RX9 aufgrund seiner " Trinity Shape" tatsächlich besser als anders geformte Staubsaugerroboter in Ecken kommt, konnte ich nicht wirklich feststellen. Der "ClimbForceDrive" wirkte sich immerhin so aus, dass der RX9 weder auf Kabelsträngen noch Türschwellen oder Wäscheständerstreben hängen blieb.
Die Wartung des Roboters macht keine Probleme. Der Roboter meldet sich mit einer rot aufleuchtenden LED, wenn der Staubbehälter voll ist. Der Behälter ist einfach zu entnehmen und zu reinigen. Auch die Bürstenwalze an der Roboter-Unterseite kann einfach entriegelt, entnommen und gereinigt werden.
Fazit und Preis
Der AEG RX9 saugt wirklich gut. In dem Punkt lässt sich der edel verpackte und schön designte Roboter nichts zuschulden kommen. Nutzt man die Bedientasten am Roboter, gestaltet sich die Bedienung einfach. Die Steuerung per App klingt in der Theorie schön, erfordert jedoch bereits bei der Einrichtung viel Geduld und bietet bis auf eine tagesspezifische Programmierung kaum Mehrwert.
Die Navigation des Roboters beim Herumfahren in der Wohnung kann man bestenfalls als dem Standard entsprechend bezeichnen. Dass der Roboter seine Basisstation oft nicht fand, obwohl er direkt davor stand, ist völlig daneben - ein Update sollte dieses Problem zumindest bereits gelöst haben. Der Verlust der WLAN-Verbindung und die hierbei fehlende Hilfe in Bedienungsanleitung und FAQs ist lästig.
Schlussendlich wären alle aufgefundenen Mängel zu verkraften, wenn Hersteller AEG sein Gerät nicht als gar so herausragend präsentieren würde. Extravagante Bezeichnungen für die Technologien an Bord täuschen nicht darüber hinweg, dass es an dem Gerät noch einige Baustellen gibt. Der UVP von 1299 Euro ist angesichts dieser Unvollständigkeit nicht nachzuvollziehen. Das Gerät ist damit noch teurer als der Dyson 360 Eye und kostet mehr als fünf Mal so viel wie der zuvor von mir getestete Eufy RoboVac 11. Mit letzterem war ich deutlich zufriedener.
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