Google Pixel 4a im Test: Das kleine Fotowunder
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Eigentlich hätte das Pixel 4a bereits im Mai vorgestellt werden sollen. Doch der Präsentationstermin wurde immer wieder verschoben und so wurde das Google-Phone erst vor wenigen Wochen offiziell präsentiert.
Die Pixel-Fangemeinde weiß vor allem die hochwertige Fotoqualität, die saubere Software sowie die schnellen und für längere Zeit garantierten Updates zu schätzen. Wer sich für das Pixel 4a entscheidet, wird dafür an anderen Stellen Einbußen hinnehmen müssen.
Erster Eindruck
Nimmt man das Google Pixel 4a erstmals in die Hand, wird einem das Smartphone mit hoher Wahrscheinlichkeit winzig vorkommen. Jene, die Smartphones mit einer Bildschirmdiagonale von unter 6 Zoll gewohnt sind, werden mit der Größe des Pixel 4a ihre Freude haben. Mit einer Display-Diagonale von 5,81 Zoll zählt es nämlich zu den wenigen Zwergen unter den Android-Phones.
Da beim Pixel 4a der breite Rahmen um das Display weitgehend wegfällt, ist das Gerät im Vergleich zum Vorgänger insgesamt kleiner geworden. Die Bildschirmdiagonale wurde trotzdem leicht vergrößert. Die Maße belaufen sich auf 144 x 69,4 x 8,2 Millimeter. Mit einem Gewicht von 143 Gramm ist das Pixel 4a zudem ein wahres Leichtgewicht.
Design und Verarbeitung
Die Rückseite des Pixel 4a besteht aus mattem Kunststoff und auch der Rahmen des Geräts ist aus Plastik. Trotzdem wirkt das Handy hochwertig und bestens verarbeitet. Die Bedientasten befinden sich auf der rechten Seite. Dass der Power-Button oben und die Volumen-Tasten darunter angebracht sind, ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern setzt das Pixel 4a nun auf ein Kameraloch im Display, wo die Selfie-Kamera untergebracht ist. Auch sonst geht Google mit der Mode und hat dem Gerät ein annähernd rahmenloses Design verpasst. Annähernd deshalb, weil noch immer ein recht prominenter Rahmen das Display einfasst.
Display
Das 5,81-Zoll-Display basiert auf der OLED-Technologie und löst mit 1.080 x 2.340 Pixel im 19,5:9-Format auf. Geschützt wird der Bildschirm von Corning Gorilla Glass 3, was nicht gerade die allerneueste Version des schützenden Glases ist. Corning Gorilla Glas ist mittlerweile bei der 8. Version angelangt.
Für einen OLED-Screen sticht der Bildschirm des Pixel 4a nicht unbedingt mit einer hohen Qualität hervor. Die Farbstärke geht in Ordnung, könnte aber etwas mehr Sättigung vertragen. Ebenso ist die maximale Helligkeit ausreichend, könnte aber noch besser sein. Die Farben wirken generell etwas blass und ausgewaschen.
Schade ist, dass das Pixel 4a mit einer herkömmlichen Bildwiederholrate kommt und sich Google gegen einen Bildschirm mit 90 oder 120 Hz entschieden hat. Außerdem vermisst man Einstellungsmöglichkeiten für den Bildschirm: Weder Kontrast, Sättigung, noch Farbdarstellung können eingestellt werden. Einzige Möglichkeit stellt der Lesemodus dar, bei dem das blaue Licht reduziert wird.
Das Kamera-Wunder
Kommen wir gleich zum Herzstück des Pixel 4a - der Kamera. Wer das erste Mal mit dem Pixel 4a Fotos aufnimmt, wird schnell bestätigen, dass damit fantastische Bilder möglich sind. Und zwar mit einem für das Jahr 2020 recht ungewöhnlichen Kamera-Setup. Denn das Pixel 4a setzt auf nur eine einzige Kamera-Linse. Diese ist zusammen mit einem LED-Blitz auf einem rechteckigen Modul auf der Rückseite angebracht, löst mit 12,2 MP auf und hat eine Blende von f/1,7.
Fotos bei gutem Tageslicht sind für ein Smartphone in dieser Preisklasse von richtig hoher Qualität. Ähnlich sieht es mit Fotos bei Bewölkung oder nicht ganz so guten Lichtverhältnissen aus. Die Farben werden naturgetreu dargestellt, ebenso wenig gibt es an Sättigung, Kontrast oder Belichtung etwas auszusetzen und die Details werden klar und deutlich dargestellt.
Die kleinen Kritikpunkte an der Kamera
Wenn man etwas sucht, das man an den Fotos bemängeln kann, könnte man behaupten, dass die Fotos etwas langweilig wirken. Das ist natürlich eine reine Geschmackssache. Andere Hersteller verpassen ihren Fotos oft einen poppigen Look mit stark gesättigten Farben, sodass ein entsprechendes Ambiente entsteht. Das geht manchmal gut, manchmal aber auch völlig daneben.
Die Fotos mit dem Pixel 4a haben keinen solch künstlichen Look, eignen sich dafür aber wesentlich besser zum Bearbeiten im Nachhinein. Darüber hinaus wirken die Fotos natürlicher und irgendwie auch ehrlicher.
Hervorragender Porträt-Modus
Seine Stärken spielt das Pixel 4a aber hauptsächlich im Porträt-Modus und vor allem im Nachtmodus aus. Hier kann das Google-Handy mit seinem fortschrittlichen Bildbearbeitungsalgorithmus auf voller Länge überzeugen.
Im Porträt-Modus verkleinert die Kamera-App den Bildausschnitt um die Hälfte, schneidet das Gesicht aus und stellt den Hintergrund automatisch unscharf dar. Die Umrisse der Personen im Vordergrund werden dabei exakt erkannt und freigestellt. Ganz selten hat der Algorithmus kleinere Probleme beim Erkennen von abstehenden Haaren oder sonstigen Accessoires.
In der Google Fotos-App werden anschließend zwei Versionen des Porträt-Fotos angezeigt: einmal ohne künstlicher Tiefenunschärfe, einmal mit weichgezeichnetem Hintergrund. Die Stärke der Tiefenunschärfe lässt sich dabei im Nachhinein noch regulieren.
Der Porträt-Modus lässt sich auch bei Objekten, beispielsweise Blumen, anwenden. Auch hier wird der Vordergrund ausgeschnitten und der Hintergrund unscharf dargestellt. Dabei hat sich gezeigt, dass die Software hier mehr Schwierigkeiten hat, den Vordergrund naturgetreu zu erkennen. Manchmal klappt das einwandfrei, manchmal werden allerdings Teile des Bildes weichgezeichnet, die ebenso zum Vordergrund gehören würden, wodurch das Bild dann unecht wirkt.
Mit dem Pixel 4a kann der Porträt-Modus auch auf bereits aufgenommenen und älteren Bildern angewandt werden. Dafür wählt man ein Bild in Google Fotos aus, auf dem ein Gesicht zu erkennen ist. In der Bearbeitungsfunktion lässt sich dann der Hintergrund weichzeichnen, sodass der klassische Porträt-Look entsteht.
Konkurrenzloser Nachtmodus
Das wahre Highlight der Pixel-Kamera ist der Nachtsicht-Modus. Dabei schafft es die Kamera-Software eine dunkle Szenerie so darzustellen, als würde man eine hochwertige Kamera mit einer längeren Belichtungszeit verwenden. Selbst wenn man im Nachtsicht-Modus mit nur einer Hand fotografiert, werden die Fotos weder verwackelt noch sonst wie unscharf dargestellt. Auch der Porträt-Modus lässt sich bei Dunkelheit bzw. schlechten Lichtverhältnissen einsetzen und ermöglicht hervorragende Porträt-Fotos.
Unterm Strich kann die Kamera des Pixel 4a als eine der besten Smartphone-Kameras bezeichnet werden. Sie kann sich ohne Weiteres mit denen teurer Spitzenmodelle messen und wird dabei sogar einige Kameras übertrumpfen. Im Preisbereich um die 350 Euro kann ohnehin kein anderes Handy mit der Kamera des Pixel 4a mithalten.
Was dem Kamera-Setup aber fehlt, ist eine Weitwinkelkamera. Wer viel Landschaften oder Architektur fotografiert, wird eine Weitwinkellinse schmerzlich vermissen. Eine solches Objektiv würde dem Pixel 4a guttun und könnte das gesamte Kamera-Setup noch um eine Stufe nach oben heben.
Selfie-Kamera und Video
Die Frontkamera, die in einem kleinen Kameraloch untergebracht ist, löst mit 8 MP bei einer Blende von f/2,0 auf. Selfies im Porträt-Modus als auch im Standardmodus stehen der Hauptkamera nur in Details nach. Auch hier holt der Bildalgorithmus das Maximum aus den Bildern heraus und schafft hervorragende Ergebnisse.
Videos können mit dem Pixel 4a mit einer 4K-Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde aufgenommen werden. Bei der 1080p hat man die Wahl zwischen 30, 60 und 120 Bildern pro Sekunde. Auch ein Bildstabilisator steht bei Videos zur Verfügung.
Fingerprintsensor als kleine Bedienfläche
Google hat sich dazu entschieden, den Fingerabdrucksensor nicht im OLED-Display zu integrieren, sondern ihn auf der Rückseite des Geräts anzubringen. Dieser ist leicht mit dem Zeigefinger erreichbar und funktioniert sehr rasch und zuverlässig. Die Möglichkeit, das Gerät per Gesichtserkennung zu entsperren, gibt es nicht.
Die kleine Fläche des Fingerprintsensors lässt sich mittels richtiger Einstellungen in ein zusätzlichen Bedienelement umfunktionieren. Damit lassen sich dann das Pull-Down-Menü beziehungsweise die Benachrichtigungen aufrufen, indem man am Fingerprintsensor nach unten wischt. Im Alltag ist das eine durchaus praktische Sache.
Innenleben und Leistung
Google hat beim Pixel 4a einen Snapdragon 730 verbaut, der bereits im April 2019 vorgestellt wurde. Damit ist das Handy wahrlich kein Powerhouse und im mittleren beziehungsweise unteren Mittelklasse-Segment angesiedelt. Dem Snapdragon-Chip stehen 6 GB Arbeitsspeicher und 128 GB Speicherplatz zur Seite.
Beim Speicherstandard müssen sich Pixel-4a-Nutzer mit dem wesentlich langsameren UFS 2.1 zufriedengeben. Flaggschiff-Geräte setzen mittlerweile hauptsächlich auf UFS 3.0. Mit dieser Ausstattung kann das Pixel 4a mit sämtlichen Alltags-Apps wie WhatsApp, YouTube, Instagram, TikTok, Facebook, Reddit usw. wunderbar umgehen. Hier und da kommt es aber doch zu kleinen Verzögerungen.
Auch bei der Kamera kommt es regelmäßig zu kürzeren Wartezeiten. Und zwar dann, wenn man ein Foto aufnimmt und es sofort danach ansehen möchte. Dann erscheint auf dem Bildschirm der Hinweis "Verarbeitung läuft ...". Etwa eine Sekunde später kann das fertige Foto betrachtet werden. Diese kurze Wartezeit ist nicht weiter schlimm, zeigt aber, dass die Prozessoren ganz schön zu tun haben, wenn das Foto angepasst wird.
Dass das Pixel 4a nicht gerade mit Muskeln bepackt ist, zeigen auch die Benchmark-Ergebnisse: Bei Geekbench 5 beispielsweise reiht sich das Google-Phone beim Single-Core-Resultat irgendwo zwischen dem OnePlus 6 und dem Xiaomi Mi 9 ein; beim Multi-Core-Resultat befindet sich das Pixel 4a zwischen Xiaomi Pocophone F1 und dem Samsung Galaxy S8.
- 3DMark: Sling Shot Extreme OpenGL ES 3.1 2.483
- GeekBench 5.2.0: Single-Core Score 551 / Multi-Core Score 1.634
Lautsprecher, Verbindungen, SIM-Karte und sonstiges
Das Pixel 4a kommt mit einem 3,5mm-Kopfhöreranschluss und Stereo-Lautsprechern. Die integrierten Lautsprecher lassen sich laut genug aufdrehen und eignen sich für die schnelle Wiedergabe von Videos und Musik. Dem Sound mangelt es naturgemäß an Bass. Ansonsten wird der Sound von den eingebauten Boxen nicht wirklich verzerrt, wie es bei manchen Smartphones der Fall ist.
Der USB-Anschluss des Typs-C basiert auf dem Standard 3.1. NFC mit an Bord, ebenso wie Bluetooth 5.1 LE und WLAN nach den Standards 802.11 a/b/g/n/ac. Das Pixel 4a verfügt über einen SIM-Kartenslot. Wer eine zweite SIM-Karte verwenden will, kann dies über die eSIM organisieren.
Nicht dabei ist etwa der aptX HD Codec, der für eine hochwertige Audiowiedergabe per Bluetooth-Verbindung herangezogen wird. Außerdem gibt es keinen microSD-Kartenslot zum Erweitern des Speicherplatzes und 5G-fähig ist das Pixel 4a auch nicht.
Saubere Software mit besonderen Pixel-Funktionen
Pixel-Phones haben nicht zuletzt wegen ihrer Hardware eine eingeschworene Fangemeinde. Viele wissen die Software und die in das System integrierten Google-Funktionen zu schätzen. Natürlich kommt das Pixel 4a mit der neuesten Android-Version 10 und wird auch zu den ersten Geräten gehören, die das Update auf Android 11 bekommen.
Die Software ist sauber, ohne Bloatware und verspielter grafischer Anpassungen. Sie ist auf das Wesentliche reduziert, läuft wie geschmiert und kann mit einer Reihe von Pixel-exklusiven Features punkten.
Live Caption: Untertitel in Echtzeit
Die Funktion "Live Captions" erstellt Untertitel in Echtzeit von jedem beliebigen Video, das gerade auf dem Smartphone wiedergeben wird. Bei Videos in denen Englisch gesprochen wird, funktioniert die Live-Caption-Funktion wunderbar und kann die eigentlichen Untertitel im Großen und Ganzen recht gut ersetzen.
Bei Videos in denen nicht Englisch gesprochen wird, wird zum Teil die jeweilige Sprache ins Englische übersetzt und als Untertitel angezeigt. Bei deutschsprachigen Videos sind die Übersetzungen und somit auch die Live Captions ein komplett unverständliches Durcheinander. Spanisch wurde zum Teil nicht übersetzt und auf Spanisch angezeigt, zum Teil dann wieder doch ins Englische übersetzt. Bei Mandarin oder Russisch hat die Funktion gar nichts angezeigt.
Unterm Strich ist die Live-Caption-Funktion nur für englischsprachige Videos eine Alternative zu nativen Untertiteln. Für alle anderen Sprachen bleibt das Feature derzeit unbrauchbar.
Now Playing
Die Now-Paying-Funktion ist die Shazam-Alternative aus dem Hause Google. Sie kann so eingestellt werden, dass sie permanent aktiv ist. Sobald Musik, die irgendwo im Hintergrund zu vernehmen ist, erkannt wird, werden Song-Titel und Interpret direkt auf dem Sperrbildschirm angezeigt.
Besonders praktisch ist, dass dabei der komplette Now-Playing-Verlauf abgerufen werden kann - samt Datum- und Zeitstempel. Klickt man auf eines der erkannten Lieder, kann es gleich direkt in Spotify, YouTube, YouTube-Music oder anderen Streamingservices abgespielt werden.
Akku und Laden
Gegenüber dem Vorgängermodell ist die Kapazität des Akkus auf 3.140 mAh leicht angewachsen. Laden lässt sich der Akku mit 18 Watt. Kabellos kann das Pixel 4a nicht geladen werden.
Verglichen mit anderen Smartphones hat das Google-Phone eine durchschnittliche Akkuleistung: Einen Tag lang hält der Akku immer durch, auch bei intensiver Nutzung. Bei gemäßigter Smartphone-Nutzung hält er in etwa eineinhalb bis maximal 2 Tage durch.
Auch die Ladeleistung des Pixel 4a liegt mit 18 Watt im Durchschnitt bei dieser Preisklasse. In 8 Minuten an der Steckdose wird der Akku von 10 auf 22 Prozent geladen. Nach insgesamt 23 Minuten steht der Akku bei 45 Prozent.
Fazit
Das Pixel 4a zählt trotz seiner Mittelklasse-Ausstattung zu den besten Smartphones des bisherigen Jahres. Zwar gibt es in dem Preisbereich um 350 Euro einige Smartphones, die mit besseren Spezifikationen und einem besser ausgestattetem Kamera-Setup locken, dem Pixel 4a kann aber kaum ein vergleichbares Modell das Wasser reichen.
Das Google-Phone ist sowohl bei der Software als auch bei der Hardware auf das Wesentliche reduziert. Es kommt ohne viel Schnickschnack und ohne verspielter Funktionen und ohne sinnlos aufmunitionierter Hardware. Für Puristen ist das eine wahre Wohltat.
Vor allem das Kamera-Setup des Pixel 4a fällt besonders positiv auf und kann mit einer hervorragenden Fotoqualität überzeugen. Das ist besonders dankbar, weil es in jeder (Licht-)Situation fantastische Bilder aufnimmt.
Nicht allzu gut kommen das Display und die Leistungsfähigkeit weg. Gerade beim Display könnte man sich eine etwas bessere Qualität wünschen. Die Prozessorleistung reicht zwar allemal aus, auf längere Sicht könnte sie allerdings die Freude am Gerät etwas trüben. Auch die Display-Diagonale von 5,81 Zoll könnte für manche wohl zu klein sein.
Das Pixel 4a besticht durch ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Für 340,20 Euro (Preis im deutschen Google Store) wird man derzeit kaum ein besseres Gerät bekommen - wenn man es denn bekommt. Denn in Österreich wird das Smartphone nicht im offiziellen Google-Store erhältlich sein und kann nur über Händler bezogen werden. Außerdem müssen sich Interessenten noch gedulden. Denn der Verkaufsstart soll erst am 1. Oktober erfolgen.
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