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Digital Life

Influencer verbreiten gefährliche Mythen zu Sonnencreme

In den USA breitet sich derzeit ein gefährlicher Trend aus. Influencer behaupten, Sonnencreme sei krebserregend. Sie empfehlen, sich nicht einzucremen und sich stattdessen ohne Schutz der Strahlung auszusetzen. 

Seit Monaten kursiert das Gerücht, Sonnencreme sei nicht nur unwirksam, sondern sogar gefährlich. Die Menge an Falschinformationen dazu ist erschreckend. Losgetreten wurde der Trend von TikToker "Jerome Tan". 

"Natürliche Nahrung" statt chemischer Schutz

Ohne seine Aussagen mit wissenschaftlichen Fakten zu untermauern, empfiehlt er seinen 400.000 Followern, mit natürlichen Nahrungsmitteln würde der Körper seine "eigene Sonnencreme" produzieren. Andere Influencer sind auf den Zug aufgesprungen. So behaupten manche, die Chemie in der Sonnencreme würde durch die Sonneneinstrahlung "Chemikalien in die Haut backen". 

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Die Folgen sind fatal. Laut einer Umfrage des Orlando Health Cancer Institute, glauben 15 Prozent der US-Amerikaner unter 35, der tägliche Gebrauch von Sonnencreme würde mehr schaden als helfen. Fast ein Viertel glaubt, ausreichend zu trinken verhindere einen Sonnenbrand. 

"Gesunde Bräune" existiert nicht

32 Prozent halten gebräunte Haut für attraktiv. "So etwas wie eine gesunde Bräune existiert nicht. Das ist nur eine visuelle Manifestierung der zerstörten Haut", kommentiert das der Onkologe Rajesh Nair. Dieser Umstand ist gut erforscht und belegt (mehr dazu beim Kodex zu Krebsbekämpfung der WHO). UVA-Strahlung dringt tief in die Haut ein und beschleunigt den Alterungsprozess, UVB-Strahlung gilt als größter Risikofaktor für Hautkrebs. 

Sonnenschutz

Der WHO-Kodex zur Krebsbekämpfung und Gesundheit.gv.at empfehlen in Bezug auf Sonnencreme: 

  • in der Sonne mindestens einen Lichtschutzfaktor 30 verwenden
  • Schutz gegen UVA und UVB-Strahlung 
  • mindestens 15 Minuten bevor man rausgeht eincremen
  • mindestens alle 2 Stunden den Schutz erneuern, da der chemische Schutz von der Sonne zerstört wird
  • im Sommer nach Möglichkeit direktes Sonnenlicht zwischen 11 und 15 Uhr vermeiden

Der neue Anti-Sonnencreme-Trend steht in Kontrast zum Standpunkt vieler Skincare-Influencer, die seit Jahren für den täglichen Einsatz von Sonnencreme plädieren. Die jetzt kursierenden Falschinformationen sind besonders verheerend, betrachtet man den kontinuierlichen Anstieg an Hautkrebspatienten in den vergangenen Jahren. 

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Werbung für Nahrungsergänzung

Besonders perfide ist, dass viele Influencer gezielt Fehlinformationen verbreiten, um Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen. Sie schüren Ängste und bereichern sich daran. In Postings in den sozialen Medien erklären einige Influencer, aus Sonnencreme zu verzichten und bewerben stattdessen Hautpflege und Rindertalg ohne UV-Schutz.

Die American Academy of Dermatology warnt zudem ausdrücklich vor selbstgemachten Sonnencremes. Diese seien nicht so effektiv wie professionell hergestellter UV-Schutz. Es sei unsicher, wie hoch ihr Lichtschutzfaktor ist und wie lange sie haltbar und damit wirksam sind. Auch wenn die verwendeten Inhaltsstoffe potenziell UV-Schutz enthalten, werden sie bei DIY-Cremes nicht korrekt aktiviert. Damit setzen sich Menschen einem Hautkrebsrisiko aus. 

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