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Google Nest WiFi Pro im Test: Was ich daran nicht verstehe

Googles neuer Router Nest WiFi Pro kommt im minimalistischen, glänzend weißem Design

Im Herbst vergangenen Jahres hat Google seinen neuen WLAN-Router Nest Wifi Pro vorgestellt. Wichtigstes neues Feature ist die Unterstützung des neuen WiFi-Standards WiFi 6E. Seit Mitte März 2023 darf man das neue Frequenzspektrum im 6-GHz-Bereich nun auch offiziell in Österreich nutzen. Anlässlich dessen habe ich den neuen Google-Router getestet.

Vorweg: Das Gerät ist wieder einmal ein Router, der erstklassig funktioniert. Auch ist es einer, den ich ohne mit der Wimper zu zucken weiterempfehlen würde. Eine Sache daran verstehe ich dennoch nicht - und sie hat in erster Linie mit der Namensgebung zu tun. Denn Netzwerkprofis werden mit dem “Pro”-Gerät höchstwahrscheinlich keine große Freude haben. Mehr dazu später im Fazit.

Äußeres und Design

Im Vergleich zu den früheren Generationen sind die neuen Nest-Wifi-Pro-Geräte die bislang größten und schwersten. Sie sind 13 cm hoch, knapp 12 cm breit und 8,5 cm tief. Das Gewicht liegt bei stolzen 595 Gramm. Die Oberfläche ist glänzend und glatt. Der Staub bleibt auf der Oberfläche leider gut haften, was das Staubwedeln erschwert.

Im Unterschied zum Vorgänger Nest WiFi gibt es beim Nest Pro keinen Unterschied zwischen Router und Zugangspunkt. Die Geräte verfügen über idente Ausstattung, man kann also jedes Device als Router oder Zugangspunkt verwenden. Auf die Funktion als smarter Lautsprecher verzichtet Google bei der Pro-Serie. 

Anschlüsse und Reichweite

Jedes Pro-Gerät verfügt neben dem Stromanschluss (22,5W) über 2 Ethernet-Ports. Auf weitere Anschlüsse (zb. USB) verzichtet Google. Über einen der Ethernet-Ports wird der Haupt-Zugangspunkt vom Modem aus mit Internet versorgt. Der zweite Port kann für kabelgebundene Anwendungen im Google-Netzwerk verwendet werden. Das ist sehr sinnvoll, da gerade Bridges für Smart-Home-Anwendungen oftmals nur über Kabel angeschlossen werden können. Dieses Problem könnte sich künftig dank Matter, das vom Wifi Pro auch unterstützt wird, zwar in Luft auflösen, schaden kann der Port aber jedenfalls nicht.

Das Gerät funkt via 802.11ax-Standard im Tri-Band-Modus. Das heißt, dass neben dem 6-GHz-Spektrum auch 5 und 2,4 GHz unterstützt werden. Auch Bluetooth 5.0 ist mit an Bord. Das bemerkt man im Alltag allerdings nicht wirklich, lediglich das Smartphone stellt beim Einrichtungsprozess so die erste Verbindung zu den Routern her. 

Laut Google hat ein Wifi Pro eine Abdeckung von 120 Quadratmetern. Um das zu erreichen, darf man keine allzu dicken Wände haben und müsste den Router wirklich optimal im Zuhause platzieren. Letzteres ist oft nicht wirklich möglich, da man an den Ort gebunden ist, an dem das Modem steht. Und das hängt wiederum davon ab, wo es sein Signal aus der Wand bekommt. Wer also 100 Quadratmeter oder mehr Wohnfläche mit dicken Wänden hat, sollte sich mindestens das 2er-Set zulegen, um wirklich überall optimalen Empfang zu haben. 

In meinem konkreten Fall steht das Modem bzw. der Nest-WiFi-Router nahe der Fernsehsteckdose in der Küche. Zwar nur wenige Meter, aber 2 dicke Altbauwände weiter, im Schlafzimmer, lässt die Empfangsleistung merklich nach. Ein 4K-HDR-Stream wird dann schon schwierig. 

Einrichtung und Funktionen

Eine der großen Stärken von Googles Router-System ist seine Einfachheit. Einmal aufgestellt, dauert es nur wenige Minuten, bis das Heimnetzwerk betriebsbereit ist. Brauchen tut man dazu lediglich die Google-Home-App auf dem Smartphone oder Tablet. Das Gerät erkennt automatisch, wenn ein Google-Router in der Nähe ist und führt einen durch die Einrichtungsprozesse.

Ist einmal alles eingerichtet, verwaltet man das Netzwerk über die Home-App. Die Einstellungsmöglichkeiten sind insgesamt überschaubar, ein großer Teil der Funktionen beschränkt sich auf die Überprüfung der korrekten Funktion des Netzwerks. So macht der Google-Router regelmäßig Geschwindigkeitstests und misst, ob zwischen den Zugangspunkten (falls man mehrere hat), ein guter Empfang besteht. 

Auch hat man eine Liste mit allen verbunden Geräten. Dort kann man wahlweise ein Gerät für einen bestimmten Zeitraum priorisieren. Praktisch ist das etwa, wenn man am Laptop gerade etwas herunterlädt und deswegen der 4K-HDR-Stream auf Netflix stockt. Mit einigen wenigen Klicks kann man das streamende Gerät (etwa den Smart-TV) für mehrere Stunden als Prioritätsgerät festlegen und einen entspannten Filmabend genießen.

Das funktioniert in der Praxis gut und hat mir schon einige Nerven erspart. Alternativ kann man das Bandbreite-fressende Gerät auch pausieren. Für den Fall, dass es mit der Konnektivität eines verbundenen Devices Probleme gibt, kann man die zugewiesene IP-Adresse im Netzwerk auch reservieren, also sicherstellen, dass es immer die gleiche bekommt.

Für Familien gibt es hilfreiche Features. So kann man gewisse Geräte als Gruppen zusammenlegen (z.B. die Smartphones der Kinder) und dann für jene WLAN-Pausen bestimmen. Wahlweise kann man parallel zum eigentlichen WLAN-Netz noch ein Gäste-WLAN aufsetzen. Die Teilnehmer*innen jenes haben dann keinen Zugriff auf gemeinsam genutzte Geräte (etwa Smart-Home-Devices). Das Gäste-WLAN verfügt dabei über eine eigene, komplett abgetrennte SSID sowie Passphrase. 

In den erweiterten Netzwerkeinstellungen kann man auch - je nach Wunsch - die DNS-Server anpassen, WAN- und LAN-Einstellungen oder Portweiterleitungen verwalten. 

Was mit dem Nest WiFi Pro nicht möglich ist, ist, verschiedene SSDs für verschiedene Frequenzbänder zu nutzen. Das heißt, sowohl das 2,5- als auch das 5- und 6-GHz-Signal funken alle unter derselben SSID. Welche Frequenz genutzt wird, wird je nach Gerätekompatibilität und Leistung automatisch bestimmt. Dieser Umstand wurde bereits von anderen Seiten an dem Nest Wifi Pro kritisiert.

Fazit

Googles Nest Wifi Pro setzt dort an, wo auch die anderen Generationen aufgehört haben: Es funktioniert einfach. Einrichten dauert wenige Minuten, der Betrieb ist so störungsfrei, wie ich es bisher bei keinen Routern erlebt habe.

Die fehlenden Einstellungen stören mich nur im ersten Moment. Dass ich etwa keine unterschiedlichen SSIDs für die verschiedenen Frequenzbereiche festlegen kann, finde ich zwar unverständlich. Wenn ich mir aber ehrlich bin, hätte ich es jedoch wahrscheinlich ohnehin nicht gemacht. 

Was ich auch nicht verstehe, ist, wieso der Router eigentlich “Pro” heißt. Bei diesem Zusatz im Namen würde ich mir auch ein dezidiertes “Expert”-Interface wünschen. Von mir aus als eigenständige App, lieber als Web-Interface. Und genau dort will ich mich durch die absurdesten Einstellungen wühlen und mir sämtliche technische Details meines Netzwerks ansehen. 

Pro und Contra

Pro

  • Minimalistisches Design
  • Einfache Einrichtung
  • Stabiler und problemloser Betrieb

Contra

  • Nicht günstig
  • Wenig Anschlüsse im Vergleich zur Konkurrenz
  • Wenig Einstellungen für ein “Pro”-Gerät

Auch hätte ich mir für ein Pro-Gerät mehr Ports gewünscht. Gebt mir vielleicht 4 Ethernet-Anschlüsse und dazu noch USB. Besonders Letzteres würde eine ganze Reihe an Zusatz-Features ermöglichen. Klar, wenn man das integriert, macht man sich ein ganzes Fass an möglichen Schwierigkeiten auf, die den ungestörten Betrieb des Netzwerks potenziell stören. Aber gleichzeitig sind es genau diese Dinge, die ich von einem Pro-Gerät erwarte. 

Und trotzdem empfehlenswert

Die große Stärke der Nest-WiFi-Geräte war immer die Unkompliziertheit. “It just works”, könnte man sagen. Das ist auch genau der Grund, wieso ich das Router-System trotz des vergleichsweise teuren Preises weiterempfehlen würde. Wahre Geschichte: Seit ich das WLAN im Haus meiner Eltern auf Googles Router umgestellt habe, musste ich kein einziges Mal mehr Netzwerk-Support leisten (ich kann seitdem meine ganze Energie dem Drucker widmen). 

Der Nest WiFi Pro ist im Google Store erhältlich. Ein Gerät kostet 220 Euro, ein Doppelpack ist um 320 Euro zu haben.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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