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Warum liefert AliExpress plötzlich nicht mehr nach Österreich?

Seit 30.12. liefern die zahlreichen Händler des Online-Marktplatzes AliExpress nicht mehr nach Österreich. Zahlreiche Nutzer*innen beschweren sich darüber in einem Reddit-Forum sowie auf dem Portal preisjäger.at. Das Land „Österreich“ kann nicht als Lieferziel ausgewählt werden, wenn die Produkte in den Warenkorb gelegt worden sind.

AliExpress ist bei vielen Bastler*innen, Maker*innen, Hacker*innen und „Right to Repair“-Menschen, die Dinge gerne reparieren, wenn sie kaputt sind, beliebt. Während Produkte auf AliExpress 2 Euro kosten, werden sie auf der Handelsplattform Amazon teils um 20 Euro verkauft. Vor allem für jene, die nur kleine Mengen bestellen, stellt ein Lieferstopp daher eine bedrohliche Teuerung dar. 

Doch woran liegt es, dass AliExpress nichts mehr nach Österreich verschickt und warum ausgerechnet nur Österreich, denn der Rest der EU scheint vorerst nicht betroffen zu sein?

Verträge mit der Post sind aufrecht

Laut der österreichischen Post liegt es auf jeden Fall nicht an Verträgen mit AliExpress. „Unsere Verträge mit AliExpress bzw. dessen Logistikpartner*innen sind nach wie vor aufrecht. Wir stellen derzeit auch Sendung zu, die uns von AliExpress bereits zum Transport übergeben wurden“, erklärt ein Pressesprecher der Post auf futurezone-Anfrage.

Eine Anfrage über den Kund*innen-Support ergab bei einem Chat mit „Eva“, dass das AliExpress-System derzeit einem Upgrade unterzogen werde. „Aus Logistikgründen ist der Service in deiner Region derzeit nicht verfügbar. Das Problem soll bald behoben sein“, heißt es von „Eva“. Doch Nutzer*innen bekamen vom AliExpress-Support teils unterschiedliche Antworten. Es sei aufgrund einer „gesetzlichen Anpassung“ nicht möglich, Produkte nach Österreich zu bestellen, erklärte etwa ein Support-Mitarbeiter namens „Riki“. In diesem Chat hieß es außerdem, dass es unklar sei, wie lange es dauern werde, bis wieder nach Österreich versandt wird.

Neue Verpackungsverordnung

Ab diesem Jahr gab es tatsächlich eine gesetzliche Anpassung in Österreich. Seit 1.1.2023 ist es für nicht-österreichische Onlineshops und Marketplace-Verkäufer schwieriger geworden, Dinge nach Österreich zu schicken. Das liegt an der neuen Verpackungsverordnung, die vorschreibt, dass Versandhändler außerhalb Österreichs einen „bevollmächtigten Vertreter für Verpackungen“ in Österreich brauchen.

Bevollmächtigte können Personen oder Unternehmen sein, die Verpackungen sammeln, entsorgen und verwerten. Dazu werden Entpflichtungs- und Lizenzvereinbarung zwischen Versender*innen und Bevollmächtigen geschlossen. Beispielsweise bietet die ARA diesen Service an.

Partner-Unternehmen müssen sich selbst drum kümmern

Update, 3.1.2022: AliExpress bestätigt auf futurezone-Anfrage, dass die neue Verpackungsverordnung der Hintergrund für den (teilweisen) Lieferstopp sei. Da es sich bei AliExpress um einen Marktplatz handelt der mit Drittanbietern arbeitet, müssen sich diese laut der Stellungnahme auf der Plattform nun selbst darum kümmern, die entsprechenden Voraussetzungen zu erfüllen, um wieder nach Österreich versenden zu können. Man ermutige die Partner aktiv, sich darum zu kümmern, wie es in der schriftlichen Stellungnahme heißt. Wie viele dem nachkommen werden, ist aktuell jedoch noch unklar. 

Die neue Verordnung gilt aber für alle Markeptplaces außerhalb Österreichs. Es wird daher erwartet, dass vor allem viele kleinere Marktplätze künftig auf den Versand nach Österreich verzichten könnten, weil es sich für diese nicht mehr lohnt, sich den neuen „Extra-Aufwand“ anzutun. Bei anderen Shops außer AliExpress ist bisher aber noch kein Lieferstopp nach Österreich zu bemerken.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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