Quizduell: Wissenstest als Klugscheißer-Albtraum
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Die App Quizduell ist einfach gestrickt. Wie bei der Millionenschow im TV werden den Mitspielern Fragen gestellt, die sie durch Auswählen aus vier Antwortmöglichkeiten beantworten müssen. Das klingt auf den ersten Blick wenig spannend und doch ist das von der schwedischen Firma Feo-Media entwickelte Spiel seit Wochen einer der beliebtesten mobilen Zeitvertreibe im deutschsprachigen Raum.
Das Aussehen der App, die schon in zehn Sprachen verfügbar ist, mutet schmucklos an. Die grafische Aufbereitung ist auf ein simples Menü und einfache virtuelle Karten mit Fragen und Antworten beschränkt. Trotzdem haben im DACH-Raum schon rund zehn Millionen Menschen die Quizduell-App, die für Android und iOS erhältlich ist, auf ihren mobilen Geräten installiert. Der Erfolg von Quizduell, das in Schweden schon 2012 unter dem Namen Quizkampen auf den Markt kam, hat auch die Macher um das Brüderpaar Robert und Henrik Willstedt überrascht. Sie sollen das Spiel in wenigen Minuten konzipiert haben, nachdem sie zuvor mit verschiedenen anderen Apps mehrmals gescheitert waren.
Fragen über Fragen
Der Hauptvorteil der App gegenüber der seit Jahren existierenden TV-Version “Millionenshow” liegt vor allem in der Möglichkeit, sich mit anderen Spielern zu messen. Hier können Nutzer Freunde herausfordern, sich mit Gegnern messen, Facebook-Bekannten den digitalen Fehdehandschuh hinwerfen oder einfach wildfremde Nutzer zu einem Duell herausfordern, ohne ablenkende Moderatoren, Joker oder Werbepausen. Ein Spiel ist immer in sechs Runden gegliedert, die Themengebiete, aus denen die Fragen für eine Runde kommen, werden abwechselnd von den beiden Kontrahenten bestimmt. Pro Runde gibt es drei Fragen, wer die meisten richtigen Antworten gibt, gewinnt. Remisieren ist auch möglich. Um Betrug zu verhindern, müssen die Antworten innerhalb von 20 Sekunden geklickt werden.
Die 19 Themengebiete, die zur Auswahl stehen, reichen von Naturwissenschaften über Geschichte bis zu Essen und Comics, der Schwierigkeitsgrad der Fragen schwankt zwischen anspruchslos und absurd schwer. Das liegt daran, dass die Spieler selbst für steten Nachschub an neuen Herausforderungen sorgen. Jeder Nutzer, der mindestens fünf Fragen samt Antworten einreicht, darf seinem Avatar im Spiel eine Krone aufsetzen. Bevor die nutzergenerierten Fragen ins Spiel aufgenommen werden, prüft ein Team bei Feo die Einreichungen auf sachliche und sprachliche Fehler. Für die Kontrolle deutschsprachiger Fragen ist laut einem Bericht von RTL nur ein einziger Mitarbeiter - unterstützt von vorauswählenden Algorithmen - zuständig.
Genugtuung und Schadenfreude
Für Neueinsteiger sind in Duellen gegen zufällige Gegner schnell die ersten Punkte verdient, wie viele das sind, hängt vom Ranking des Konkurrenten ab. Je besser ein Teilnehmer sich schlägt, desto wertvoller wird ein Sieg gegen diesen. Niederlagen gegen Spieler mit niedrigem Ranking kosten ebenfalls mehr. Solche Spiele gegen anonyme Gegenüber sind mitunter amüsant und können, vor allem bei mehreren Niederlagen gegen denselben Gegner, auch für emotionale Ausbrüche sorgen. Richtig Spaß macht Quizduell aber erst, wenn es gegen Freunde, Kollegen oder Bekannte geht.
Glorreiche Siegesserien, frustrierende Niederlagen und ungeahnte Wissenslücken sind die Elemente, welche den Kampf um die Quiz-Vorherrschaft im persönlichen Umfeld spannend halten. Durch die vielen Kategorien sind die Voraussetzungen für alle ungefähr gleich, für jeden Geschmack sind Fragen dabei dabei. Wer die Mitglieder der Gerechtigkeitsliga genauso kennt wie die Romane von Dostojewski oder das Gegenteil von Zenit, der ist hier genau richtig. Um die Genugtuung über einen Sieg oder die Schmach einer Niederlage gegen Freunde noch zu vergrößern, gibt es im Spiel die Möglichkeit, auf sozialen Netzwerken mit jedem Triumph anzugeben. Mutige, die Einblick in ihre persönliche Spielstatistik haben wollen, müssen sich die kostenpflichtige Pro-Variante für 2,69 Euro besorgen.
"Educated guessing"
Die Gratis-Version wird werbefinanziert und beschränkt die Zahl der gleichzeitigen Spiele auf acht. Das Suchtpotenzial ist, vor allem zu Beginn, so hoch, dass diese Einschränkung auf wenige Spiele tatsächlich zum Problem werden kann. Unmotivierte Freunde, faule Bekannte und langsame Facebook-Bekanntschaften lassen nämlich oft auf Antworten warten, was für Spieler im Quiz-Fieber durchaus unangenehm werden kann.
Dabei kann das Spiel in praktisch jeder Situation gespielt werden, da das Beantworten einer Frage lediglich einige Sekunden in Anspruch nimmt. Oft entstehen längere Siegesserien, praktisch jeder Spieler hat seinen persönlichen Angstgegner. Allzuviel sollten erfolgreiche Duellanten aber nicht auf ihre Siegesstatistik geben. Die Fragen sind so divers, dass am Ende nicht immer konkretes Wissen den Ausschlag gibt, sondern manchmal auch die Fähigkeit, informiert zu raten.
Akkufresser
Die Zahl der verfügbaren Fragen erhöht sich laut Feo täglich um mehr als 500, die Gesamtzahl lag schon zu Beginn bei rund 25.000. Kein Mensch kann all diese Antworten kennen. So ergibt es sich, dass nach einigen Tagen die meisten Siegesserien gerissen sind, was der Motivation etwas abträglich sein kann. Trotzdem wird in der Redaktion der futurezone nach wie vor gespielt. Leser, die sich mit den Kollegen messen wollen, finden diese unter den Spitznamen abraxas0815, miss_shapes, WiredWireless, negme, martinjan78, sektionsrat, parasnoia und markadasch.
Laut Feo ist der Hype um Quizduell derzeit so groß, dass in Kürze ein Buch und eine TV-Show auf Basis des Spiels erscheinen sollen. Was die von der App ausgelesenen Daten angeht, ist Quizduell relativ unverdächtig, übermittelt laut der Rechteverwaltungs-App “Clueful” unter Umständen allerdings die Gerätekennung an die Betreiber. Bedenklich ist dagegen der Akkuverbrauch beim Spielen. Wer von der Sucht erfasst wurde, sollte besser ein Ladegerät mit sich führen, da bei intensivem Spielen sicher ein Nachladen fällig wird.
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