App Store

Aus für VLC-Player: "Apple verweigert sich"

Was Teile der VLC-Fangemeinde befürchtet haben, ist nun eingetreten. Apple hat den alternativen Medienplayer aus dem App Store verbannt. Lediglich Nutzer, die die App bereits auf iPhone oder iPad installiert haben, können sie weiterhin nutzen, löschen sollte man sie allerdings nicht.

Vorangegangen war dem Rausschmiss ein lizenzrechtlicher Disput in der VLC-Entwicklercommunity, der in einer Beschwerde des VLC-Entwicklers Rémi Denis-Courmont mündete . Ungeachtet der ungelösten Lizenzfrage - Denis-Courmont sah die App-Store-Richtlinien nicht mit der GNU General Public License (GPL) vereinbar - steht nun vor allem Apple in der Kritik.

"Wir haben Apple wiederholt wegen den offenen Lizenzfragen kontaktiert, aber nie eine Antwort bekommen", sagt Kempf, der neben seinen Tätigkeiten als VLC-Entwickler auch als Präsident der übergeordneten Open-Source-Organisation Videolan fungiert.

"Keine Antworten auf simple Fragen"

"Dass sich Apple weigert, mit uns zu sprechen bzw. uns auf einfache Fragen keine Antworten geben kann oder will, ist sehr befremdlich", kritisiert Kempf im Gespräch mit der FUTUREZONE. Es sei überhaupt schwer zu verstehen, warum große Marktplayer wie Apple so restriktiv und konservativ agierten. "Die User kaufen das Gerät und sollten daher auch damit machen können, was sie wollen", meint Kempf.

Der vermeintliche Auslöser des Disputs, Denis-Courmont, sieht seine Kritik weiterhin berechtigt, auch wenn nicht vollständig klar sei, ob Apple den Player nur wegen seiner Beschwerde entfernt habe. "Apple war der VLC-Player schon früher ein Dorn im Auge und so kam ihnen die Beschwerde wohl gerade recht, um den Player aus dem Store zu nehmen", erklärt Denis-Courmont auf Anfrage der FUTUREZONE.

Fehleinschätzung der Entwicklerfirma


Den Fehler ortet der VLC-Entwickler allerdings bei der Firma Applidium , die den Player ursprünglich für den App Store aufbereitet hatte. "Auch wenn sie wohl nur Gutes im Sinn hatten, waren sie wohl nicht genau genug, was die Auslegung der GPL betrifft", so Denis-Courmont. Als strittig gilt etwa die Frage, ob Apple durch die Aufnahme der Software in den App Store die uneingeschränkte Weiterverwendung des Source Codes für andere Projekte untersagen kann. Der Source Code für die iOS-Version wurde bisher gemäß der Lizenz auf der Videolan-Seite bereitgestellt.

Ob das Aus für den VLC-Player auf der iOS-Plattform somit endgültig besiegelt ist, ist schwer zu sagen. Wie Videolan-Präsident Kempf versichert, wolle man gemeinsam mit Apple, Applidium, aber auch dem Beschwerdeführer Denis-Courmont eine Lösung erarbeiten, damit der Player wieder für iPhones und iPads verfügbar ist.

==Sieben Millionen Downloads

"Wie sieben Millionen Downloads des Players für die iOS-Geräte zeigen, ist die Nachfrage auf jeden Fall riesig", sagt Kempf. "Wir werden alles versuchen, damit der VLC-Player wieder verfügbar wird. Aber wenn Apple nicht mit uns redet, wird es schwierig", so Kempf im Gespräch mit der FUTUREZONE.

Der VLC-Player konnte in seinem zehnjährigen Bestehen rund 700 Millionen Downloads für sich verbuchen. Allein im vergangenen Jahr wurde der Open-Source-Player laut Kempf 100 Millionen mal heruntergeladen. Neben seines schlichten User-Interfaces ist der Player mit einer umfassenden Anzahl von Codecs und Formaten kompatibel, weshalb er gern gegenüber anderen Programmen wie Quicktime, Windows Media Player oder dem auch auf iOS-Geräten integrierten Apple-Player vorgezogen wird.

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(Martin Stepanek)

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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