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E-Mail

Outlook.com im Test: Neubeginn mit Schlichtheit

Microsoft hat mit Outlook.com die neue Generation seines Webmail-Angebots vorgestellt. Hotmail wird damit in den Ruhestand geschickt. Der erfolgreichste Webmail-Dienst der Welt bleibt zwar weiterhin bestehen, in Zukunft will Microsoft aber mit Outlook.com dem immer noch aufstrebenden Konkurrenz-Angebot Gmail Marktanteile wegschnappen. Beim Design hat sich Microsoft einige Anleihen am Google-Produkt genommen. Allen Eigenschaften voran stehen Übersichtlichkeit, minimalistisches Design und interaktive Funktionen. So wird etwa Facebook eingebunden. In Zukunft soll man gar Skype direkt in Outlook.com verwenden können.

Die futurezone hat die gerade erst gestartete Preview-Version von Outlook.com genauer unter die Lupe genommen. Ein eigenes Konto musste dafür nicht angelegt werden. Wer bereits ein Hotmail-Konto besitzt, kann Outlook.com ansteuern, sich mit seinen bestehenden Anmeldedaten einloggen und die neue Webmail-Welt von Microsoft entdecken.

Geordnetes Leben

Will man eine Mail verfassen, steht eine angenehm aufgeräumte Oberfläche mit WYSIWYG-Editor zur Verfügung. Neben diversen Textformatierungselementen findet man auch jede Menge Emoticons. Die vermeintliche Rechtschreibprüfung stellt sich allerdings als ziemlich inhaltsleer dar. Bei einem Klick auf das entsprechende Steuerelement in der Kopfleiste wird einem lediglich mitgeteilt, dass die meisten Browser eine automatische Rechtschreibprüfung beinhalten. Falls das nicht zutrifft, hat man wohl Pech gehabt.

Einzelne Nachrichten im Posteingang können durch ein kleines rotes Flaggen-Symbol "gekennzeichnet" werden. Sie erscheinen daraufhin im oberen Bereich des Posteingangs. Diese Funktion kann man mit "Starring" bei Gmail vergleichen. Die gekennzeichneten Mails lassen sich unter den Schnellansichten in der linken Spalte gesammelt auflisten. Wer seine Mails weiter zuordnen will, findet "Kategorien" vor, die man wahlweise ebenfalls in der linken Leiste einblenden kann. Voreingestellt sind die Kategorien "Bestellungen und Lieferungen", "Dokumente", "Familie", "Gruppen", "Neuigkeiten aus Netzw.", "Newsletter", "Rechnungen", "Reisen", "Shopping". Daneben lassen sich selbstgenerierte Kategorien erstellen.

Der Unterschied zwischen Kategorien und Ordnern besteht darin, dass den Kategorien einzelne Absender zugewiesen werden können. Deren Mails werden dann automatisch der eingestellten Kategorie zugewiesen, während man bei Ordnern immer manuell verschieben muss.

Soziale Anbindung

Outlook.com kann mit Facebook und anderen Diensten verknüpft werden. Über ein Smiley-artiges Symbol links oben in der Leiste ruft man die Nachrichten-Leiste auf, in der die Kontakte aufgelistet sind, die gerade online sind. Mit Facebook-Freunden kann man auf diese Weise einwandfrei chatten. Facebook-Nachrichten, die einem abseits des Chats zugestellt werden, erscheinen in Outlook.com aber nicht. Dennoch ist der Facebook-Chat eine Funktion, die der Microsoft-Dienst Gmail voraus hat. Wer im Chat nicht ständig verfügbar sein will, kann seinen Status über den eigenen Namen in der Leiste rechts oben verändern.

Wer sein Facebook-Konto mit Outlook.com verknüpft, sollte sich im Übrigen bewusst sein, dass die Facebook-Kontakte fortan auch im Windows Live Messenger auftauchen.

Wer auf Outlook.com nach einer Liste seiner Kontakte sucht, muss schon ein wenig experimentieren, um fündig zu werden. Die Auflösung des Suchrätsels: Bewegt man den Cursor auf der oberen Leiste in den Bereich des "Outlook"-Schriftzuges, erscheint ein Drop-Down-Pfeil, der eine dickere schwarze Leiste mit weiteren Microsoft-Services (Kalender und SkyDrive) sowie den Kontakten öffnet. In der Kontakte-Liste werden auch Facebook-Freunde aufgelistet, sofern man das Social Network verknüpft hat. Wenn diese keine E-Mail-Adresse bekannt gegeben haben, kann man ihnen direkt über die Chat-Spalte links eine Facebook-Nachricht zukommen lassen.

Erweiterte Optionen

Über das Zahnrad-Symbol in der Leiste oben rechts gelangt man bei Outlook.com in den Optionen-Bereich. Hier kann man Regeln zum Weiterleiten oder automatisierten Beantworten von Mails festlegen, andere E-Mail-Konten verknüpfen, die Behandlung von Outlook.com-Mails in Desktop-Mailprogrammen managen, Signaturen festlegen, die Junk-Mail-Behandlung managen oder das Aussehen von Outlook.com den eigenen Bedürfnissen anpassen.

Im Optionen-Bereich ist auch das Anlegen einer Outlook-Alias-Adresse möglich, eine Funktion, die vor allem Hotmail-Kunden zugute kommen könnte. Hier kann die E-Mail-Endung "@outlook.com" hinzugefügt werden. Man kann dabei bestimmt werden, ob für die neue Alias-E-Mail-Adresse ein eigener Ordner angelegt werden soll oder Mails, die an die neue Adresse geschickt werden, einfach im Posteingang landen sollen. Nach einer wenige Minuten dauernden Überprüfung durch Microsoft wird die Alias-Adresse aktiv. Beim Verfassen neuer Mails kann man mit einem Klick auf die eigene Adresse die Alias-Adresse als Absender angeben.

Beim Verbinden weiterer E-Mail-Konten bietet Outlook.com einen Zugang über POP3. Das modernere Protokoll IMAP wird hingegen nicht unterstützt. In der Praxis wirkt sich das etwa so aus, dass Nachrichten, die mit einem Desktop-Mail-Programm geladen werden, danach nicht mehr im jeweiligen Webmail-Konto auffindbar sind, weil sie nach der Übertragung von den Mail-Servern gelöscht werden. Außerdem werden Nachrichten etwa nicht als gelesen markiert, wenn sie von einem Mobilgerät aus abgerufen werden, während man etwa mit dem Laptop ebenfalls bei Outlook.com eingeloggt ist. Outlook.com selbst verwendet das E-Mail-Synchronisations-Protokoll Exchange ActiveSync.

Fazit
Mit Outlook.com macht Microsoft auf jeden Fall einen Schritt in die richtige Richtung. Hotmail in seiner letzten Version, mit überbordenden Textelementen und Pastellfarben, hatte klare Nachteile gegenüber der Strukturiertheit von Gmail. Doch auch Gmail hat in den vergangenen Jahren Ballast zugelegt und hat durchaus das Potenzial, einige Nutzer zu verwirren. Outlook.com macht dagegen sofort den Eindruck einer besonders simplen Bedienung. Was ebenfalls sofort ins Auge sticht: Nirgendwo sieht man Werbung - vielleicht ein vorübergehendes Phänomen.

Klare Schwächen von Outlook.com sind dagegen die fehlende Unterstützung des IMAP-Standards und die Silverlight-Abhängigkeit, etwa für das eingebaute Diashow-Feature. Was die Rechtschreibprüfung beim Verfassen von Mails anbelangt: Hier fühlt man sich einfach nur veräppelt. Den Punkt hätte man besser gleich weggelassen.

Wodurch Outlook.com interessant wird, ist die Verknüpfung mit Facebook und die kommende Einbindung von Skype. Das Webmail-Programm könnte damit zukünftig zur leistungsfähigen Kommunikations-Basis im Browser werden.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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