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Faltbares Motorola Razr im Test: Nur retro reicht nicht

Mit der Serienreife von faltbaren Displays erlebt auch eine totgeglaubte Gerätekategorie ihre Wiedergeburt: die Klapp-Handys. Und wer sich bereits seit einigen Jahren mit Mobiltelefonen auseinandersetzt, der wird dabei auch sehr schnell an die Marke Motorola denken. Mit dem Razr hat das Unternehmen 2003 ein Klapphandy veröffentlicht, das in seinen verschiedenen Varianten zu den meistverkauften Handymodellen aller Zeiten zählt. 

Mit den faltbaren Displays hat Motorola die legendäre Marke nun wiederauferstehen lassen. Das neue Motorola Razr hat keine physische Tastatur mehr, sondern einen riesigen Touchscreen, der sich in der Mitte horizontal falten lässt, wodurch man das Handy zusammenklappen kann - ganz wie in alten Zeiten. Die futurezone hat das neue faltbare Razr getestet. 

Erster Eindruck: Da knarrt es doch

Das Razr ist nach dem Samsung Galaxy Fold, dem Z Flip und dem Huawei Mate X das dritte marktreife Falt-Smartphone, das ich jemals in Händen gehalten habe. Der erste Eindruck ist eher gemischt. Zwar bin ich grundsätzlich ein Fan der faltbaren Optik, jedoch wirkt das Razr im ersten Moment nicht unbedingt wie ein serienreifes Gerät. 

Das liegt unter anderem an den Geräuschen, die es beim Auf- und Zuklappen macht. Hört man genau hin, knarrt und quietscht das Scharnier. 

Ton aufdrehen und genau hinhören:

Motorola selbst hat in einem offiziellen Statement bereits beteuert, dass “der Ton die Qualität des Produkts in keinster Weise beeinträchtigt” und dass das Razr strenge Haltbarkeitstests durchlaufen musste. Das beruhigt mich zumindest marginal. Die Mechanik macht immerhin einen halbwegs stabilen Eindruck, mit Samsungs Galaxy Z Flip (futurezone-Test) kann der Mechanismus aber nicht mithalten. 

Auch fällt beim Razr auf, dass das Handy nur entweder voll auf- oder zugeklappt sein kann. In einer 90-Grad-Position - wie das Flip - verbleibt das Razr nicht von alleine.

Das seltsame Display

Das Handy verfügt über zwei Displays. Star des Geräts ist natürlich der Haupt-Screen mit einer Diagonale von stolzen 6,2 Zoll. Farbdarstellung und Helligkeit machen einen durchwegs positiven Eindruck. Wie bei anderen Falt-Handys ist das Display aufgeklappt nicht völlig eben. An der Stelle, wo das Display faltet, ist eine Unebenheit zu spüren, die aber weniger deutlich zum Vorschein kommt als beim Galaxy Z Flip.

Dafür hat das Razr-Display eine andere seltsame Eigenheit. An der Unterseite liegt das Display offenbar nicht vollständig am Gehäuse auf. Drückt man dort also auf den Touchscreen (etwa auf die Elemente der Navigationsleiste), gibt das Display etwas nach. Eine Sache, die bei normalen Handys wohl alle Alarmglocken schrillen lassen würde. Auch muss man sich grundsätzlich an das eher weiche Touch-Gefühl gewöhnen, da das Display nicht aus Glas, sondern aus Plastik besteht.

Das etwas ungewohnte Seitenverhältnis von 21,9:9 lässt den Screen besonders wuchtig wirken. Ein Nachteil des Formats ist, dass man bei bestimmten Anwendungen - wie etwa Instagram oder beim Betrachten von Fotos oder Videos - unten und oben recht viel ungenutzten Schwarzraum hat. Beim Lesen von längeren Texten oder beim Durchscrollen von Webseiten kommt einem der langgezogene Screen aber wieder zugute.

Das Außendisplay

Zugeklappt verfügt das Motorola über ein Zweitdisplay mit einer Diagonale von 2,7 Zoll bei einer Auflösung von 600 x 800 Pixel. Zwar gewinnt der Screen keinen Schönheitspreis, ist aber in der Praxis äußerst hilfreich und sinnvoller als das Mini-Zweitdisplay des Galaxy Z Flip. 

Auf dem sekundären Display hat man nicht nur Zugriff auf die wichtigsten Schnelleinstellungen, sondern kann ihn auch als Sucher für die Kamera verwenden. Da die Hauptkamera bei zugeklappten Display nach vorne zeigt, kann man so auch Selfies machen. 

Verarbeitung und Handhabung

Insgesamt wirkt das Gerät ordentlich verarbeitet. Vorder- und Rückseite bestehen aus Plastik, der Rahmen aus Aluminium. Die Kamera steht (leider) einen Millimeter vor. An der Seite befinden sich Power- und Lautstärkentasten. 

Im Unterschied zum Galaxy Z Flip ist der Faltmechanismus des Razr nicht mittig im Gehäuse, sondern nach oben versetzt. Der obere Teil des Handys schließt also nicht nach unten mit der Kante ab, sondern etwas davor. Aus diesem Grund befindet sich unten noch ein kleiner Teil Gehäuse, in dem auch der Fingerabdruckscanner liegt.

Grundsätzlich finde ich die Handhabung des Razers angenehm. Ich kann das Handy relativ sicher mit einer Hand auf- und zuklappen, ohne zu große Angst haben zu müssen, dass es mir auf den Boden knallt. 

Software und Innenleben

Das Razr wird in Österreich aktuell mit Android 9 ausgeliefert. Motorola hat aber immerhin ein Update auf Android 10 versprochen. In Sachen Bloatware hat das Unternehmen traditionell einen begrüßenswerten Zugang. So werden die Handys mit Android ausgeliefert, das größtenteils unangetastet bleibt. Lediglich eine Motorola-App mit einigen Einstellungen und Hilfethemen ist standardmäßig vorhanden, auch beim Razr

Etwas schade ist, dass die System-Apps kaum auf das faltbare Design eingehen. Zwar gibt es kleine Gimmicks bei der Kamera - so zeigt etwa das Zweitdisplay beim Fotografieren wahlweise ein Emoji an, das der Fotografierte sieht - das war es allerdings auch.

Weniger futuristisch als sein Design ist das Innenleben des Razr. So kommt das Gerät mit einem etwas überholten Snapdragon 710 und einem Adreno 616. Speicherplatz sind 128GB vorhanden, der Arbeitsspeicher beträgt 6 Gigabyte. 

Kamera und Akku

Ebenfalls etwas überholt ist die Kameraleistung des Razr. Während mittlerweile selbst Mittelklasse-Smartphones mit mehreren Linsen für unterschiedliche Brennweiten ausgestattet sind, ist es bei der Hauptkamera des Razr lediglich ein Sensor mit 16 Megapixel. Aufgeklappt hat man immerhin noch eine zweite Selfie-Kamera mit 5 Megapixel.

Bei guten Lichtverhältnissen ist es durchaus möglich, das ein oder andere ansprechende Bild zu machen, insgesamt bleibt die Kamera aber deutlich hinter den Erwartungen bei Smartphones in dieser Preisklase zurück. 

Gleiches gilt für den Akku. Mit 2510mAh ist jener nicht besonders groß ausgefallen, schon gar nicht für ein Handy mit einem riesigen Haupt- samt Sekundärdisplay. Mit einer Akkuladung komme ich in der Praxis nicht über einen durchschnittlichen Tag, ohne zwischenzeitlich noch einmal anstecken zu müssen. 

Fazit

So gerne ich das Motorola Razr auf- und zuklappe und das Falt-Design mag: Es bietet unterm Strich für einen Preis jenseits der 1.000 Euro einfach zu wenig. Selbst wenn man vom knarrenden Mechanismus absieht und davon ausgeht, dass er auf absehbare Zeit nicht kaputt wird, hat das Gerät einfach zu viele Schwächen.

Das Innenleben ist für ein Handy dieser Preisklasse einfach nicht mehr vertretbar, genauso wenig wie die Kameraleistung. Und auch der Akku trübt die Freude über das futuristische Aussehen. 

Wäre das Razr ein faltbares Smartphone, das sich von der Konkurrenz mit einem Kampfpreis abhebt, könnte man angesichts der Schwächen ein Auge zudrücken. Dem ist aber nicht so. Das Handy spielt preislich in derselben Liga wie Samsungs Galaxy Z Flip. Will man sich jetzt ein faltbares Smartphone zulegen, sollte man sich eher an Samsung halten - oder im besten Fall gleich überhaupt auf die nächsten Generation an Geräten warten.

Pro und Contra

Pro 

  • Außergewöhnliches Design
  • Praktisches Zweitdisplay
  • Saubere Software

Contra

  • Nicht mehr zeitgemäße Hardware
  • Kamera nur Durchschnitt
  • Kleiner Akku
  • Hoher Preis

Verfügbarkeit

Das Motorola Razr ist in Österreich aktuell exklusiv über den Mobilfunker A1 erhältlich. Mit dem Tarif A1 5GigaMobil L um 99,90 im Monat kostet das Handy mit 24-Monatsbindung 299 Euro. In Kombination mit dem Tarif A1 Mobil S um 29,99 Euro im Monat kommt das Motorola Razr mit 24-Monatsbindung auf 1129 Euro. Alle Preise und Tarife findet ihr hier.

Alle Kunden, die bis Mitte Juni zuschlagen, erhalten nach Registrierung auf dieser Webseite die Moto 360 Black Angels Smartwatch kostenlos dazu.

eSIM

Vor dem Kauf des Razr sollte man bedenken, dass das Gerät keinen physischen SIM-Kartenslot hat, sondern lediglich eSIM unterstützt. Auch A1 - das das Razr unter Österreichs Mobilfunkbetreibern exklusiv im Angebot und der futurezone das Testgerät leihweise zur Verfügung gestellt hat - bietet im Rahmen der jährlichen SIM-Pauschale einen kostenlosen Tausch auf eSIM an. Beim Einrichten scannt man dann einen QR-Code, anstelle eine SIM einzulegen. 

Auch die anderen großen Mobilfunker haben eSIMs im Angebot, ist man Kunde eines virtuellen Netzbetreibers sollte man sich aber vorab erkundigen, ob ein Tausch möglich ist. 

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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