Hoverair X1 im Test: Der fliegende Selfie-Stick
Drohnenaufnahmen machen etwas her, darauf können sich wohl viele einigen. Das Erstellen ist aber in der Regel aufwendig. So benötigt man einiges an Geschick und Übung, um die kleinen Fluggeräte sicher zu steuern. Will man sich selbst bei irgendetwas filmen, wie beim Wandern, Laufen oder Radfahren, benötigt man zudem eine weitere Person, die die Drohne steuert.
Nicht so bei der Hoverair X1. Das kleine Fluggerät verspricht, vollautomatisch Aufnahmen von einem zu machen. Weder Fernsteuerung noch Smartphone muss man dazu in die Hand nehmen. Zudem ist das Gerät so kompakt, dass es sogar in die Jackentasche passt. Ich habe getestet, ob die kleine Selfie-Drohne das hält, was sie verspricht. Und in meinen über 100 Flügen mit der Hoverair X1 kam es fast zu keinen Abstürzen.
Das Gerät selbst
Durch die Gewichtsangabe von 125 Gramm war mir bereits im Vorhinein klar, dass die Drohne sehr klein ist. Wie kompakt sie nun tatsächlich ist, hat mich aber überrascht, als ich sie zum ersten Mal in Händen hielt. Dadurch, dass man sie in der Mitte zusammenklappen kann, passt sie sogar locker in die Jackentasche. Auch in rückseitigen Taschen von Fahrradtrikots findet die X1 ohne Weiteres Platz.
Die Drohne verfügt über 4 Rotoren, die aufgrund ihrer Größe an PC-Gehäuselüfter erinnern. Sie sind von einem Gitter umgeben, das sie schützt. Die Drohne verfügt über 2 Knöpfe, einem Start-Knopf der den auswählten Modus (siehe unten) startet, der gleichzeitig der Ein- und Ausschaltknopf ist, und einen Auswahl-Knopf, wo man eben durch die Modi schalten kann. Welcher Modus gerade aktiv ist, gibt die Drohne auch per Sprachbefehl aus. Gestartet wird sie vor der Handfläche aus.
Der Start
Um die Drohne zu starten, klappt man sie auf und schaltet sie ein. Anschließend kann man mit der zweiten Taste durch die verschiedenen Modi schalten. Per Lautsprecher liest die Drohne vor, welcher Modus gerade aktiv ist. Ein Druck auf Start lässt den Flug beginnen. Um den Flug zu beenden, muss man die offene Hand auf die Unterseite der Drohne halten. Sie landet dann wieder auf der Handfläche. Muss man einen Notfall-Stopp einleiten, kann man die Drohne einfach schnappen und auf den Kopf drehen.
(Eigentlich sind Flüge in Innenräumen nicht empfohlen, aber zu Demonstrationszwecken habe ich eine Ausnahme gemacht)
Die Modi: Hover-Modus
Hauptsächlich verwendet man die Drohne im Alltag im automatischen Modus. Das heißt, man stellt vorher entweder direkt am Gerät oder in der App ein, was sie machen soll. Der simpelste Modus ist der Hover-Modus. Die Drohne schwebt dabei in einer festgelegten Höhe und dreht sich, um den Nutzer immer im Blick zu behalten.
Follow-Mode
Etwas anspruchsvoller, aber immer noch einfach umzusetzen, ist der Follow-Mode. Auch ihn gibt es in verschiedenen Varianten, je nachdem, wie weit die Drohne von einem weg sein soll. Nach dem Start nimmt die Drohne den Nutzer in den Fokus und begibt sich hinter ihm. Geht, klettert oder radelt man los, verfolgt sie einen.
Allzu schnell sollte man aber jedenfalls nicht radeln, die maximale Geschwindigkeit liegt bei 25 km/h. In der Praxis ist es gefühlt sogar noch weniger. Mit dem Rad versuche ich etwa maximal bei 20 km/h zu fahren, damit mich die Hoverair nicht verliert. Passiert es doch einmal, landet die Drohne übrigens dort, wo sie gerade ist. Passiert das auf einer Straße mit Autoverkehr, ist das denkbar schlecht.
Dolly Track
Dolly Track ist ähnlich wie der Follow-Modus, nur dass die Drohne vor dem zu filmenden Nutzer fliegt. Mit dem Rückwärtsfliegen tut sich die Drohne aber deutlich schwerer als mit dem Verfolgen. Man muss dabei also noch langsamer unterwegs sein. Um den Flug zu beenden, muss man der Drohne hier mit den Armen ein "X" signalisieren.
Zoom Out
Im Modus Zoom Out fliegt die Drohne rückwärts vom Nutzer weg und nähert sich dann wieder. Auch hier lässt sich die Entfernung einstellen. Im folgenden Beispielclip ist außerdem eine kleine Kollision mit einer Baumkrone zu sehen, die die Drohne aber kaum aus der Fassung bringt.
Alternativ gibt es noch den Modus "Orbit". Dabei dreht die Drohne in einem vorher festgelegten Abstand einen Kreis um die zu filmende Person.
Birdseye
Ein weiterer Modus, den ich gerne verwende, ist Birdseye. Dabei steigt die Drohne einfach gerade in den Himmel (3 verschiedene Höhen sind auswählbar). Wenn man möchte, dreht sie sich dabei in einer voreingestellten Geschwindigkeit.
Es gibt auch einen Snapshot-Modus. Dabei fliegt die Drohne ein Stück weg und filmt einen kurzen Clip und nimmt ein Foto auf, sobald man sich in eine statische Pose wirft. Diese Funktion habe ich in der Praxis allerdings so gut wie nie verwendet.
Manuelle Steuerung
Wer will, kann die Drohne auch manuell fernsteuern. Dabei muss man aber bedenken, dass die WLAN-Verbindung zum Smartphone immer aufrecht bleiben muss. Länger als rund 10 Minuten kann man aufgrund der Akkulaufzeit zudem nicht fliegen.
Bildqualität und Stabilisierung
Die Hoverair X1 filmt mit maximal 2,7k mit 30fps. Sie verwendet sowohl ein mechanisches Gimbal als auch eine elektronische Bildstabilisierung. Die Stabilisierung funktioniert in die Regel auch sehr gut.
Die Bildqualität ist nicht fantastisch, aber solide. Die schönsten Aufnahmen bekommt man bei strahlend blauem Himmel, bei Wolken oder Dämmerung ist relativ schnell ein Rauschen auf den Videos feststellbar. Bei schlechtem Licht sollte man allerdings sowieso nicht fliegen.
Speicherplatz und App
Der interne Speicherplatz der Hoverair beträgt 35 Gigabyte. Platzprobleme habe ich im Rahmen des Tests damit nie gehabt. Die dazugehörige App (im Test hab ich die Android-Version genutzt) funktioniert weitestgehend ohne Probleme. Der Aufbau der App ist so gemacht, dass man schrittweise an die Bedienung der Drohne herangeführt wird. Man muss also etwa zuerst eine gewisse Anzahl an Flügen mit einfacheren Modi machen, bis man die eher komplexeren (wie etwa Dolly Track) freischaltet.
Wind und Hindernisse
Trotz des geringen Gewichts kann die kleine Drohne relativ gut mit Wind umgehen. Offiziell kann sie bei Windgeschwindigkeiten von maximal 28 km/h geflogen werden. Doch auch wenn es ein paar km/h mehr sind, vollführt die Hoverair einigermaßen sicher ihre Flüge. Allerdings muss man dann damit rechnen, dass die Aufnahmen etwas verwackelt werden.
Die Drohne verfügt über keine Hinderniserkennung. Man muss also aufpassen, wo man sie hinschickt bzw. im Verfolgermodus hinlockt. Läuft man etwa unter einer Baumkrone durch, fliegt die Hoverair wahrscheinlich ohne Rücksicht auf Verluste mitten rein und stürzt ab. Ist man nur einigermaßen vorsichtig, lassen sich Abstürze dennoch ziemlich gut vermeiden. In rund 120 Flügen, die ich während des Tests durchgeführt habe, kam es geschätzt zu weniger als 5 Crashs.
Darf ich mit der Hoverair X1 in Österreich einfach so fliegen?
tl;dr: Nein, man muss sich als Betreiber registrieren (32,40 Euro für 3 Jahre) und die Drohne dafür versichern (rund 30 Euro pro Jahr). Außerdem muss man Flugverbotszonen einhalten.
Ausführliche Erklärung: Obwohl die HoverAir X1 aufgrund ihres geringen Gewichts von 125 Gramm in die Kategorie C0 fliegt, muss man sich als Betreiber (also Nutzer) in Österreich bei der Austro Control registrieren. Grund dafür ist, dass die Drohne über eine Kamera verfügt. Die Registrierung kostet 32,40 Euro und ist für 3 Jahre gültig. Die Registriernummer muss man dann zudem sichtbar an der Hoverair anbringen.
Das ist aber noch nicht alles. Um sich als Betreiber registrieren zu können, ist eine Haftpflichtversicherung notwendig. Die Deckungssumme der Versicherung muss mindestens 750.000 betragen. Je nach Anbieter muss man hier mit Kosten ab 30 Euro pro Jahr rechnen.
Zudem muss man beachten, wo man überhaupt fliegen darf. Am einfachsten ist es, sich hierfür die ÖAMTC-App Drohnen-Info herunterzuladen. Dort sieht man sofort, ob bzw. unter welchen Voraussetzungen man am aktuellen Standort die Drohne aufsteigen lassen kann. Nur so viel vorweg: Im Wiener Stadtgebiet darf man ohne Sondergenehmigung in der Regel gar nicht fliegen. Grund sind die zahlreichen Hubschrauber-Landeplätze auf Krankenhäusern, in deren Nähe prinzipiell Flugverbot herrscht.
Akkulaufzeit
Eine volle Akkuladung hält unterm Strich für rund 10 Minuten Flug. Das klingt im ersten Moment wenig, in der Praxis reicht es aber erfahrungsgemäß dennoch aus. Zumindest dann, wenn man sich nicht ewig lang von der Drohne verfolgen lassen möchte.
Ein Zoom-Out-Flug dauert etwa knapp 20 Sekunden. Eine Birdseye-Aufnahme in maximaler Höhe von 15 Metern dauert 40 Sekunden. Aber auch im Follow- oder Dollytrack-Modus habe ich die Erfahrung gemacht, dass kürzere Clips im Ausmaß von 30 Sekunden bis eine Minute völlig ausreichen. Zumindest dann, wenn man die Aufnahmen nur für kurze Social-Media-Postings oder als Erinnerungen macht.
Der einzige Modus, bei dem mir die Akkulaufzeit in der Praxis tatsächlich zu wenig war, war der manuelle. Denn bis man die Drohne einmal in der Position bzw. Höhe hat, in der man die Aufnahme machen möchte, vergehen schonmal 2 Minuten. Auch die geringe Fluggeschwindigkeit im manuellen Modus trägt dazu bei, dass die Zeit und damit der Akku rasch verfliegen.
Fazit
Die Hoverair X1 ist ein hervorragendes kleines Spielzeug, um Clips von Aktivitäten im Freien zu machen. Wer gerne ein eindrucksvolles Video von sich beim Joggen, Radeln oder Wandern hätte, kann das mit der X1 realisieren, ohne großartig Drohnenflugkünste üben zu müssen. Die automatischen Modi funktionieren gut und die Ergebnisse können sich schon nach kurzer Eingewöhnungsphase sehen lassen.
Dass die Drohne keine 4K-Aufnahmen macht und nicht über 30fps hinauskommt, hat mich in der Praxis weniger gestört als gedacht. Für das Teilen auf Social Media reicht die 2k-Auflösung völlig aus, zudem spart man Speicherplatz beim Archivieren.
Etwas eingeschränkt sind die Nutzerszenarien bei schnellen Tätigkeiten. Mit einer Maximalgeschwindigkeit von theoretisch 25 km/h (in der Praxis bei Gegenwind noch langsamer) muss man sich beim Rennradeln auf der Geraden schon stark zurückhalten, um die Drohne nicht abzuhängen. Auch für das Skifahren, das in den kommenden Wochen wieder aktuell wird, ist die Drohne eine Spur zu langsam. Und gerade bei letzterem sollte man sich vor Augen halten, dass die Drohne einfach landet, wo sie ist, sobald sie abgehängt wird. Man müsste dann also den Berg wieder hinaufstapfen, um sie zu holen.
Wer hohe, längere, manuell ferngesteuerte Flüge machen möchte, für den ist die Hoverair X1 eher nicht zu empfehlen. Gründe dafür sind die begrenzte Reichweite, Flugdauer und die im Vergleich zu einer richtigen Fernbedienung eher suboptimale Steuerung per Smartphone-Display.
Preis und Prime-Deals-Angebot
Die Hoverair X1 ist bei Amazon für knapp 400 Euro erhältlich. In der Standard-Ausführung bekommt man allerdings nur die Drohne mit einem Akku, den man via USB-C im Gerät lädt. Ich würde stark dazu raten, mindestens die “Combo”-Version zu nehmen. Diese kostet derzeit bei Amazon 450 Euro. Dafür bekommt man einen Akku sowie ein externes Ladegerät zusätzlich. Wer insgesamt 3 Akkus möchte, kann um 490 Euro die Combo-Plus-Ausführung wählen.
Am Mittwoch gibt es die Hoverair X1 im Rahmen der Amazon Prime Deal Days 2024 noch günstiger, zumindest in der Combo- und Combo-Plus Ausführung. Mit insgesamt 2 Akkus und Ladegerät bezahlt man somit derzeit nur 382 Euro, mit 3 Akkus sind es 418 Euro. Notwendig dafür ist ein Amazon-Prime-Abo, das man aber auch für einen 30-tägigen-Testzeitraum gratis abschließen kann. Kündigen sollte man dann allerdings nicht vergessen.
Mit der Hoverair X1 Pro steht übrigens schon ein Nachfolger in den Startlöchern, der ab November ausgeliefert werden soll. Das könnte bedeuten, dass man von der regulären X1 auch nach den aktuellen Prime-Angeboten gute Deals finden kann.
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