DJI Mavic Air
DJI Mavic Air
© Patrick Wollner

DJI Mavic Air im Test: Origami-Drohne im Handy-Format

DJI Mavic Air im Test: Origami-Drohne im Handy-Format

430 Gramm wiegt die kompakte Hobby-Drohne, die wie ihre beiden Geschwister - die Spielzeug-ähnliche Spark und die fast doppelt so große Mavic Pro - eher für Hobby-Aufnahmen geeignet ist. Die Eckdaten sind in Hinblick auf die kleinen Dimensionen der Drohne beachtlich: Ein drei-Achsen Gimbal, der dem 1/2,3 Zoll Sensor und der 24mm Optik während des Fluges Stabilität verleiht.

Nach DJI Angaben bleibt die Mavic Air mit einer Ladung rund 21 Minuten in der Luft - sechs Minuten kürzer als die größere Mavic Pro. Ferner erreicht die Drohne im Sportmodus eine Höchstgeschwindigkeit von 68,4 km/h und kann selbst bei windigen Verhältnissen (Windgeschwindigkeiten bis zu 36km/h) ungestört fliegen. Bei den ersten Testflügen bewahrheiten sich diese beiden Angaben auch in der Praxis.

Origami

Die Drohne macht einen soliden und eleganten Ersteindruck. Der Faltprozess der Propeller-Arme ist gewöhnungsbedürftig, aber nach ein paar Versuchen durchführbar. Die Arme müssen zunächst in der richtigen Reihenfolge aus- bzw. eingeklappt werden. Die neuen schwenkbaren Füße (in denen die Antennen verbaut sind) wirken robust, das Gesamtdesign ist eine positive Weiterentwicklung des DJI Marktauftritts.

Ausgeliefert wird die Drohne mit fixen Propellern was für einen bemerkbar leiseren und stabileren Flug sorgt. Neu ist auch der abnehmbare, aber keineswegs leicht ansteckbare, Kamera- und Gimbal-Schutz, der bei der Mavic Pro fragil war und bei der Spark gänzlich fehlte. Die kleine Schutztasche punktet im Rahmen der Mobilität, ebenso wie die abnehmbaren Steuerknüppel der Fernbedienung.

Wie auch die Mavic Pro kann die Air bis zu 5000m über dem Meeresspiegel fliegen. Aber damit ist das kleine Fluggerät eher für einen Himalaya-Einsatz als für einen Österreich-Flug gerüstet: in Österreich ist der Flug nur unter Einhaltung strenger Auflagen und im Bereich besiedelter Gebiete nur mit Einzelgenehmigung möglich.

Konnektivität

Im Gegensatz zur Mavic Pro ist die Funkreichweite bei der Air, die sich per WLAN mit der Fernbedienung verbindet, auf vier Kilometer begrenzt. Die Verbindungsqualität ist zwar besser als bei der Spark, aber sie erreicht nicht die Stabilität, die sich Mavic Pro Besitzer erwarten würden. Im Test, der in unmittelbarer Nähe mehrerer Mavic Air Drohnen stattfand, kam es immer wieder zu Interferenzen und Bildübertragungsfehlern.

In der Mavic Pro kommt ein anderes System, OcuSync, zum Einsatz, womit eine Reichweite von sieben Kilometer erreicht und eine höhere Stabilität erzielt wird. Vorteil der Mavic Pro ist auch, dass die DJI VR-Brille kabellos verwendet werden kann während sie bei der Mavic Air per Kabel mit der Fernbedienung verbunden werden muss.

Jeder Start des Mavic Air Tests verläuft problemlos - auch im Gestenmodus, bei dem man auf die Fernbedienung verzichten kann. Von der kleineren Spark hat die Mavic Air die Bedienung mit Handzeichen übernommen: Um das Gerät zu starten, in die Ferne zu schicken oder Fotos zu machen, reichen Handbewegungen aus. Auch andere Befehle, etwa Aufnehmen und Landen, sind damit möglich. In der Praxis ist der Unterschied zur Spark klar ersichtlich: der Gestenmodus ist problemlos einsetzbar und ermöglicht schnelle, unkomplizierte Aufnahmen on-the-go.

Per Fernbedienung fliegt die Drohne weiter und schneller: hier werden sich Drohnenpiloten zuhause fühlen. Das Fluggerät reagiert schnell und ist ebenso wendig wie die Mavic Pro.

Video-Aufnahmen

Im Aufnahmemodus lassen sich mit der Air bis zu 120 fps in Full HD aufzeichnen; 4K Aufnahmen sind auf 30 fps limitiert, werden jedoch mit bis zu 100 Mbit/s aufgezeichnet. Im 2,7K Modus können Bildraten von bis zu 60 fps erzielt werden. Sämtliches Bildmaterial wird entweder am integrierten Speicher - 8GB - oder auf einer microSD Karte gespeichert.

Die Modi-Vielfalt der DJI-App wird versierte Piloten zwar nicht verunsichern, aber sie stellt zunächst eine echte Herausforderung dar. Pop-ups, Interferenz-Meldungen und Warnungen sind in der App immer wieder zu sehen - kein Novum für erfahrene Piloten, aber keine leichte Aufgabe für Anfänger.

Autonomer Modus

Neu ist der verbesserte Autopilot (FlightAutonomy 2.0), der sowohl als Schutzmechanismus für Drohnen-Anfänger dient aber auch automatische Aufnahmemodi ermöglicht. DJI nennt das, wie auch schon bei den Vorgängermodellen, QuickShot. Damit sind Filmaufnahmen möglich, die eine Art Kino-Feeling vermitteln, da sie aus bisher ungewohnten Winkeln gemacht werden können, wie z.B. komplett automatisierte Bewegungen direkt nach oben oder um den Piloten herum.

Zwei QuickShot Modi sind neu. Der sogenannte Asteroid Modus (nach hinten und oben, gefolgt von einer Panoramaaufnahme) und der Boomerang-Modus (seitlich um den Piloten, danach zurück zum Ausgangspunkt). Hierfür ist eine Kombination aus Computer Vision (Object Recognition) und mehreren Sensoren verantwortlich, die Objekte vor und hinter der Drohne, sowie deren Entfernung erfassen. Insgesamt kommen sieben Kameras und zwei Infrarot-Sensoren zum Einsatz.

Hindernisse werden ab 20 Meter erkannt und, sofern möglich, umflogen. Leider fehlt aber weiterhin ein optisches System, das auch nach oben gerichtet ist und die Drohne vor allem bei Indoor-Flügen schützt. In der Praxis verlaufen mehrere QuickShots problemlos. Sofern die Drohne den Piloten erkennt (was ohne Ausnahme funktionierte), fliegt sie auch den QuickShot.

Im Flug stellt sich die Drohne gut an: Objekte vor und hinter der Mavic Air werden ausnahmslos erkannt, die Quickshot Modi werden ohne einen einzigen Zwischenfall vom Autopiloten geflogen. Herausragend ist die Weiterentwicklung von ActiveTrack: mehrere Personen werden gleichzeitig im Bild erkannt und können ausgewählt und verfolgt werden. Das hat sowohl bei grellem Sonnenschein als auch im Schatten ausnahmslos funktioniert.

Für Drohnenpiloten, die auf bewegte Bilder verzichten, ist der verbesserte Pano-Modus interessant. Die Mavic Air zeichnet eigenständig 180-Grad-Aufnahmen mit 32 Megapixel auf. Einzelne Fotos werden mit der vollen Sensorauflösung von 12 Megapixel erfasst und anschließend kombiniert.

DJI Mavic Air

Im Vergleich

Stellt man die Consumer Geräte von DJI nebeneinander, ist der Unterschied augenscheinlich: im gefalteten Zustand ist die Mavic Air kleiner als ihre Kollegen Mavic Pro und Spark. Im ausgeklappten Zustand überschatten die neuen Features der Air die der Pro. In der Praxis bestätigt sich dies sowohl in den Aufnahmen als auch in den Autopilot-Features. In der Verbindungsqualität lässt die Drohne jedoch - auf den allerersten Blick - manches zu wünschen übrig. Ob sich diese Probleme mit Software Updates erübrigen, bleibt abzuwarten.

Im Vergleich zu der kleineren Spark ist der Unterschied in Flug, Bild und Funktionen in allen Kategorien besser. Vor allem der Handgestenmodus, die Verbindungsqualität und Bildqualität ist in der Air erheblich besser.

Fazit

Für Drohneneinsteiger bietet die neue Mavic Air - ab 850 Euro - das beste Preis-Leistungsverhältnis - vor allem die automatisierten Flugmodi und der erweiterte Autopilot verhelfen zu besseren Aufnahmen und schützen gleichzeitig vor Unfällen. Die gelungene Weiterentwicklung macht sich auch in der praktischen Handhabung bemerkbar: Die extrem kompakten Dimensionen und die ständige Einsatzbereitschaft machen die Mavic Air auch zum idealen Reisebegleiter.

Die Bildqualität ist mit High-End Smartphones vergleichbar (und übertrifft diese vor allem in Bitrate), aber mit den 1 Zoll Sensoren von größeren, semi-professionellen Drohnen (z.B. Phantom 4) kann sie nicht mithalten. Für Besitzer der Mavic Pro ist das Angebot der neuen Mavic Air nur bedingt von Interesse, für Neueinsteiger hingegen ist das Fluggerät die mit Abstand beste Wahl.

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Patrick Wollner

pwollner

Patrick Wollner ist Experte für Technologie und recherchiert seit 2006 als freier Autor die coolsten Gadgets für die freizeit. Zudem ist er Gründer von bambus.io und Mitbegründer der Cambridge University Science and Policy Exchange (CUSPE.org).

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