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Huawei P30 im Kurztest: Günstigere Alternative mit Defiziten

Bereits seit einigen Jahren ist es fast ungeschriebenes Gesetz: Wenn ein neues Flaggschiff-Smartphone präsentiert wird, muss es auch ein "Plus"-Modell geben. Wer ein bisschen mehr bezahlt, bekommt jene Features, die erst in wenigen Jahren auch die breite Masse erreichen.

Doch während das Plus-Modell anfangs noch ein kostspieliges Zusatzangebot für Early Adopter war, ist es mittlerweile das neue Basis-Modell. Sei es nun Apple, Samsung oder Huawei, nahezu jeder Hersteller verkauft mittlerweile mehr Einheiten vom Plus-Modell und richtet dementsprechend den Fokus darauf.

Viel zu oft werden die Basis-Modelle jedoch dabei übersehen - oftmals zu Unrecht. Auch das P30 Pro hat mit dem P30 einen kleinen Ableger, der bei der offiziellen Präsentation eher stiefmütterlich behandelt wurde. Doch wie das futurezone-Hands-on zeigt, kann die kompakte 699-Euro-Alternative ihre vermeintlichen Defizite durchaus zum eigenen Vorteil nutzen.

Altes Design, neue Hardware

Das P30 kann als Kreuzung aus P30 Pro und P20 Pro betrachtet werden. Das Smartphone ist etwas kleiner als die beiden Modelle (149,1 x 71,4 x 7,6 mm) und lässt sich dementsprechend angenehm mit einer Hand halten und bedienen. Auch das spürbar geringere Gewicht von 165 Gramm lässt das gut verarbeitete Smartphone nicht weniger hochwertig erscheinen, sondern erleichterte im Hands-on tatsächlich die Bedienung. Auf den abgerundeten Bildschirm wird verzichtet, was zumindest für die Haptik als Gewinn betrachtet werden kann. Lediglich der Rahmen um das 6,1 Zoll große AMOLED-Panel mit "Tropfen-Notch" fällt etwas breiter als beim Pro-Modell.

Das Design ähnelt dem des P20 Pro dermaßen stark - lediglich Gewicht und Maße weichen minimal ab - dass ich beim Hands-on einmal versehentlich zum falschen Gerät griff. Im Vergleich zum  Vorjahres-Modell wurde jedoch bei der Verarbeitung nachgebessert, die Spaltmaße zwischen Rahmen und Glas wurden nochmals verringert. Auch die Rundungen des Rahmens fallen etwas stärker aus, wodurch sich das Smartphone angenehm in die Handfläche schmiegt.

Nachteile als Vorteile

Ein großer Vorteil gegenüber dem P20 Pro und P30 Pro: Der Kopfhöreranschluss. Man muss sich somit nicht mehr mit dem USB-C-Port als einzigen physischen Anschluss zufriedengeben. Ob deswegen auch ein geringerer Schutz gegenüber Wasser und Staub (IP53 statt IP68) angegeben wird, ist unklar. Gegenüber Spritzwasser und groben Staub ist es aber dennoch geschützt, was zumindest für den Alltag reichen sollte.

Der Bildschirm wies auf den ersten Blick keine wesentlichen Nachteile gegenüber dem Pro-Modell auf. Die maximale Helligkeit scheint auf einem ähnlich guten Niveau zu liegen, lediglich die Farbdarstellung und Blickwinkelabhängigkeit hatten geringfügige Defizite. So war aus steilen Blickwinkeln eine leichte Farbverschiebung erkennbar. Kurioserweise hat das Panel des Basis-Modells durch die geringere Bildschirmdiagonale (6,1 statt 6,47 Zoll) und der gleichen Auflösung (2340 mal 1080 Pixel, 19,5:9) eine höhere Pixeldichte als das P30 Pro. 

Die wohl wesentlichsten Unterschiede verstecken sich in den Details der Kamera. Die Quad-Kamera wurde auf ein Triple-Set-up reduziert. Dafür entfernte man unter anderem den Time-of-Flight-Sensor, der Tiefeninformationen erfassen und so bessere Bokeh- und AR-Effekte ermöglichen soll. Zudem muss man auf die Periskop-Linse des Pro-Modells verzichten und bekommt lediglich fünf- statt zehnfachen Hybrid-Zoom. Damit ist das P30 auf dem Niveau des P20 Pro.

Zu stark abgespeckt

Ärgerlich ist jedoch der fehlende optische Bildstabilisator, der  vor allem Zoom-Aufnahmen spürbar stabilisiert. Hier ist man auf den KI-Bildstabilisator beschränkt, der jedoch nur geringfügig bessere Ergebnisse als ein elektronischer Bildstabilisator liefert. Auch in anderen Punkten muss man kleine Einbußen hinnehmen, die sich aber eher verschmerzen lassen: Der Hauptsensor (40 Megapixel) weist eine geringere Lichtstärke (f/1.8 statt f/1.6) auf und der Sensor hinter der Ultraweitwinkellinse löst lediglich mit 16 statt 20 Megapixel auf.

Im direkten Vergleich mit der Kamera des P30 Pro war der Unterschied spürbar, zumindest bei Zoom-Aufnahmen und schwierigen Lichtbedingungen. Die Testaufnahmen konnten überzeugen und waren zumindest auf dem Niveau des Vorjahresmodells, in nahezu allen Situationen (Tageslicht, Dunkelheit, Makro, Zoom, Porträt) war man dem P30 Pro aber deutlich unterlegen.

Kein Urteil ließ sich im Kurztest zunächst über die Akkulaufzeit (das P30 ist mit einem 3650-mAh-Akku ausgestattet) fällen, da hierfür die Zeit zu kurz ausfiel. Die Schnellladefunktion wird jedoch auch beim P30 unterstützt, dafür muss man aber das mitgelieferte SuperCharge-Netzteil (40 Watt) und Kabel nutzen. Drahtloses Laden wird aus unerfindlichen Gründen lediglich beim Pro-Modell unterstützt. Ansonsten ist das Smartphone aus technischer Perspektive baugleich mit dem Pro-Modell. Es kommt ebenfalls der Quadcore-SoC HiSilicon Kirin 980 mit gleicher Taktung sowie sechs Gigabyte Arbeitsspeicher zum Einsatz. Der interne Speicher kann ausschließlich mit Huaweis proprietären Nano-Memory-Card-Format erweitert werden, microSD-Karten werden nicht unterstützt.

Eigentlich ein P25 Pro

Das P30 ist eine interessante Alternative für alle jene, die bereits mit dem P20 Pro geliebäugelt haben. Das Smartphone ist aus technischer Perspektive eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahresmodell und dürfte wohl zumindest ein Jahr länger Updates erhalten. Die gleiche Leistung wie beim P30 Pro darf man sich aber dennoch nicht erwarten, insbesondere bei der dennoch guten Kamera muss man Abstriche machen. Dafür fällt das Handling  aber durch die geringeren Maße deutlich besser aus. Auf eine Kompakt-Variante, nach dem Vorbild von Sonys Compact-Modellen, die mit  der gleichen Hardware wie das Basis-Modell ausgestattet waren, wartet man leider weiter vergeblich.

Das P30 kann, wie das P30 Pro, ab sofort vorbestellt werden. Hierzulande ist es lediglich in einer Konfiguration (sechs Gigabyte Arbeitsspeicher, 128 Gigabyte an internem Speicher) in drei verschiedenen Farben (Breathing Crystal, Aurora, Black) für 699 Euro verfügbar. Das Smartphone soll ab 29. März im Handel erhältlich sein und an Vorbesteller ausgeliefert werden.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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