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Opfer des eigenen Hypes: iPhone 4S enttäuscht

Kein NFC, kein LTE, kein verbesserter Bildschirm und vor allem:

. Nachdem Apple die normalerweise im Juni stattfindende iPhone-Ankündigung ein paar Monate nach hinten verschoben hatte, waren die Erwartungen hoch – zu hoch. Auf Twitter, aber auch in traditionellen Medien war schnell vom ruinierten Weihnachtsfest zu lesen. „Angesichts der vielen falschen Gerüchte war es fast unvermeidbar, dass die Ankündigung enttäuschen würde“, konstatiert Ovum-Analyst Dawson.

Auch Börsianer kurz schockiert
Auch an der Börse war die Enttäuschung zunächst spürbar – bis zu fünf Prozent rutschte der Apple-Kurs zwischenzeitlich ab, um sich praktisch bei plus minus Null am Ende des Tages einzupendeln. „Das war ein sehr seltenes Beispiel, wie Apple den Bogen der Erwartungshaltung überspannt hat“, meint auch IDC-Analyst John Delaney im Gespräch mit der futurezone. Gleichzeitig müsse man Apple zugute halten, dass die Strategie – und dazu gehört auch der Zwischenschritt vom iPhone 3G zum 3GS – bisher phänomenal funktionierte.

Kein Vorreiter mehr
Anders als bei der Einführung des iPhone 3GS muss sich Apple aber mehr denn je den Vorwurf gefallen lassen, nicht mehr der Vorreiter im Smartphone-Bereich zu sein. "Apple konnte heute keinen überzeugen. Angesichts der vielen starken Konkurrenz-Telefone handelt es sich um das schwächste iPhone aller Zeiten", wird Enderle-Group-Analyst Rob Enderle von der Washington Post zitiert. "Die Hardware-Updates machen das neue iPhone zwar wettbewerbsfähig zu aktuellen Android- und Windows-Phones. User wird das iPhone 4S aber nicht vom Hocker hauen", urteilt auch Ovum-Analyst Dawson.

Aber nicht alle Kommentare fallen derart negativ aus. Als größter Trumpf Apples gegenüber Mitbewerbern gilt laut Marktbeobachtern aber weiterhin das etablierte Ökosystem, das von App-Entwicklern auf täglicher Basis gefüttert wird. „Gegenüber Android hat Apple den Vorteil, dass viel mehr iPhone-User bereit sind, Geld für ihre Apps zu bezahlen. Das ist naturgemäß ein Pluspunkt für Entwickler, wenn es darum geht, eine Plattform für die eigenen Programme auszuwählen“, so Gartner-Analystin Carolina Milanesi gegenüber der futurezone.

Billiges 3GS für neue Kundensegmente

Die Entscheidung Apples, neben dem neuen iPhone 4S nicht nur das Vorgänger-Modell iPhone 4, sondern auch noch das 3GS im Programm zu behalten, wird als geschickter Schachzug gesehen, auch im preisbewussteren Smartphone-Segment punkten zu können. Ohne großen Aufwand kann Apple so mit dem über zwei Jahre alten 3GS ein iPhone anbieten, das über die Mobilfunk-Anbieter wohl als Gratis-Vertragshandy ins Programm aufgenommen wird und neue Kunden ansprechen kann.

„In den kommenden zwei bis drei Jahren muss sich Apple sicherlich keine Sorgen machen“, resümiert auch IDC-Analyst Delaney. Apples Launch von iCloud mache zudem deutlich, dass das iPhone nur ein Teil der Gesamtstrategie des Konzerns sei, nämlich User auf mehreren Geräten mit gekauften wie persönlichen Inhalten an das eigene Ökosystem zu binden.

iCloud als Marketing-Tool
„Wurden sowohl iTunes als auch der App Store ursprünglich ins Leben gerufen, um die Hardware-Verkäufe anzukurbeln, macht Apple nun mehr und mehr Geld mit diesen Services. Das ist eine interessante Entwicklung und eröffnet Apple neue Geschäftsmöglichkeiten“, so Delaney. Mit der Synchronisation von persönlichen Daten und Dokumenten in die Apple Cloud erhalte das Unternehmen eine noch stärkere Bindung seiner Kunden und noch bessere Einblicke in das User-Verhalten. „Wenn es um das Vermarkten von Produkten und Services geht, sind diese Informationen Gold wert“, so Delaney.

Das iPhone 4S ist ab 28. Oktober in Österreich erhältlich. Die 16-Gigabyte-Variante für die entsperrte Version wird voraussichtlich 629 Euro kosten.

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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