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ÖAMTC startet Online-Dienst Smart Connect

Mit kleinen Zusatzmodulen, die in den On-Board-Diagnose-Anschluss (OBD) von Autos gesteckt werden, kann heute jeder tiefe Einblicke in die Leistungsdaten seines PKW nehmen. Haben die kleinen Geräte auch noch GPS und eine SIM-Karte an Bord, machen sie aus Autos schnell einmal ein "Smart Car", das man mit Hilfe einer App überwachen kann. So kann man etwa Fehlermeldungen auslesen, die Position des Fahrzeugs erkennen oder genau Protokoll über seine Fahrten führen. Derartige Services werden u.a. von heimischen Mobilfunkern angeboten. Was den bisherigen Angeboten fehlt, ist allerdings der direkte Draht zum Automobilclub seines Vertrauens. Genau das will nun der ÖAMTC mit seinem Angebot "Smart Connect" ändern.

Der Helpdesk weiß Bescheid

Die Nutzer dieses Dienstes können per OBD-Stecker und einem eigenen Punkt in der ÖAMTC-App nicht nur selbst erkennen, wie es um den Allgemeinzustand des eigenen Fahrzeugs steht. Kommt es zu einer Fehlermeldung, wird diese sofort an den technischen Helpdesk des ÖAMTC übermittelt. Erfahrene Pannenhelfer analysieren das Problem, der Fahrer erhält sogleich eine kurze Erklärung zur Fehlermeldung und die Möglichkeit, sofort Kontakt mit dem ÖAMTC aufzunehmen.

In welchen Situationen kann dies nützlich sein? Etwa dann, wenn der Batterieladestand des Fahrzeugs einen kritischen Wert unterschreitet. Hat man z.B. das Licht angelassen, wird man rechtzeitig informiert, bevor die Batterie so schwach wird, dass das Auto nicht mehr gestartet werden kann. Smart Connect kann Nutzer auch darauf hinweisen, wenn eine Kabelverbindung unterbrochen wurde, etwa durch einen Marderbiss. Auf einem eigenen Fahrzeug-Tab in der App wird man durch Ampel-Farben schnell über den aktuellen Fahrzeugzustand informiert.

Geofencing und Eco-Wert

Über die Erkennung und Behandlung von Fehlfunktionen hinaus bietet der Dienst noch weitere Vorteile. So sieht man etwa genau, wo das Auto geparkt wurde, wenn es jemand anderer genutzt hat. Außerdem kann man Bewegungen mittels "Geofencing" überwachen. Verlässt das Fahrzeug etwa einen definierten Standort (bzw. einen selbstgewählten Umkreis darum), wird man sofort alarmiert, entweder per In-App-Nachricht, E-Mail oder SMS.

Technisch interessierte Personen können sich außerdem in Statistiken über zurückgelegte Wege vertiefen. In der App erfährt man etwa, welche Route genau zurückgelegt wurde, wie viele Kilometer man gefahren ist, wie lange man dafür gebraucht hat, wie sehr der Tank dabei geleert wurde, wie viel CO2-Emissionen man dabei verursacht hat, welche Höchstgeschwindigkeit erzielt wurde etc. Dazu gibt es auch eine Eco-Wertung, die sich aus den Faktoren Beschleunigung, Bremsen, Geschwindigkeit und Leerlauf zusammensetzt. Jede Fahrt lässt sich außerdem kategorisieren und mit Notizen versehen. Tankvorgänge kann man ebenfalls in der App protokollieren.

Spannende Einblicke

Wie sich im futurezone-Test gezeigt hat, kann Smart Connect tatsächlich spannende Einblicke in das eigene Fahrverhalten bieten. Mit Fehlermeldungen wird man im Normalfall nicht besonders oft konfrontiert sein. Hilfe vom ÖAMTC können sich Club-Mitglieder in solch einem Fall klarerweise auch ohne App verschaffen. Durch Smart Connect erfährt der technische Helpdesk lediglich schneller davon und kann schon vorab Lösungsstrategien entwickeln.

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Der "Connector" im OBD-Port links unten am Armaturenbrett

6,90 Euro pro Monat

Smart Connect wurde vom ÖAMTC bereits vor ein paar Wochen per "Soft Launch" für ausgewählte Tester freigeschalten. Nun wird der Dienst allgemein zugänglich gemacht. Für das OBD-Modul ("Connector") zahlen ÖAMTC-Mitglieder einmalig 79 Euro. Dazu kommt eine monatliche Gebühr für die Nutzung des Dienstes von 6,90 Euro. Bestellt wird der Dienst im ÖAMTC-Webshop, bezahlt wird mittels Kreditkarte. Nach dem Kauf taucht der Menüpunkt "Smart Connect" automatisch in der ÖAMTC-App des Nutzers auf.

7000 Automodelle

Entwickelt wurde der Dienst durch eine Kollaboration des ÖAMTC mit Automobilclubs aus Australien, Großbritannien und den Niederlanden. Erfahrungsaustausch zwischen den Projektpartnern sollen zu einer raschen Weiterentwicklung des Dienstes führen. Zu Beginn wird jeder Interessierte überprüfen können, ob sein Fahrzeug für Smart Connect geeignet ist, erklärt Marcus Braun, der Projektleiter des ÖAMTC.

Ausschlaggebend dafür sei vor allem die Position des OBD-Anschlusses. Diese sei bei jedem Fahrzeugmodell unterschiedlich. Als geeignet gelten zunächst nur jene Automodelle, bei denen eine Selbstmontage durch den Nutzer leicht möglich ist. Eine genaue Anleitung dazu erhält der Nutzer in der App. Über 7000 Fahrzeugmodelle entsprechen derzeit den Anforderungen.

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Die futurezone testete Smart Connect mit einem VW Golf Variant

OBD wird obsolet

In Zukunft werden es noch wesentlich mehr, meint Braun. Dann nämlich werde der OBD-Anschluss obsolet. Fahrzeughersteller arbeiten bereits an der Vernetzung ihrer Fahrzeuge und digitalen Plattformen, über die Drittparteien (wie in diesem Fall der ÖAMTC) ohne zusätzliche Hardware Zugang zu den Fahrzeugdaten erhalten - sobald der Fahrzeugeigner die Zustimmung dafür erteilt.

Datenschutz ist dem Automobilclub bei Smart Connect ein wichtiges Anliegen. Durch den Dienst werden keinerlei Bewegungsdaten gesammelt, die individuell zuzuordnen sind. Durch Anonymisierung will man sicherstellen, dass keine Bewegungsprofile von Nutzern erstellt werden können. Gespeichert werden die Daten auf europäischen Servern.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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