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Sonys 4K-Fernseher X9 im Test

4K ebnet sich immer mehr den Weg in unsere Wohnzimmer. Während Fernseher mit der vierfachen FullHD-Auflösung bis vor einem Jahr fast ausschließlich mit Displaydiagonalen ab 80 Zoll erhältlich waren und jenseits der 10.000 Euro kosteten, kommen nun immer mehr Modelle auf den Markt, die kleiner und deutlich leistbarer sind. Einer davon ist Sonys neues Bravia-Flaggschiff, X9, das in zwei Versionen erscheint. Einerseits wird eine Variante mit 65 Zoll (165 Zentimeter) Bildschirmdiagonale und andererseits eine Version mit 55 Zoll (140 Zentimeter) angeboten. Für den futurezone-Test stand das größere der beiden Geräte zur Verfügung, das sich abgesehen von der Bildschirmdiagonale nicht von der kleineren Version unterscheidet, Funktionen und technische Daten sind ident.

Design und Sound
In Sachen Design geht Sony bei seiner neuen Serie neue Wege, was dazu führt, dass man die Fernseher bereits auf den ersten Blick von anderen Modellen unterscheidet. Grund sind die prominent platzierten Lautsprecher, links und rechts vom Display mit einer Gesamtleistung von 65 Watt. Jene verfügen über Sonys Magnetic-Fluid-Technologie, die bereits bei einigen Audio-Produkten des Konzerns zum Einsatz gekommen ist. Dabei sorgen Flüssigmembranen im Inneren für klarere Mitten und Höhen, trotz der sehr kompakten Bauweise.

Im Test ist der Sound des Fernsehers tatsächlich wesentlich satter und kraftvoller, als man es von anderen Flatscreens kennt, gerade bei Musik ist der Unterschied sofort hörbar. Wahre Cineasten dürften aber trotz der neuen Lautsprecher-Technologie wohl kaum auf ein richtiges Heimkinosystem verzichten.

Mit einer Dicke von zehn Zentimetern zählt das Gerät zwar nicht zu den dünnsten seiner Art, was im Alltagsbetrieb allerdings nicht wirklich auffällt. Die 65-Zoll-Variante misst insgesamt 143 x 75 Zentimeter und wiegt mit Standfuß gut 46 Kilogramm. An der Verarbeitung gibt es nichts zu bemängeln, Sony hat seiner Flaggschiff-Serie ein durchwegs stabiles Gehäuse samt verlässlichen Standfuß spendiert. Während die Rückseite in gewöhnlichem Kunststoff gehalten ist, ist der Rahmen an der Vorderseite mit Klavierlack überzogen. Als kleines Extra hat Sony an der Vorderseite außerdem eine LED integriert, die je nach TV-Modus die Farbe wechselt.

Sony legt seiner X9-Serie gleich zwei Fernbedienungen bei. Eine bietet dabei ein konventionelles Layout mit allen gewohnten Funktionen, die zweite Fernbedienung ist ein wenig kleiner und mit einem NFC-Chip ausgestattet. Das ermöglicht die Funktion One-touch Mirroring, also Spiegeln einer Smartphone-Anzeige durch simple Berührung mit der Fernbedienung. Voraussetzung ist ein entsprechendes Sony-Xperia-Smartphone oder Tablet. Im Test mit dem aktuellen Xperia-Z-Tablet ließ sich die Funktion ohne Probleme nutzen. Die Anzeige auf dem TV-Gerät war zwar zwar leicht verzögert, wirklich störend fiel das allerdings nicht auf.

Anschlüsse
Bei seinen Anschlüssen bietet die X9-Serie Gewohntes. So ist neben den vier HDMI-Ports (Version 1.4, alle unterstützen ARC und MHL) der typische Scart-Eingang vorhanden sowie ein Komponenten-Eingang. Dazu gibt es gleich drei USB-2.0-Ports, um etwa Videos und Fotos direkt über das TV-Gerät abzuspielen.

Dass Sony gezwungenermaßen noch auf HDMI in der Version 1.4 setzt, könnte in der Zukunft noch bedeutsam sein, da bislang immer noch ungeklärt ist, wie native 4K-Videos in die Wohnzimmer der Konsumeten gelierfert werden sollen.

Entscheiden sich die Hersteller bei kommender 4K-Hardware etwa auf den (noch nicht abgesegneten) HDMI-2.0-Standard zu setzen, können Kompatibilitätsprobleme auftreten. Da Sony jedoch auch selbst an der Entwicklung des HDMI-Standards beteiligt ist, kann man davon ausgehen, dass auch hier eine entsprechende Lösung gefunden werden kann.

Um das TV-Gerät auch in das eigene Heimnetzwerk zu integrieren gibt es LAN sowie WLAN. Zweiteres bereitete im Test keinerlei Probleme, die Verbindung mit dem Router war in wenigen Sekunden hergestellt.

Technische Daten
Die X9-Serie verfügt über eine maximale 4K-Auflösung von 3840 x 2160 Pixel, die Bildwiederholrate beträgt 800 Hz. Für die richtigen Farben sorgt Sonys hauseigene Triluminos -Technologie, die einen erweiterten Farbraum bietet. Technischer Hintergrund ist, dass anstatt weiße LEDs blaue Exemplare verwendet und mit speziellen Quantenpunkten kombiniert werden. Dadurch soll die Farbwiedergabe stark verbessert werden und eine deutlich klarere Anzeige liefern. Auch der Blaustich eines konventionellen LED-LCDs soll dadurch ausgeglichen werden.

Ergänzt wird das Triluminos-Display durch Sonys X-Reality-Pro-Bildprozessor. Weil das Ursprungssignal bis auf einige Ausnahmen nicht auf den erweiterten Farbraum ausgelegt ist, müssen die zusätzlichen Farben schlicht errechnet werden, wo eben der Prozessor zum Einsatz kommt.

Software-Funktionen
Das Menü der kompletten neuen Bravia-Serie wurde von Sony überarbeitet und erinnert nun ein wenig an das PlayStation-Layout. Neben dem gewohnten Menü zur Wahl der Bildsignalquelle können Fotos auch direkt von einem USB-Stick wiedergegeben werden. Im Test mit knapp fünf MB großen Dateien brauchte das TV-Gerät drei bis fünf Sekunden, um die Fotos zu öffnen. Die Wartezeit sorgt beim Durchschauen der Fotos zwar für etwas Frust, die 4K-Anzeige entschädigt einen danach zumindest ein wenig.

Das Bild
Im Test wurde das Bild ohne Kalibrierung in den Standardeinstellungen ausprobiert. Besonders die Schwarzwerte können überzeugen, auch die Farben strahlen sehr stark. Neben einem manuellen Bildmodus bieten die Einstellungen des TV-Geräts lediglich die Bildmodi „Standard“ und „Intensiv“, wobei zweiteres im Alltagsbetrieb wohl kaum zum Einsatz kommen wird, da es die Farben meist übersättigt darstellt. Auch bei den Bewegungsabläufen macht der Sony-Ferseher eine äußerst gute Figur, Unschärfen sind dabei mit freiem Auge kaum festzustellen.

4K bei Videos
Einen 4K-Fernseher zu testen ist derzeit noch etwas enttäuschend, da kaum Filmmaterial in der hohen Auflösung existiert. Für den Test wurde von Sony darum ein Media-Player zur Verfügung gestellt, der einige native 4K-Videos enthielt. Außerdem wurde der Fernseher mit BluRays „Mastered in 4K“ getestet, die zwar auch nur FullHD-Auflösung, dafür aber ein erweitertes Farbspektrum enthalten.

Die nativen 4K-Videos schaffen es zu beeindrucken, selbst in unmittelbarer Nähe zum großen TV-Bild lassen sich etwa bei einem Fußballspiel Details erkennen. Noch besser macht sich die Auflösung bei Fotos. Schärfe und Detailgrad in Verbindung mit der großen Bildschirmdiagonale schaffen es, dass man die eigenen Fotos auf eine völlig neue Art und Weise kennenlernen kann.

Mastered in 4K
Abgesehen von Demo-Videos und Fotos gibt es noch keine Möglichkeit, 4K-Videos auf dem X9 anzusehen. Um diesen Umstand auszugleichen, bringt Sony eine Reihe von BluRays mit dem Zusatz „Mastered in 4K“ auf den Markt. Das erweiterte Farbspektrum soll für ein deutlich besseres Bild sorgen, als man es von gewöhnlichen 1080p-Fernsehern kennt. In der Praxis macht das „unechte“ 4K einen zwiespältigen Eindruck. Zwar funktioniert das künstliche Hochrechnen des TV-Geräts spürbar eine Spur besser, als bei gewöhnlichen BluRays, der Detailgrad eines nativen 4K-Videos kann aber natürlich nicht erreicht werden.

Die Farbdarstellung der Mastered-In-4K-Discs auf dem Sony-TV wirkt zwar strahlend, in gewissen Situationen aber fast übertrieben. Mit Standardeinstellungen passt diese Darstellung zwar zu SciFi-Filmen wie etwa Total Recall (2012) oder Spider-Man (2002), bei den Anfangsszenen von „The Karate Kid“ (2010) wirken die satten Farben allerdings wieder etwas unangebracht.

4K beim Gaming
Im Rahmen des Tests wurden auf dem Fernseher PlayStation-3-Spiele wie Gran Turismo, The Last of Us und Madden 13 gespielt. Für den 4K-Fernseher ist die PlayStation 3 jedoch noch deutlich unterdimensioniert. Zwar funktioniert das Upscaling bei Schrift und in den Menüs ganz gut, bei den Texturen und 3D-Modellen älterer Spiele stößt das System allerdings relativ schnell an seine Grenzen und man bekommt ein Bild, wie man es von sehr guten 1080-Fernsehern kennt.

Entfernung ist das Entscheidende
Wirklich auftrumpfen kann der 4K-Fernseher natürlich nur dann, wenn man sich nah genug davor aufhält, um die feinen Details der hohen Auflösung überhaupt zu erkennen. Sitzt man zwischen drei und vier Meter vom 65-Zöller entfernt, nimmt man die 4K-Videos kaum anders als qualitativ sehr hochwertige FullHD-Videos wahr.

Fazit
Sonys 4K-Fernsher bietet technisch so ziemlich alles, was man sich derzeit von einem TV-Gerät erwarten kann. Die Bildqualität ist top, Anschlüsse und Funktionen überzeugen und sogar der, bei flachen Fernsehern immer so stiefmütterlich behandelte, Sound macht einen durchwegs positiven Eindruck. Wer ganz vorne bei der 4K-Technik dabei sein will und auch bereits ist, entsprechend Geld dafür auszugeben, kann bei der X9-Serie nur wenig falsch machen.

Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von knapp 7.000 Euro bei einer Diagonale von 65 Zoll (165 Zentimeter) ist das getestete Modell zwar immer noch kein Schnäppchen, dafür bekommt man allerdings den letzten Stand der Fernsehtechnik, bei dem sich Sony auch keine Schwächen geleistet hat. Mit 5.500 Euro (UVP) ist das modell mit 55 Zoll (140 Zentimter) deutlich günstiger, um wirklich die Vorteile von 4K auszunutzen, muss man hier aber natürlich noch eine Spur näher herangehen.

Inhalte
Das einzige, was dem vollkommenen 4K-Genuss fehlt, sind immer noch die Inhalte. Zwar ist das Betrachten von Fotos, die in 4K-Auflösung massenhaft vorhanden sind, auf dem Fernseher auch ganz nett, irgendwann will man als Kunde aber doch auch bewegte Bilder sehen. Die „Mastered in 4K“-Blurays sind ein Versuch, der Content-Knappheit entgegenzutreten, sind aber bei weitem keine Ideallösung und vermögen es in der Praxis weit nicht, den Wow-Effekt auszulösen, den die Betrachter bei nativen 4K-Videos erleben. 

Zumindest für US-Kunden hat Sony zwar schon eine Lösung bereit, die jedoch kostspielig ist. So wurde erst am vergangen Dienstag ein 4K-MediaPlayer vorgestellt, auf dem sich standardmäßig zehn richtige 4K-Filme befinden. Der Preis des Geräts liegt bei 700 Dollar, wann und ob das Gerät in Europa beziehungsweise Österreich erhältlich sein wird, ist derzeit noch unklar. Abgesehen von dem Player startet Sony im Herbst außerdem (vorerst auch nur in den USA) einen On-Demand-Dienst, bei dem 4K-Videos gemietet und gekauft werden können. Laut ersten Informationen soll der Preis für deinen Film bei 30 Dollar liegen, will man ihn sich lediglich für 24 Stunden ausborgen soll es acht Dollar kosten. Auch hier ist noch unklar, wann der Dienst in Europa starten soll.

Alternativen
Wer nicht sofort in die 4K-Welt umsteigen will, wird in Zukunft noch viele neue Alternativen finden. Samsung plant etwa demnächst neue Geräte mit 55- und 65-Zoll vorzustellen, LG nennt Ende August als Termin für neue Geräte. Im August sollen außerdem auch neue Modelle von Toshiba kommen, der Einstiegspreis dürfte auch hier bei etwa 5.000 Euro liegen.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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