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Hohe Preisunterschiede und wenig Transparenz bei E-Tankstellen

Der Markt für Elektroautos nimmt in Österreich langsam Fahrt auf. Im ersten Halbjahr 2018 waren bereits mehr als 17.600 Fahrzeuge unterwegs. Beim Aufladen der E-Autos an öffentlichen Ladestationen gibt es aber große Preisunterschiede, wie eine Studie der Arbeiterkammer (AK) ergab. Für Konsumenten gebe es auch kaum Möglichkeiten die Preise zu vergleichen, sagte Michael Soder, Energieexperte in der Abteilung Wirtschaftspolitik bei der AK Wien, bei der Präsentation der Studie am Dienstag.

Die AK verglich für die Studie die mehr als 4000 öffentlichen Ladestationen in Österreich und insgesamt 20 unterschiedliche Tarife von elf Anbietern und machte Unterschiede von bis zu 5,41 Euro ro 100 Kilometer aus. Auf Basis einer durchschnittlichen Fahrleistung von 1020 Kilometern pro Monat, könne sich dies auf Mehrkosten von mehr als 55 Euro monatlich summieren, heißt es in dem AK-Papier.

Ähnlichkeiten zum Mobilfunkmarkt

Grund für die mangelnde Vergleichbarkeit seien große Unterschiede zwischen den Tarifmodellen und auch innerhalb der Tarife, sagte Soder.Kunden könnten zwischen Vertragstarifen, Pauschalen und Direktzahlungen wählen. Unterschiede  gebe es darüber hinaus bei der Art der Abrechung, der Taktung sowie bei den in den Pauschalen enthaltenen Leistungen.  "Der Stromtankstellenmarkt verfolgt eine andere Logik als traditionelle Tankstellen und ist am ehesten mit dem Mobilfunkmarkt vergleichbar", erläuterte der Experte. Dazu komme, dass Kunden an den Ladestationen selbst oft nicht mehr ablesen könnten, als den Ladestand ihres Fahrzeuges.

Die höchsten Preisunterschiede machte die AK bei Vertragstarifen aus, wo Preise zwischen 2,92 Euro und 8,33 Euro pro 100 Kilometer festgestellt wurden. Bei Direktzahlungen wurden Preise von 4,48 Euro bis 8,40 Euro pro 100 Kilometer eruiert. Bei Pauschaltarifen bewegen sich die Preise zwischen 3,26 Euro und 5,96 Euro pro 100 Kilometer.

Deutlich günstiger als Verbrennungsmotoren

Ziehe man die Durchschnittspreise heran, dann seien Pauschaltarife am günstigsten, meinte Soder. Eine Empfehlung zu dem Tarifmodell können man aber dennoch nicht geben, da wegen der hohen Preisspannen in bestimmten Fällen andere Modelle günstiger sein könnten.

Im Schnitt bezahlen E-Auto-Fahrer 4,88 Euro pro 100 Kilometer, rechnete Soder vor. Im Vergleich zu Verbrennungsmotoren, wo sich die Kosten auf acht bis neun Euro belaufen, sei dies deutlich günstiger.

Preismonitor und einheitliche Normen gefordert

Um den Preisvergleich für Konsumenten zu erleichtern, fordert die AK die Vereinheitlichung der Angaben und Bezugskonditionen. Beim Tanken könnten Konsumenten den Literpreis von Benzin und Diesel vergleichen. Für Stromtankstellen brauche es ebenfalls handelsübliche Normen, sagte Christa Schlager, die bei der AK Wien die Abteilung Wirtschaftspolitik leitet. "Damit es Orientierung gibt."

Gesetzliche Nachbesserung gefordert

Schlager regte auch die Schaffung eines Preismonitors für Stromtankstellen ähnlich des Spritpreismonitors an. Nachbesserungsbedarf sieht sie auch bei den gesetzlichen Regelungen. Eine entsprechende EU-Richtlinie aus dem Jahr 2014 wurde von Österreich erst im vergangenen Juni umgesetzt. Die von der EU geforderten Preistransparenz wurde allerdings offen gelassen. "Es gibt keine eindeutigen Vorschriften bei der E-Mobilität", kritisiert Schlager.

Die Transparenzliege auch im Interesse der Politik, sagte Energieexperte Soder. Wenn man die Klimaziele erreichen wolle, sei der Umstieg auf Elektrofahrzeuge ein wichtiger Schritt. "Barrieren in Form von fehlenden Preisvergleichsmöglichkeiten sollten ausgeräumt werden."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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