© Colgate

Produkte

Smarte Zahnbürste von Colgate mit "künstlicher Intelligenz" im Test

Colgate hat mit der „Connect E1“ vor kurzem in Europa eine elektrische Zahnbürste auf den Markt gebracht, die sich mit dem Zusatz „smart“ schmückt. Sie wurde gemeinsam mit Zahnärzten entwickelt und ist exklusiv im Apple Online-Store sowie in ausgewählten Apple Stores für 99 Euro erhältlich. Das Besondere: Nutzer sollen über eine 3D-Grafik in einer App in Echtzeit Feedback zu ihrer Putztechnik bekommen, um diese in Folge mit Coaches oder Spielen zu verbessern. Dies soll mit „künstlicher Intelligenz“ passieren. Die futurezone hat die Colgate Connect E1 getestet.

Einfache Bedienbarkeit

Das Design ist sehr schlicht. Die Zahnbürste verfügt nur über einen einzigen Kopf zum Einschalten. Sie ist außerdem relativ klein und dünn, auch die Ladestation ist äußerst kompakt und passt damit auch in jedes Reisegepäck. Der Akku hält bei zweimal täglich Zähneputzen 14 Tage problemlos durch. Vom Hersteller angegeben sind zehn Tage. In der App sieht man zudem den Ladestand der Zahnbürste. Auch der Kopf der Zahnbürste ist relativ zart und so erreicht man auch schwierig erreichbare Stellen im Mund.

Negativ fällt zu Beginn der eher schwache Motor der elektrischen Zahnbürste auf. Wer elektrische Bürsten gewohnt ist, wird das die Colgate Connect E1 am Anfang als ungewohnt empfinden, auch weil sich die Bürste nicht wie bei anderen elektrischen Zahnbürsten von selbst dreht und einem die Arbeit abnimmt. Man muss bei der Connect E1 wirklich selbst bürsten. Nach einer gewissen Umgewöhnungszeit wird das aber selbstverständlich. 

Zahnputzanalyse

Was ist daran nun smart? Die elektrische Zahnbürste verbindet sich mittels Bluetooth automatisch mit der dazugehörigen „Colgate Connect“-App am . Diese ist übersichtlich und intuitiv gestaltet und verfügt über keine überflüssigen Menüpunkte. Nach Angabe von Vornamen, Geburtstag, Land, Geschlecht und Rechts- oder Linkshändigkeit lässt sich die Zahnputzanalyse starten. Diese erfolgt mit dem „Smart Brushing Analyser“.

Ich entschloss mich dazu, bei der ersten Analyse einfach so Zähne zu putzen, wie ich es jeden Tag „automatisiert“ nach dem Aufstehen und vor dem Schlafengehen mache. Das Ergebnis war ernüchternd: Ich deckte mit meinem normalen Zahnputzverhalten bei einer Zahnputzdauer von drei Minuten 41 Sekunden (das ist wesentlich länger als sonst) nur 67 Prozent der Zahnoberfläche ab, wie mir das 3D-Modell in der Analyse mit gelb hinterlegten Markierungen auf den Zähnen zeigte. Im oberen Bereich vergaß ich etwa die gesamte untere Zahnfront, von der ich eigentlich dachte, dass ich diese immer ganz genau putzen würde.

3D-Modell als Coach

Doch wie erfolgt die Analyse eigentlich? Neben der Bluetooth-Verbindung kommt eine Schall-Vibrations-Technologie zum Einsatz, die von Kolibree entwickelt wurde. Der Hersteller ist bekannt für seine 3D-Bewegungssensoren in vernetzten Zahnbürsten. Beim futurezone-Test funktionierte die Erkennung der geputzten Regionen beim normalen Gebrauch, also ohne extra-heftigen Druck auf die Zähne, recht gut. Nur in ganz seltenen Fällen (bei zwei von insgesamt 50 Tests) wusste die Zahnbürste nicht so genau, wo sie sich gerade im Mund befand und verlor komplett die Orientierung.

Wie kann ich jetzt mein Putzverhalten verbessern? Dazu liefert die „Colgate Connect“-App mehrere Optionen. Zur Auswahl stehen zwei Coaches und zwei Spiele. Am effektivsten erwies sich im Test der Coach+. Das ist eine zwei Minuten 30 Sekunden lange Step-by-Step-Anleitung mit einem 3D-Modell, bei der jede Region gecovert und ein hundertprozentiges Erfolgserlebnis versprochen wird. Dieses Versprechen konnte ich im Test verifizieren. Es macht einen durchaus zufrieden, wenn keine der Zähne im 3D-Modell gelb bleiben und man 100 Prozent aller erwünschten Zahnregionen geputzt hat.

Ausprobiert habe ich aber auch den normalen Coach, der genau zwei Minuten lang dauert. Die Erfolgsrate lag damit allerdings nie bei 100 Prozent, es blieb immer irgendeine Region im Mund ungeputzt. Spaß machte hingegen das Putzen mit dem Spiel „Go Pirate!“, bei dem es verschiedene Level und Punkte gibt. Dabei sammelt man einen Piratenschatz ein und wechselt beim Spielen zwischen den einzelnen Regionen im Mundbereich hin und her.

Spiele als Anreiz

Der Gamification-Ansatz beim Zähneputzen ist nicht neu und kommt etwa auch beim österreichischen Start-up Playbrush zum Einsatz. Er könnte aber besonders bei Kinder und Jugendlichen gut funktionieren. Das zweite Spiel namens „Rabbids“ fand ich persönlich nicht so anziehend und wurde von mir beim Testen nur zweimal gespielt. Insgesamt regen die Spiele jedoch dazu an, wieder gerne Zähne zu putzen. Der Gründlichkeitsfaktor bleibt jedoch etwas auf der Strecke. Es gelang mir damit nie, mehr als 75 Prozent der Regionen im Mund zu erreichen.

Nachdem ich rund zwei Wochen lang zweimal täglich brav meine Zähne mit den Coaches geputzt hatte, bin ich auf Reisen gegangen und wieder in mein „normales Zahnputzverhalten“ zurückgefallen. Das Gute daran ist: Wenn das Smartphone halbwegs in der Nähe der Zahnbürste ist, funktioniert die Putz-Analyse auch offline und wird in der App gespeichert. Hier konnte ich eine massive Verbesserung beim Putzverhalten erreichen. Nach rund einer Minute Putzen lag die Anzahl der erreichten Stellen bereits bei rund 60 Prozent.

Was kann die Zahnbürste noch? Praktisch ist die Funktion, sich vom Handy ans Zähneputzen erinnern zu lassen. Andere könnten dies als Bevormundung empfinden. Empfindlich, was den Umgang mit seinen eigenen Daten betrifft, darf man allerdings nicht sein, denn in den Datenschutzbestimmungen steht, dass die personenbezogenen Daten, die man im Profil speichert, an Dritte weitergegeben werden dürfen und zwar zu ziemlich vielen Zwecken. Die Zahnbürste dürfte aber DSGVO-konform sein, denn man kann als Nutzer mit einem Klick seine Daten über das eigene Putzverhalten runterladen.

Fazit: Putzverhalten verbessert

Fazit: Die Programme aus der „Colgate Connect“-App haben ihren Zweck bei mir nachgewiesenermaßen erfüllt und meine Genauigkeit beim Zähneputzen deutlich gesteigert. Zu diesem Zweck ist die Zahnbürste daher sehr empfehlenswert. Die vom Hersteller angekündigte „künstliche Intelligenz“, mit der sich angepasst an mein Zahnputz-Verhalten die Empfehlungen in der App für mich ändern sollen, habe ich allerdings nicht entdeckt. Die App selbst hat den Bonus, intuitiv zu sein, die elektrische Zahnbürste hat als Plus ihre Handlichkeit. Negativ fällt lediglich auf, dass es keinen Hardware-Case für die Zahnbürste gibt, um diese auf Reisen sicher zu transportieren.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

mehr lesen
Barbara Wimmer

Kommentare