Samsung TabPro S
Samsung TabPro S
© Gregor Gruber

Tablet-Test

Samsung TabPro S im Test: Ein Surface fürs leichte Gepäck

Der Premium-Tablet-Markt wird umgewälzt. Neben Apples iPad scheint kaum noch Platz zu sein, weshalb Hersteller von hochwertigen Android-Tablets auf Windows-Tablets umschwenken. Neben den 2-in-1-Geräten gibt es jetzt zahlreiche Versuche in der Kategorie Fuß zu fassen, die Microsoft mit seiner Surface-Serie erschlossen hat: Windows-10-Tablets mit Tastatur-Schutzhülle.

Samsungs Surface-Konkurrent ist das TabPro S (ab 999 Euro). Im Gegensatz zu Microsofts Surface Pro 4 liegt der Fokus nicht auf viel Leistung in einem akzeptabel großen Gehäuse, sondern akzeptable Leistung in einem möglichst kompakten Gehäuse.

Schlank

Das Tablet ist 6,3mm dünn und wiegt knapp 700 Gramm. Das im Lieferumfang enthaltene Tastatur-Cover wiegt 400 Gramm. Angesteckt und zusammengeklappt ist das Tablet mit Tastatur etwa 13mm dünn.

Optisch ist das 12-Zoll-Tablet typisch Samsung. Das Plastikgehäuse ist von einem silbernen Rahmen eingefasst, der, wie bei den aktuellen Smartphones, leicht spitz zusammenläuft. Die Rückseite ist matt Grau und dezent gummiert, was die Griffigkeit verbessert. Die Außenseite des Tastatur-Covers ist Kunstleder, was, im Gegensatz zur Rückseite von Samsungs Galaxy-Note-Serie, stimmig aussieht. Stimmig heißt aber nicht spannend: Insgesamt ist der Look des TabPro S unaufgeregt, aber passend zum Low-Profile-Konzept des Geräts.

Samsung TabPro S

Handhabung

Rein als Tablet ist mir das TabPro S zu groß, selbst um nur nach Feierabend auf der Couch im Web zu surfen. Der Betrieb in der Hand ist ähnlich umständlich wie beim 12,9 Zoll iPad Pro. Da die Tastatur aber ohnehin gleichzeitig das Cover ist, war ich nie in Versuchung das Tablet ohne Tastatur einzupacken und zu nutzen.

Sollte man dennoch das Tablet ohne Tastatur verwenden, befinden sich dazu an der Oberseite die Standby- und Lautstärken-Tasten, sowie an der linken Seite der unbeschriftete Windows-Button. Die Tasten sind eher schwergängig. Bis das Gerät aus dem Standby-Modus erwacht, dauert es relativ lange. Auch für das Einschalten muss man ungewöhnlich lange auf die Taste drücken, was anfänglich irritierend ist.

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Zwei Position

Das Tablet wird per Magnet im Cover gehalten. Zusammengeklappt ist das Tablet nicht mit der Tastatur verbunden. Beim Ausklappen reicht eine halbe Handbewegung, um das Tablet in den ebenfalls magnetischen Anschluss der Tastatur springen zu lassen.

Die Verbindung ist ausreichend stark. Im Gegensatz zu vielen Ultrabooks und 2-in-1-Geräten wackelt das Display nicht nach, wenn der Touchscreen genutzt wird. Durch den relativ geraden Winkel ist die Gewichtsverteilung besser als sie aussieht. Obwohl der schwere Tablet-Teil relativ weit hinten ist, ist die Gefahr gering, dass das TabPro S nach hinten überkippt, wenn man es auf dem Schoß hat.

Im Gegensatz zum Surface Pro 4 ist das TabPro S weniger flexibel. Das Cover hat nur zwei Positionen. Die bereits oben genannte, klassische Arbeitsposition mit etwa 65 Grad und eine flache mit 25 Grad. Zu Beginn hatte ich noch das Gefühl eine Zwischenposition zu vermissen. Für das Arbeiten auf den Schoß ist die flache Position aber überraschend gut geeignet. Außerdem kompensieren die großen Betrachtungswinkel des Displays fehlende Zwischenpositionen.

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Tasten und Touchpad

Die Tasten sind ausreichend groß, aber sehr flach und eng zusammenliegend. Deshalb ist schwierig beim schnellen Tippen die Übergänge zwischen den Tasten zu erfühlen. Das Tippgefühl erinnert an das Surface Pro 4.

Für mich stellt das kein großes Problem dar, da ich ein Fan von knackigen Tastenanschlägen bin – und dieses Kriterium erfüllt die Tastatur. Ich tippe mit der TabPro-S-Tastatur schneller und mit weniger Fehlern, als bei so manchen 13-Zoll-Ultrabooks, die größere Abstände zwischen den Tasten haben. Lediglich die Leertaste schlug mir in einigen Fällen nicht präzise genug an. Michael, der das Surface Pro 4 und Surface Book getestet hat (und Anhänger der MacBook-Fraktion ist), gibt der TabPro-S-Tastatur ebenfalls seinen Segen.

Auch das Touchpad ist besser, als es der erste Blick vermuten lässt. Die Gleitfähigkeit könnte eine Spur höher sein, ist aber akzeptabel. Multitouch-Gesten werden gut erkannt und umgesetzt. Allerdings passierte es mir im Test mehrmals, dass schnelle Cursor-Bewegungen als Mousedrag interpretiert wurden, etwa beim Wechseln von Tabs im Browser. Beim TabPro S wird man aber ohnehin eher den Touchscreen statt dem Touchpad nutzen.

AMOLED-Display

Das Display hat eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixel, was in diesem Premium-Segment durchaus üblich ist. Allerdings ist das TabPro S eines der ersten Geräte in dieser Klasse, das ein Super-AMOLED-Display hat.

Das sorgt für eine sehr gute Darstellung, mit hohen Kontrasten, kräftigen Farben und großen Betrachtungswinkeln. Eine höhere Maximalhelligkeit wäre noch wünschenswert. Das Arbeiten im Freien ist dennoch möglich, da das Display reflexionsarm ist. Für das Netflixen von düsteren Serien sollte man sich aber nach Drinnen zurückziehen.

Damit ein Einbrennen der Inhalte im Super-AMOLED-Display verhindert wird, gibt es beim TabPro S ein Flashback in die 90er-Jahre: einen Bildschirmschoner, bei dem sich ein „Galaxy TabPro S“-Schriftzug dreht.

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Wenig Anschlüsse

Das Opfer des Schlankheitswahns sind die Anschlüsse. Das TabPro S hat lediglich einen USB-C-Anschluss, der auch zum Aufladen dient, und einen 3,5mm-Klinkenanschluss. In der LTE-Variante gibt es einen SIM-Slot.

Auf einen microSD-Slot zur Speichererweiterung wird verzichtet, was angesichts von lediglich 128 GB suboptimal ist. Dafür gibt es eine NFC-Schnittstelle. Wird ein aktuelles Samsung-Smartphone genutzt, lässt sich dessen Fingerprint-Sensor zum Entsperren des Tablets nutzen und Nachrichten vom Handy können am Tablet gelesen und beantwortet werden.

Eine Stylus-Eingabe mittels Samsungs S Pen wird derzeit nicht unterstützt, könnte laut Samsung aber nachgereicht werden.

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Leistung

Der Core-M-Prozessor und die 4 GB RAM reichen für Office- und Alltagsanwendungen. Aktuelle Surface-Geräte mit i5- und i7-Prozessoren sind aber klar im Vorteil, wenn es um Games, Batch-Verarbeitungen, Multitasking und größere Video- und Bildbearbeitungen geht.

Da das TabPro S passiv gekühlt ist, gibt es keine störenden Betriebsgeräusche. Die Temperaturentwicklung ist an der Rückseite des Tablets merkbar, stört aber nicht. Wird das Tastatur-Cover verwendet, fällt die Wärme nicht weiter auf.

Die Tastatur hat keinen Zusatzakku verbaut. Nutzt man das Tablet nur im WLAN und mit reduzierter Displayhelligkeit, sind die von Samsung angegeben zehn Stunden Akkulaufzeit tatsächlich erreichbar. Bei automatischer und höherer Bildschirmhelligkeit, im realistischen Alltagsgebrauch, sind es eher sechs bis sieben Stunden.

Die Tonausgabe des Tablets reicht vielleicht für ein paar Katzenvideos und Skype. Musik hören oder Filme streamen ist damit kein Vergnügen. Hier empfehlen sich Kopfhörer oder, wenn man unbedingt Krawall machen will, ein Bluetooth-Lautsprecher.

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Fazit

Das TabPro S ist weder ein klassisches Tablet, noch ein echter Notebook/Ultrabook-Ersatz. Am ehesten ist es als Windows-Alternative zum 12,9 Zoll iPad Pro mit Tastatur zu sehen.

Auch wenn das Funktionsprinzip ähnlich wie beim Microsoft Surface Pro 4 ist, hinkt dieser Vergleich etwas. Das Surface hat mehr Leistung und mehr Anschlüsse, ist aber teurer und schwerer. Um nochmal den Apple-Vergleich zu bemühen: Das TabPro S verhält sich zum Surface Pro 4 wie das MacBook zum MacBook Pro.

Wenn man sich der Limitationen des TabPro S bewusst ist, was Leistung, Anschlüsse und Speicher angeht, erhält man um 999 Euro (1099 Euro mit W10 Pro, 1199 Euro mit LTE) ein gutes Gerät für das mobile Arbeiten. Im Vergleich zu vielen 2-in-1-Geräten ist das TabPro S das schlankere und stimmigere Gesamtpaket, weniger umständlich und passend aufs Wesentliche reduziert.

Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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