Netflix-CEO Reed Hastings
Netflix-CEO Reed Hastings
© APA/AFP/GETTY IMAGES/Ethan Miller

Streaming

Netflix: Österreicher stehen auf Drama-Serien

Vor fast genau drei Jahren ist der Streaming-Dienst Netflix nach langer Wartezeit auch in Österreich an den Start gegangen (futurezone-Interview mit CEO Reed Hastings zum Start). Bis heute hat man viel Erfahrung gesammelt, wie Europa-Sprecher Yann Lafargue im Gespräch mit der futurezone erzählt. "Wenn wir in einen Markt einsteigen, arbeiten wir rein mit Annahmen. Wir wissen nicht, was die Leute mögen", so Lafargue. Mit dem Wachstum in Österreich sei man zufrieden, genau Zahlen wolle man allerdings nicht nennen. Österreich sei aber ein "gesunder Markt".

Aktuell wolle man vor allem auf der technischen Seite das Angebot erweitern. So kooperiere man bereits seit längerem mit UPC-Mutter Liberty Global in anderen Ländern und habe die Netflix-App auch bereits in Set-Top-Boxen integriert. Auch in Österreich würden entsprechende Gespräche mit UPC sowie auch mit dem Konkurrenten A1 laufen, wie Lafargue erklärt. Details zum aktuellen Stand nannte er aber nicht.

Die Integration in Set-Top-Boxen sei ein weiterer wichtiger Schritt, einen leichten Zugang zu dem Streaming-Service zu bieten. Man wolle auf möglichst vielen Plattformen möglichst einfach nutzbar sein. “Kunden interessieren sich nicht für verschiedene Codecs oder Komprimierung, es muss einfach funktionieren”, so Lafargue.

"Better Call Saul" und "Gilmore Girls"

Inhaltlich sei in Österreich laut dem Netflix-Sprecher vor allem ein Trend zu Drama-Serien zu beobachten, stärker als in anderen Ländern. Zu den beliebtesten Titeln zählt hierzulande das Breaking-Bad-Spin-Off “Better Call Saul”.

Überdurchschnittlich gut lief hierzulande laut Lafargue auch die Neuauflage der “Gilmore Girls”. “Das war einer der erfolgreichsten Inhalte in Österreich. Es war fast schon verrückt.”

4K als Treiber

Besonders viel Hoffnung setzt Netflix künftig auch auf 4K sowie HDR. Hier setzt man auf den Umstand, dass man in einem beträchtlichen Teil der 4K-Fernseher bereits als App verfügbar sei. “Fast jeder, der heute einen Fernseher kauft, kauft einen 4K-Fernseher”, so Lafargue. Lineares Fernsehen sei kaum in der hohen Auflösung vorhanden, was sich laut seiner Einschätzung auch nicht so schnell ändern wird. Beim Streaming-Dienst wachse die Anzahl an Content in der hoher Auflösung jedoch stetig.

Regionale Beschränkungen

Während das Angebot in Österreich zum Start noch deutlich kleiner als etwa in den USA war, hat sich die Situation laut Lafargue nun deutlich verbessert: “Wir haben unseren Content verdreifacht”. Es zähle jedoch nicht die Zahl der Filme und Episoden, sondern die Qualität. “Wenn ein Nutzer Netflix öffnet, haben wir zwischen 90 und 120 Sekunden Zeit. Wenn er in diesem Zeitraum nichts Relevantes für sich findet, haben wir ihn verloren und er schaut oder macht etwas anderes”, so Lafargue.

Man müsse sowohl mit Inhalten als auch mit der Präsentation sowie mit einem reibungslosen technischen Ablauf sicherstellen, dass der Nutzer in weniger als zwei Minuten zu seinen Inhalten kommt.

VPN

Dass das Umgehen von regionalen Beschränkungen erschwert wurde, sei keine bewusste Entscheidung des Streaming-Dienstes gewesen. “Die Technologie, die wir verwenden, ist Industriestandard. Unser Partner, mit dem wir hier zusammenarbeiten hat sie einfach verbessert”, so Lafargue. Es sei ein Katz- und Maus-Spiel mit den VPN- und DNS-Changer-Anbietern.

Gleichzeitig hält er jedoch auch fest, dass es seit Beginn gegen die Nutzungsbedingungen verstößt, wenn man Netflix damit verwendet. Entsprechender Druck kommt hier besonders von den Hollywood-Studios.

Schrumpfender Katalog

Dass Kunden enttäuscht sind, wenn bestimmte Serien und Filme aus dem Katalog gestrichen werden, versteht Lafargue zwar, allerdings sei dies ebenfalls auf die Verträge mit den Studios zurückzuführen. “Anders als etwa bei Musikstreaming ist bei uns Exklusivität ein wichtiger Faktor.”

Verträge werden zumeist auf einen bestimmten Zeitraum abgeschlossen, irgendwann laufen sie aus und die Nutzungsrechte werden wieder einem anderen Dienst oder einem anderen Sender übertragen. Entgegenwirken wolle man diesem Problem mit Eigenproduktionen, in die der Dienst auch weiterhin viel Geld investieren wolle.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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