HTC One Max
HTC One Max
© Gregor Gruber

Smartphone

HTC One Max im Test: Ein Opfer des Größenwahns

Nach dem HTC One mit 4,7 Zoll Display kam das Mini mit 4,3 Zoll. Um die Familie zu komplettieren, stößt jetzt das Max zu seinen One-Geschwistern hinzu. Mit seinem 5,9 Zoll Display ist es das derzeit größte Smartphone des taiwanischen Herstellers. Abgesehen davon ist es auch das Schwerste – das war es dann aber auch schon mit Superlativen.

Design und Verarbeitung

Frontal betrachtet ist die Zugehörigkeit zur One-Gruppe unbestreitbar. Den oberen und unteren Abschluss bildet Aluminium, hinter dem sich die Stereo-Lautsprecher verbergen. Links und rechts vom HTC-Logo sind die Softtouch-Tasten Zurück und Home. An der Aluminium-Rückseite, die von zwei Plastikstreifen durchzogen ist, ist die Kamera mittig angebracht.

Die Design-Elemente des Original-One sind nur Fassade. Anstatt eines Aluminium-Unibodys umrahmt ein dicker Plastikstreifen das Max. Die Aluverkleidung für die Lautsprecher sind ebenfalls durch den Plastikstreifen unschön eingerahmt. Beim One war es umgekehrt: Da wurde der Plastikstreifen durch den Aluminium-Unibody eingezäunt.

Im Gegensatz zum One und One Mini kann die Rückseite abgenommen werden. Zum Öffnen wird an der Seite ein Hebel hinuntergeschoben, woraufhin die Abdeckung entriegelt wird. Der Verschluss ist eine Fehlkonstruktion. Im geschlossenen Zustand hebt sich die rechte obere Kante vom Gerät ab und schließt nicht mit dem Gehäuse ab. Beim Berühren an dieser Stelle knirscht es gefährlich und ansehnlich ist der Spalt natürlich auch nicht. Zumindest war es gut gemeint: Grund für die abnehmbare Abdeckung ist ein MicroSD-Slot, der sich darunter verbirgt. Der Akku ist fix verbaut, trotz abnehmbarer Rückseite.

Handhabung

Durch den dicken Plastikrahmen liegen die Finger beim Halten des Max fast immer auf Kunststoff auf. Das kühle Aluminium an der Rückseite kann nur bedingt ein hochwertiges Unibody-Gehäuse vortäuschen. Der Plastikrahmen hat aber auch Vorteile. Da er etwas angeraut ist, ist er rutschhemmend. Zudem gibt es keine scharfen Aluminiumkanten. Dadurch liegt das Max, trotz seiner imposanten Größe, relativ gut in der Hand. Auch das hohe Gewicht von 217 Gramm verteilt sich überraschend gut über das Gerät, sodass längere Telefonate ohne Handgelenksschmerzen möglich sind.

Dafür muss man aber beim Telefonieren darauf achten, den Lautsprecher genau am Ohr zu haben. Ist man normal große Smartphones gewohnt, muss man das Max etwas tiefer als bisher halten. Da es mit 164,5 mm sehr hoch ist, presst man sonst das Ohr gegen das Display, anstatt an den Lautsprecher.

Eine einhändige Bedingung des Max ist aufgrund der Größe nahezu unmöglich. Selbst mit langen Fingern muss man umgreifen, um mit dem Daumen noch die Statusleiste am oberen Rand des Displays zu erreichen. Immerhin hat der Riesenwuchs bewirkt, dass HTC endlich die Standby-Taste von oben auf die Seite gelegt hat. Diese ist gut zu erreichen. Der Lautstärken-Regler ist hingegen etwas zu flach ausgefallen und eine Spur zu hoch positioniert. Beim Telefonieren ist ein Ertasten nur schwer möglich.

HTC One Max

Bild und Ton

Das Max hat ein LCD3-Display mit der FullHD-Auflösung, wie schon das One. Im direkten Vergleich zum normalgroßen Modell wirkt das Display des Max etwas weniger hell. Die Farben sind wieder kräftig, ohne übersättigt zu sein. Weiß hat einen leichten Graustich.

Schärfe und Betrachtungswinkel sind gut. Um die Größe des Displays auch zu nutzen, hat HTC die Anzahl der App Icons am Homescreen erhöht. Statt 4 x 4 sind jetzt 5 x 5 möglich.

Wie schon das One liefert auch das Max einen sehr guten – und wenn es sein muss – lauten Sound aus den Stereolautsprechern. Da die Lautsprecher oben und unten positioniert sind, hat man ein echtes Stereogefühl, wenn man etwa einen Film im Querformat ansieht. Seiner Umgebung zuliebe sollte man aber Kopfhörer verwenden – die maximale Lautstärke des Max reicht nämlich, um einen ganzen Bus zu beschallen.

Software

Für das Max hat HTC seine eigene Oberfläche, Sense, auf die Version 5.5 aktualisiert. Der Startbildschirm Blinkfeed kann jetzt um RSS Feed uns Google+ Schlagworte erweitert werden. Eine Offline-Lesen-Option ist ebenso hinzugekommen. Auch ein komplettes Deaktivieren von Blinkfeed ist jetzt möglich. Der Video Highlights Editor wurde erweitert und bietet jetzt mehr Einstellungsmöglichkeiten durch den User.

Fingerabdruckscanner

Fingerabdruckscanner

Das Max hat einen Fingerabdruckscanner integriert. Das Sicherheitsplus ist löblich, die Ausführung allerdings nicht. Der Scanner befindet sich an der Rückseite genau unter der Kamera. Er ist leicht versenkt, was ein Ertasten theoretisch möglich macht. Praktisch wischt man aber fast immer mit dem Finger über die Kameralinse – vor allem, wenn man ungeduldig wird, weil der Scanner auch beim vierten Versuch den Abdruck nicht erkennt.

Es passiert viel zu oft, dass der Abdruck nicht erkannt wird. Das liegt daran, dass man sehr präzise, genau im richtigen Winkel, den Finger über den Scanner ziehen muss. Störend ist auch, dass man immer die Standby-Taste drücken muss, um in den Lockscreen zu kommen, bevor das Gerät mittels Fingerabdruck entsperrt werden kann.

Das Einrichten des Fingerabdrucks ist einfach. Man wählt einen der Finger aus und zieht in vier Mal über den Scanner. Dabei sollte man aber nicht der Anleitung am Display folgen, sondern das Max beim Fingerscannen so halten, wie man es auch im Alltagsgebrauch in der Hand halten wird. Folgt man der Anweisung, wird man später nur mit einer verkrampften Handhaltung den Finger in denselben Winkel bekommen, in dem ihn eingescannt hat.

Falls der Fingerabdruck nicht erkannt wird, wird nach einem Passwort gefragt, das zuvor eingestellt wurde. Jeder gescannte Fingerabdruck kann zusätzlich mit den Start einer App belegt werden. So könnte man mit dem rechten Zeigefinger etwa normal entsperren und mit dem linken Zeigefinger die Kamera-App starten. Seltsam ist, dass maximal drei Fingerabdrücke angelegt werden können.

Leistung

Wie auch das One hat das Max einen Snapdragon 600 Prozessor. Damit muss es sich den Phablets der Konkurrenz geschlagen geben. Samsungs Note 3 und Sonys Xperia Z Ultra nutzen einen Snapdragon 800. Das Max ist dadurch zwar nicht langsam, aber eben auch nicht so flott wie das Note 3 und Z Ultra. Im direkten Vergleich laden Apps langsamer.

Die Benchmarks ergeben folgende Werte:

3D Mark Ice Storm Unlimited: 10854
AnTuTu: 26550
Quadrant Standard: 12149
Vellamo HTML 5: 2548
Vellamo Metal: 763

Die Größe des Akkus ist den imposanten Maßen entsprechend. Die 3.300 mAh ermöglichen problemlos zwei Tage bei mäßiger Nutzung, drei Tage wenn man die Nutzung auf gelegentliches Telefonieren, SMS und eine Stunde E-Mails lesen und Websurfen reduziert. Sollte das immer noch nicht reichen, gibt es ein optionales Akkucover, das noch mal 1.150 mAh hinzufügt. Das macht das ohnehin große Gerät aber noch schwerer und dicker.

HTC One Max

Kamera

Die Kamera nutzt wieder HTCs Ultrapixel-Sensor. Da der Sensor nur 4 Megapixel hat, sind die einzelnen Pixel am Sensor größer, wodurch die Bildqualität und Lichtempfindlichkeit verbessert werden soll. Im Gegensatz zum One wird auf einen optischen Bildstabilisator verzichtet. Bei Fotos wirkt sich das nicht besonders deutlich aus, bei Videos schon.

Bei guten Lichtverhältnissen entstehen auch meistens gute Aufnahmen. Bei wenig Licht und Nachtaufnahmen liefert das Max bessere Resultate als etwa das Samsung Galaxy S4 ab, kann aber nicht mit den Kamera-Königen Sony Xperia Z1 und Nokia Lumia 1020 mithalten. Diese kombinieren mehrere Megapixel zu einer kleineren Aufnahme, anstatt von vornherein eine kleinere Aufnahme mit größeren Pixeln zu machen.

Vorbildlich ist die Foto-App. Sie ist einfach zu bedienen, bietet viele Optionen und die gängigen Extras wie HDR und Schwenkpanorama, sowie einen Serienbilder-Modus, mit dem bis zu zehn Fotos pro Sekunde möglich sind. Der Zoe-Modus des One ist natürlich auch wieder mit dabei.

Fazit

Das One Max kann den UVP von 700 Euro nicht rechtfertigen. Die Verarbeitung kann nicht mit dem Original One mithalten, der Fingerabdruckscanner ist mehr Ärgernis als praktisch. Noch dazu ist es langsamer als Sonys Z Ultra und Samsungs Note 3, die auf Preisvergleichsportalen bereits ab 540 Euro bis 580 Euro erhältlich sind.

Technische Daten

Modell:
HTC One Max
Display:
5,9 Zoll LCD3 mit 1920 x 1080 Pixel
Prozessor:
Qualcomm APQ8064 Snapdragon 600, Quadcore 1,7 GHz
RAM:
2 GB
Speicher:
16 GB, MicroSD-Slot
Betriebssystem:
Android 4.3
Anschlüsse/Extras:
Micro USB mit MHL, WLAN a/b/g/n/ac, NFC, Bluetooth 4.0, GPS, 3,5 mm Klinke
Akku:
3.300 mAh Li-Polymer
Kamera:
4 Megapixel (Hauptkamera), 2,1 Megapixel (Frontkamera)
Maße:
164,5 x 82,5 x 10,29 mm
Gewicht:
217 Gramm
Preis und Verfügbarkeit:
ab 699 Euro (16 GB)
Link:
Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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