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Verordnung

Licht aus für die 60-Watt-Glühbirne

So ist der erste Zorn über die erzwungene Umrüstung in der Bevölkerung zwar mittlerweile ein wenig verflogen, wirklich beliebt sind die alternativen Energiesparlampen aber weiterhin nicht. Sowohl die verzögerte Anlaufzeit als auch die Lichtfarbe werden von vielen als unangenehm und als technologischer Rückschritt empfunden. Berichte über das in den Energiesparlampen verwendete Quecksilber trugen ebenfalls nicht zum guten Ruf der Leuchten bei.

Lobbyingvorwurf an EU
Bis zuletzt war die EU zudem dem Vorwurf ausgesetzt, sie habe die Verordnung nur auf Druck der Leuchtenhersteller beschlossen, die nun von den Umrüstungsausgaben der Konsumenten profitieren würden. Als Höhepunkt des Aufbegehrens kann die Aktion zweier deutscher Ingenieure gewertet werden, die nach dem Verbot der 75-Watt-Glühbirne mehrere Zehntausend Glühbirnen als Heizgeräte deklariert in die EU

. Die Einfuhr der sogenannten “Heatballs” wurde ihnen gerichtlich untersagt, die Verfahren diesbezüglich laufen immer noch.

“Die EU-Verordnung aus dem Jahr 2009 ist Schwachsinn und absolute Klientelpolitik. Wer sich technisch ein bisschen auskennt, kann leicht nachweisen, dass die Energiespareffekte gesamt gesehen weit unter dem liegen, was auf der Packung steht”, erklärt Heatball-Initiator Rudolf Hannot im Gespräch mit der futurezone. Ein Teil der gewonnenen Energie gehe durch die verminderte Wärmeabgabe für erhöhte Heizkosten drauf - Hannot büße man etwa zehn Prozent der gesparten Energie durch den “Heat Replacement Effect” ein. Aber auch die selektierten Lichtfrequenzen sowie das gesundheitsschädliche Quecksilber, das sich in den Lampen befindet, sind Hannot ein Dorn im Auge.

Dokumentarfilm "Bulb Fiction" in Kinos
Mit seiner Kritik steht Hannot nicht alleine da. Der am 16. September in den Kinos startende Dokumentarfilm „Bulb Fiction“ des österreichischen Filmemachers Christoph Mayr widmet sich ebenfalls dem Thema. Bei der Österreichischen Energieagentur sieht man die Sache hingegen differenziert. „Die Technologie ist prinzipiell völlig ausgereift. Die Qualitätsunterschiede der auf dem Markt erhältlichen Lampen sind allerdings enorm“, erklärt Energieexperte Thomas Bogner im Gespräch mit der futurezone.

Neben dem Überprüfen der angeschriebenen Lebensdauer, die über 12.000 Stunden betragen soll, spielen zudem die garantierten Schaltzyklen eine Rolle. Diese sollten einen Wert von über 30.000 aufweisen, vor allem, wenn die Lampe als Beleuchtung mit Zeitschalter – etwa im Hausflur – dient. Was die Lichtfarbe betrifft, werden mittlerweile ebenfalls mehrere Modelle mit unterschiedlicher Leuchtfarbe angeboten. Wer mit der Lichtfarbe der Energiesparlampen nicht glücklich wird, kann Bogner zufolge auch auf moderne Niedervolt-Halogenleuchten ausweichen, die bereits in der bekannten Birnen-Form produziert werden. Das schönere Licht hat allerdings den Nachteil, dass diese nur etwa 50 Prozent weniger Energie als die stromfressenden herkömmlichen Glühbirnen verbrauchen.

Vor futuristischen Konzepten wird jedenfalls nicht zurückgeschreckt.

Die Zukunft heißt LED
Als Hoffnungsträger Nummer eins gelten aber weiterhin die energieschonenden LED-Lampen. Diese sind mit Preisen zwischen 25 und 50 Euro bei Markenprodukten zwar um einiges teurer als die verbreiteten Energiesparlampen. Gute LED-Lampen können aber sowohl mit ihrer Lichtqualität als auch mit ihrer Lebensdauer punkten. Mit Osram, Philips, LG und etwa der Zumtobel-Tochter Ledon haben sich zudem bereits mehrere Anbieter in Stellung gebracht.

„Wir gehen davon aus, dass der Preis für LED-Birnen pro Jahr um zehn bis fünfzehn Prozent sinken wird“, sagt Ledon-Sprecher Erik Nielsen gegenüber der futurezone. Wenn die Lampe in einem Raum eingesetzt wird, in dem viele Lichtstunden zusammenkommen, wie etwa dem Wohn- oder Esszimmer, amortisiere sich eine LED-Lampe im Vergleich zur herkömmlichen Glühbirne in zwei bis drei Jahren, so Nielsen.

Qualität bei Energiesparlampen entscheidend
Anders als bei herkömmlichen Glühbirnen spielt die Qualität der Produkte bei Energiesparlampen und LED-Leuchten eine ungemein wichtigere Rolle. Besonders günstige Produkte sind mit Vorsicht zu genießen. Um etwa bei Energiesparlampen eine mit Glühbirnen vergleichbare Qualität zu erreichen, muss auf die Farbwiedergabe, Farbtemperatur, Anlaufzeit und die Anzahl der Schaltzyklen geachtet werden. Die Farbtemperatur sollte im Bereich 2700-3300K (warmweiß bis neutral-weiß) liegen. Bei der Farbwiedergabe empfiehlt sich ein Mindestwert von 85 bis 90 Prozent.

Um schnell die volle Leuchtkraft ausnutzen zu können, sollte die Lampe eine Anlaufzeit von unter 30 Sekunden aufweisen. Je nach Einsatzort sind die maximalen Schaltzyklen wichtig. Sehr gute Lampen können bis zu 70.000-mal ein- und ausgeschaltet werden. Wird die Lampe ohne Zeitschalter genutzt, genügt ein Wert von 30.000 Schaltzyklen. Zerbricht eine Leuchte, sollten die Reste mit Besen und Schaufel entsorgt und das Zimmer gelüftet werden. Da das Quecksilber in Gasform entweicht, sollte auf den Staubsauger verzichtet werden.

Hoher Preis größtes Manko für LED-Leuchten
Auch bei den LEDs sind die Farbtemperatur und die Farbwiedergabe, die bei 85 bis 90 Prozent liegen soll, wichtig. Die Lebenserwartung ist mit bis zu 25.000 Betriebsstunden höher als bei Energiesparlampen. Die Anlaufzeit als auch die Anzahl der Schaltzyklen spielen technologiebedingt keine Rolle, als größtes Manko gilt derzeit immer noch der hohe Preis. Einschränkungen gibt es zudem bei der Leuchtkraft. Derzeit verfügbare Leuchten können maximal als Ersatz für 60-Watt-Glühbirnen dienen. An noch leistungsstärkeren Lampen wird allerdings bereits gearbeitet.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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