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Bildbearbeitung

"Natürlich kann Photoshop missbraucht werden"

Thomas Knoll, der vor 25 Jahren mit der Photoshop-Entwicklung begonnen hat, ist nicht mit allen Entwicklungen glücklich, die seine Software herbeigeführt hat: “Photoshop ist ein Werkzeug und natürlich kann es auch missbraucht werden”, sagte der Entwickler bei einer Pressekonferenz. Besonders die Art und Weise, wie das menschliche Körperbild künstlich angepasst wird, sei problematisch. “Photoshop kann sehr gut, aber auch sehr böse gebraucht werden, es hängt immer vom ethischen Empfinden der Menschen ab, die es nutzen”, so Knoll.

Als einen der Kernpunkte für den großen Erfolg des Programms sieht Knoll das Aufkommen verschiedener neuer Technologien. “Als 1993 das World Wide Web aufgekommen ist, wollten Leute plötzlich Webseiten mit Bildern machen. Sie wollten kleine, gut komprimierte Bilder, um mit Bandbreite sparsam umzugehen.” Photoshop, dessen kommerzielle Entwicklung 1990 begann, kam da gerade recht: “Wir waren einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort”, so Knoll. Der zweite wichtige Faktor war das Aufkommen von Tintenstrahldruckern und Digitalkameras: “Plötzlich war Photoshop ein fixer Bestandteil des Workflows von Fotografen”, so Knoll. “Kein anderes Programm hätte diesen Erfolg haben können, da es Photoshop bereits gab und es schon am Markt war.” Heute werde ihm das Ausmaß seiner Erfindung besonders dann bewusst, wenn er mit dem Verb "photoshoppen" konfrontiert werde: "Es ist ganz nett, dass es ein Verb gibt, das man selbst kreiert hat."

Zu dem in Nutzerkreisen oft umstrittenen Abo-Modell äußerte sich Knoll, der nach wie vor für Adobe arbeitet, naturgemäß positiv: “Der hohe Preis von Einzellizenzen machte mir immer Sorgen. Mit Abo bekommen besonders Fotografen für eine geringe monatliche Gebühr sehr viel Leistung.”

Mobilgeräte als Ergänzung

Zorana Gee, Produktmanagerin bei Photoshop, hat darüber hinaus auch über die Zukunft von Photoshop auf Mobilgeräten gesprochen. Auf die Frage, ob Photoshop jemals mit vollem Funktionsumfang auf Tablets zur Verfügung stehen werde, sagte sie: “Anwender nutzen Photoshop auf Mobilgeräten in erste Linie als Ergänzung in ihrem Arbeitsablauf.” Adobe gehe es demnach hauptsächlich darum, jene Features zu integrieren, die Sinn machen. Eine der größten Hürden sei die im Vergleich zu PCs geringe Rechenleistung der mobilen Geräte. “Uns geht es in erster Linie darum, die richtige Leistung für das richtige Gerät zu bieten.”

Auf die Frage, ob auch Photoshop in Zukunft nur als Web-basiertes Tool angeboten werde, meinte Gee, dass dies durchaus möglich sei: “Wenn es Sinn macht, könnte man das andenken.”

Die Geschichte von Photoshop

Die Bildbearbeitungssoftware Photoshop von Adobe zählt wohl zu den populärsten Softwaretiteln, die jemals erschienen sind. Am 19. Februar 1990 wurde Version 1.0 erstmals verkauft, Photoshop feiert also schon seinen 25. Geburtstag. Begonnen hat alles mit klassischer Prokrastination: Knoll, damals noch Student, wollte sich von seiner Doktorarbeit ablenken, indem er damit begann, an einem Programm zu schreiben, mit dem man Bilder auf Schwarz-Weiß-Monitoren betrachten konnte. Sein Bruder John half ihm anschließend, das Programm so weiterzuentwickeln, dass man die Bilder damit auch bearbeiten konnte.

1989 kam Adobe erstmals ins Spiel. Das Software-Unternehmen zeigte sich von der Idee angetan und erwarb die Lizenz an dem Programm. Gemeinsam mit Knoll entwickelte man es weiter und machte es marktreif, Photoshop war geboren. Es dauerte noch bis 1990, bis Version 1.0 von Photoshop ausgeliefert wurde, anfangs ausschließlich für Apples Mac-Rechner. Schon diese Version wurde zum Verkaufshit, Produzenten von Magazinen und Zeitungen wurden erstmals auf die Software aufmerksam. 1991 folgte dann Photoshop 2.0, bei dem erstmals das CMYK-Farbmodell integriert wurde. 1992 kam Version 2.5 und Photoshop war damit erstmals auch für Windows-PCs erhältlich.

Rückgängig machen

Die Ebenentechnik, bis heute ein zentraler Bestandteil von Photoshop, wurde 1994, zwei Jahre später, mit Photoshop 3.0 integriert. Der nächste große Sprung kam mit Photoshop 5.0 im Jahr 1998. Erstmals war es möglich, editierbaren Text zu integrieren und ungewollte Änderungen mittels Versionshistorie wieder rückgängig zu machen. 1999 wird Photoshop mit Version 5.5 Web-tauglich: Die Funktion “Für Web speichern” wurde erstmals integriert.

Der Reparaturpinsel wurde mit Photoshop 7.0 im Jahr 2002 eingeführt. Bis heute zählt er zu den meistgenutzten Tools, um unerwünschte Stellen im Bild schnell und einfach zu retuschieren. 2003 wird mit Photoshop 8.0 "Camera Raw" erstmals fix in die Software integriert, damit Fotografen auch unkomprimierte Aufnahmen von Digitalkameras einspielen können. Gleichzeitig war die achte Programmversion auch die Geburtsstunde der Creative Suite, Photoshop war ab diesem Zeitpunkt als Photoshop CS bekannt.

Lightroom und Mobile

2005 folgte CS2 mit den Neuerungen Smart Objects und HDR-Bilder. Auch das Foto-Verwaltungstool Bridge wurde eingeführt. 2007 kam Photoshop CS3, gleichzeitig erblickte Lightroom in seiner ersten Version das Licht der Welt. 2009 wurde Photoshop mobil, erstmals erschienen Apps für Android und iOS.

2012 kam gleichzeitig mit CS6 der Startschuss für die Creative Cloud. 2013 verabschiedete sich Adobe von der Bezeichnung CS und brachte Photoshop in der Cloud-Version als Photoshop CC heraus. Ab diesem Zeitpunkt konnte man Photoshop nicht mehr als einzelne Lizenz kaufen, sondern das Programm nur noch über die Cloud für einen begrenzten Zeitraum mieten. Das sorgte in der Community für viel Aufregung, die nach einiger Zeit jedoch wieder abgeflacht ist.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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