IFA 2013

Smartphones auf der IFA: Unter 5 Zoll geht nichts mehr

Hauptsache groß und viel: große Displays, mehr Megapixel und Aufnahmen in einer Videoqualität, für die kaum jemand die richtigen Abspiel-Geräte hat. Unter diesem Motto scheint die diesjährige IFA zu stehen, wenn es um Smartphones geht.

Die Technikmesse in Berlin gilt als die Geburtsstunde der sogenannten Phablets (Kunstwort aus Phone und Tablet). Im Rahmen der IFA 2011 stellte Samsung sein erstes Galaxy Note vor. Für damalige Verhältnisse war das Display mit einer Diagonale von 5,3 Zoll riesig. Streng genommen war das Dell Streak mit seinem 5-Zoll-Display das erste Smartphone im XXL-Format. Doch während Samsung 5 Millionen Galaxy Notes in den ersten 3 Verkaufsmonaten absetzte, scheiterte das Streak und Dell zog sich aus dem Smartphone-Markt zurück.

Mittlerweile ist Samsung bei der dritten Generation angekommen. Das Display des Note 3 ist auf 5,68 Zoll angewachsen. Zum Vergleich: Apples iPhone setzte 5 Jahre lang auf einen Bildschirm mit einer Diagonale von 3,5 Zoll – seit dem im Jahr 2012 erschienenen iPhone 5 misst das Display 4 Zoll.

Ab wann ein Smartphone zu groß ist, entscheiden die Käufer, die derzeit noch zufrieden mit Displays in Übergröße sind. Laut dem Marktforscher Transparency Market Research wurden 2012 21 Millionen Android-Phablets (5,1 bis 7 Zoll) weltweit verkauft und über 150 Millionen Android-Smartphones mit Displaygrößen von 4 bis 5 Zoll.

Größenwahn

Die Hersteller versuchen jedenfalls den noch anhaltenden Hype bis an die Grenzen auszuloten. Samsung selbst hat mit dem Galaxy Mega ein Smartphone im Sortiment, dessen Display gewaltige 6,3 Zoll hat. Sonys Xperia Z Ultra soll diesen Herbst mit einen 6,44 Zoll Display in den Handel kommen. Asus zeigt auf der IFA sein Fonepad Note FHD 6 mit 6 Zoll Display, im April wurde bereits ein Modell mit 7-Zoll-Display veröffentlicht. Auch Acer präsentiert auf der IFA mit dem S2 ein 6-Zoll-Smartphone. Archos, Lenovo und Sony setzen auf 5-Zoll-Displays.

Auch Nokia soll an einem Smartphone mit 6 Zoll-Display arbeiten, wie geleakte Fotos zeigen. Das wäre das erste Phablet mit dem Betriebssystem Windows Phone – alle anderen Display-Riesen setzen auf Googles Android.

Budget-Phablets

Auffallend bei der Phablet-Entwicklung ist, dass ein großes Display nicht mehr automatisch Indiz für ein Flaggschiff-Gerät ist. So ist Samsungs Galaxy Mega (Straßenpreis derzeit etwa 370 Euro) als günstigere Alternative zum Galaxy Note 3 zu sehen. Prozessor und RAM sind schwächer und, obwohl das Display größer ist, ist es weniger hoch auflösend. Huaweis Ascend Mate mit 6,1 Zoll ist ab etwa 360 Euro verfügbar, Acers S1 Duo ab 350 Euro. Man kann davon ausgehen, dass dieser Trend weitergehen wird und mehrere Hersteller demnächst „Budget-Phablets“ ankündigen werden.

Lenovo könnte ebenfalls ein Abieter von leistbaren Phablets werden, wenn der chinesische Hersteller mit seinen Smartphones den Schritt nach Europa wagt. Auf dem IFA-Messestand sind zwar Smartphones ausgestellt, darunter auch das K900, aber ein großes Schild verrät: "Not for sale in Europe, including Germany". Den neuen 5-Zöller Vibe X durfte man gleich gar nicht angreifen. Auf der Pressekonferenz wurde es zwar gezeigt, durfte aber nicht die Hand des Lenovo-Managers verlassen.

Ultra HD

Das bedeutet wiederum, dass die Hersteller neue Argumente brauchen, um den höheren Preis von „Premium-Phablets“ zu rechtfertigen, bzw. ein zusätzliches Unterscheidungsmerkmal zu den günstigeren Smartphones schaffen müssen. Das Schlagwort der IFA lautet deshalb nicht nur bei Flat-TVs: Ultra HD.

Einige der neuen Flaggschiff-Smartphones können Videos in der 4K-Auflösung aufzeichnen. Ab einem 12 Megapixel Sensor kann theoretisch jede Handy-Kamera in der Ultra HD-Auflösung Videos aufnehmen, sofern die restliche Hardware schnell genug ist, um die hohen Datenmengen zu verarbeiten und das Video in einer vernünftigen Bildrate abzuspeichern (ab 24 fps). Im Grunde ist Ultra HD eine Dreingabe der Hersteller, da das Einbauen dieser Funktion in Smartphones die Produktion nicht wirklich teurer macht. Denn die meisten Produzenten setzen bei ihren Premium-Smartphones ohnehin auf Kameras mit 13 oder mehr Megapixel und schnelle Quad-Core-CPUs, wie Qualcomms Snapdragon 800. Demnach werden dieses Jahr noch weitere Geräte mit Ultra HD-Videoaufnahme-Funktion folgen.

Eines der ersten Smartphones mit Ultra HD-Videoaufnahme ist das

Acer S2
. Es hat eine 13 Megapixel Kamera. Für die benötige Rechenleistung sorgt eine Qualcomm Snapdragon 800 Quad-Core-CPU mit 2,2 GHz. Als Besonderheit sind vier LEDs in Form einer Ring-Leuchte um die Kamera-Linse positioniert. Dies soll für besser ausgeleuchtete Fotos, speziell bei Makro-Aufnahmen, sorgen. Auch das Samsung Galaxy Note 3 beherrscht die Videoaufnahme in Ultra HD. Bei Sonys Z1 wäre es ebenfalls technisch möglich. Laut einem Sony-Mitarbeiter auf der IFA hat man sich aber bewusst gegen die Ultra HD-Aufnahme entschieden, da man nicht den hohen Standard der Aufnahmen garantieren könne, die Anwender von einer Sony-4K-Kamera erwarten.

Megapixel-Wahn

Dafür bietet das 5-zöllige Xperia Z1 aber reichlich Megapixel beim Fotografieren. Im Inneren des wasserfesten Smartphones ist ein Kamera-Sensor mit 20 Megapixel verbaut. Übertroffen wird dies nur noch von Nokias Lumia 1020, das einen 41-Megapixel-Sensor verbaut hat und bereits im Juli präsentiert wurde.

Abgesehen vom Lumia 1020 dürfte bei 20 Megapixeln – zumindest in diesem Jahr – Schluss sein bei Smartphones. Mit wenigen Ausnahmen ist auch bei kompakten Digitalkameras mit 20 Megapixel derzeit das Maximum erreicht. Sollte jedoch Nokias Lumia 1020 ein Verkaufserfolg sein, bei dem die hohe Pixelanzahl unter anderem als verlustfreier Digitalzoom genutzt wird, werden auch andere Hersteller versuchen dieses Prinzip aufzugreifen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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