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Bezahldienst

Blue Code: Mit Barcode am Smartphone gegen Apple Pay

Mit Apple Pay hat der US-Konzern wieder Bewegung in den Mobile-Payment-Markt gebracht. In Europa spürt man davon aber noch wenig, der Bezahldienst ist bislang erst in den USA und Großbritannien verfügbar. Doch ein österreichisches Start-up will Apple nun zuvorkommen. Blue Code soll das einfache Bezahlen per Smartphone oder Smartwatch ermöglichen, dabei aber die Anonymität der Kunden wahren. "Die Daten der Kunden bleiben dort, wo sie hingehören: In den Rechenzentren der Bank", erklärt Michael Suitner, Gründer und Geschäftsführer von Secure Payment Technologies, das Prinzip von Blue Code.

Nur bei Erste und Sparkasse in Echtzeit

Der Ablauf ist simpel: Der Benutzer registriert sich für ein kostenloses Blue-Code-Konto und verknüpft es mit seinem Girokonto. Gebühren fallen dabei nicht an. Die App generiert dann automatisch einen Barcode, mit dem an der Kassa bezahlt werden kann. Ein eigenes Terminal, wie etwa bei NFC-basierten Lösungen wie Apple Pay, benötigt der Händler nicht. Der Dienst ist direkt in die Software der Kassa integriert und übermittelt das Token an die Bank, die die Zahlung dann verbucht. Blue Code und der Händler erfahren nie, wer eigentlich bezahlt hat.

Derzeit wird Blue Code bereits in 2.100 Filialen österreichweit unterstützt. Zu den Partnern zählen neben Billa, Merkur, MPreis und Hartlauer ab Juli auch die Drogeriekette BIPA. Das Unternehmen kooperiert aber auch mit Banken. Bereits seit zweieinhalb Jahren wird Blue Code von der Hypo Bank Tirol unterstützt, nun kommt ein weiterer großer Partner dazu. Die Erste Bank und Sparkasse haben das System implementiert. So entsteht ein großer Vorteil für den Kunden, wie Petra Postl, Leiterin Channel Development bei der Erste Bank, erklärt: "Die Buchung erfolgt praktisch in Echtzeit. Der Dienst lässt sich außerdem mit nur einem Klick in George aktivieren."

Wie Bankomatkarte

Blue Code ist zwar auch mit anderen österreichischen Bankkonten kompatibel, doch die Abbuchung erfolgt hier zeitversetzt über das Lastschriftverfahren und ist etwas langwieriger. Zudem sind die Limits niedriger: Während Erste-Bank- und Sparkasse-Kunden bis zu 1.100 Euro pro Woche beheben können, sind es bei anderen Banken maximal 400 Euro innerhalb von vier Tagen. Durch die direkte Verknüpfung mit dem Banking-System könne auch geprüft werden, ob die Zahlung gedeckt ist. Aus Sicherheitsgründen gibt es aber für alle Blue-Code-Kunden Limits: Maximal 200 Euro und zehn Transaktionen pro Tag. Der Barcode ist außerdem nach vier Minuten ungültig. Sollte keine Internetverbindung verfügbar sein, gibt es aber noch zwei "Backup-Codes", die offline gespeichert werden.

"Es war ein Wunsch unserer Kunden, auch mit dem Smartphone bezahlen zu können", so Postl. Letztendlich sei die Lösung auch mit der klassischen Bankomatkarte vergleichbar, da sie ähnlich funktioniere und verbucht werde. Selbst das Verknüpfen mit der Kundenkarte sei möglich. Derzeit laufe das aber noch etwas anders ab, wie man es von der Bankomatkarte gewohnt ist. Der Kunde muss zuvor die Kundenkarten-App, beispielsweise jene von Merkur vorweisen, und dann per Tastendruck zu Blue Code wechseln. Man arbeite aber an neuen Lösungen, die die Kundenkarte und den Blue-Code-Barcode miteinander verbinden. Die Nutzung bleibt zudem vorerst auf Österreich beschränkt, laut Postl gebe es aber innerhalb der Konzern-Gruppe einen "regen Austausch". So ist die Sparkasse Oberösterreich aucham Feldtest der "Bankomatkarte Mobil" beteiligt.

"Dann wird es gefährlich"

Blue Code ging bereits vor zwei Jahren unter dem Namen VeroPay an den Start. Nun wolle man einen "zweiten Start" wagen, wohl auch aufgrund des neuerlichen Booms rund um Apple Pay. "Es gibt keine vergleichbare Antwort aus Europa. Und wer weiß, vielleicht kommt Apple irgendwann mit einer eigenen Kreditkarte unter dem Label Apple Pay daher und greift den großen Kreditkartenunternehmen die Kunden ab. Dann wird es gefährlich", meint Christian Pirkner, einer der Investmentpartner von Blue Code.

Die Erfahrungswerte zeigen zumindest, dass es funktioniert. "Wer es einmal verwendet hat, macht es immer wieder", so Suitner. "Es ist so ähnlich wie beim Web-Check-In am Flughafen." Vor allem beim Start-Partner MPreis habe man das gemerkt, mittlerweile hat Blue Code dort sogar die Kreditkarte bei den Umsätzen überholt. Derzeit setzen die Blue-Code-Kunden im Durchschnitt 100 bis 150 Euro pro Monat um. Zudem sei die Lösung vor allem bei Kassa-Mitarbeitern beliebt, da die Abrechnung sofort erfolgt. "Der Barcode ist seit 70 Jahren ein bewährtes Mittel des Handels. Jeder Kassa-Mitarbeiter weiß da sofort, was zu tun ist", sagt Pirkner.

Bezahl-App für Apple Watch

Die App ist voerst nur für Android und iOS verfügbar, eine Windows-Phone-App sei nicht in Arbeit. Neu dazugekommen ist aber die Unterstützung für die Apple Watch. Damit ist Blue Code der erste Bezahldienst aus Österreich, der die Apple-Smartwatch unterstützt. Der Bezahlvorgang lässt sich dort ebenso einfach durchführen wie am Smartphone.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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