
HTC One mini 2 im Test: Viel mini, wenig top
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Auch wenn Smartphones mittlerweile zu wahren Riesen verkommen sind, gibt es immer noch viele Liebhaber kleiner Bildschirm-Diagonalen. Die Hersteller versuchen diese mit den “mini”-Versionen ihrer Smartphones zufrieden zu stellen. Doch hinter der der scheinbar ansprechenden Verpackung verbirgt sich oftmals weniger als man glaubt.
Vor drei Jahren hätte man wohl noch entgeisterte Blicke kassiert, wenn man bei einem 4,5 Zoll-Bildschirm von einem “kleinen” Smartphone gesprochen hätte. Heute sind Mittelklasse- und Top-Smartphones (mit Ausnahme des iPhones) in dieser Größe aber rar gesät. So “mini” ist das HTC One mini 2 allerdings gar nicht. Mit einer Länge von 137,4 Millimetern ist es nur einen Millimeter kürzer als das LG G2 (5,2 Zoll). Auch das Gewicht liegt mit 137 Gramm im Durchschnitt. Das Samsung Galaxy S5 wiegt beispielsweise 145 Gramm, das 0,2 Zoll kleinere Sony Xperia Z1 Compact ebenfalls 137 Gramm. Dennoch fühlt es sich angenehm an, das Gewicht ist vor allem im Vergleich zu so manchem 200 Gramm-Phablet eine Wohltat.

© Gregor Gruber

© Gregor Gruber
“Mini” trifft unglücklicherweise auch auf die Ausstattung zu. Während Sony beim Z1 Compact die Hardware des Z1 in ein kleineres Format packen konnte, gelang das HTC offenbar nicht. Der Snapdragon 400-SoC ist solide und gut für Mittelklasse-Modelle geeignet, angesichts des Kaufpreises von 449 Euro aber recht mager. Auch das eine Gigabyte RAM passt in dieses Bild. Dennoch ist die Leistung des Smartphones solide. Im Test kam es nie an seine Grenzen, auch der RAM bereitete beim Multitasking keine spürbaren Probleme. Auch Spiele wie GTA 3 oder Max Payne liefen ruckelfrei. Lediglich in Chrome, wenn mehr als 20 Tabs geöffnet waren, machte sich der Unterschied zu Top-Smartphones bemerkbar. In AnTuTu liegt der SoC auf dem Niveau des mittlerweile zwei Jahre alten Samsung Galaxy S3. So schwach auf der Brust der Snapdragon 400 im Vergleich auch sein mag, die Energiespar-Leistung ist herausragend.

© Gregor Gruber

© Gregor Gruber
Im HTC One mini 2 kommt statt der Super LCD3-Technologie “nur” Super LCD2 zum Einsatz. Super LCD3 soll deutlich heller sein und eine besser Blickwinkelabhängigkeit bieten, im Direktvergleich ließ sich aber kein wirklicher Unterschied erkennen. Das HTC One mag einen Tick heller sein, in der höchsten Helligkeitsstufe bleibt das One mini 2 aber auch im Freien bei Mittagssonne lesbar. Die Blickwinkelabhängikeit ist solide, bei steilen Winkeln wird das Bild aber rasch dunkel. Ein Farbstich war nicht erkennbar, die Farben wirkten aber im Vergleich zu Super AMOLED recht blass und verwaschen.

© Gregor Gruber

© Gregor Gruber
Die Abmagerungs-Kur hatte aber auch ihr Gutes. Statt der “Ultrapixel Duo Camera” des One M8, die nur mit mageren vier Megapixeln auflöst, kann das mini 2 auf eine 13 Megapixel-Kamera zurückgreifen. Die Duo Camera konnte zwar Tiefeninformationen aufzeichnen, doch das ist letztendlich nur ein nettes Gimmick, das im Alltag kaum gebraucht wird. In puncto Bildqualität steht die Kamera des One mini 2 dem M8 kaum um etwas nach. Die Bilder sind scharf und rauschen kaum. Hier kann man sogar das M8 leicht übertrumpfen, denn auf dem Flaggschiff zeichneten sich die Bilder vor allem durch starkes Rauschen aus. Das One mini 2 produzierte hingegen auch unter schlechten Lichtbedingungen gute Bilder mit wenig Rauschen.

© Gregor Gruber
HTC verfolgt mit seinem Launcher Sense 6 einen recht minimalistischen Ansatz. Das dürfte vor allem jene freuen, die den Original-Android-Launcher von Google bevorzugen. Mit Ausnahme des News-Readers BlinkFeed, der durch Wischen nach Links am Homescreen geöffnet wird, gibt es kaum aufdringliche HTC-Software. Neben den System- und Google-Apps wurde lediglich KeyVPN und Zoodles, die App für den Kinder-Modus, vorinstalliert. Abgesehen davon ist die Oberfläche mit jener des HTC One M8, die bereits im futurezone-Test vorgestellt wurde.
HTC versteht, wie so viele andere Hersteller, das Prinzip eines “mini”-Smartphones nicht. Wer sein Smartphone unter dem Namen des großen Flaggschiffs verkauft - sei es One, S5 oder G2 - sollte auch für ähnliche Qualität garantieren können. Viele Hersteller von Android-Smartphones verlassen sich aber darauf, dass Mittelklasse-Ausstattung zum Premium-Preis ausreicht. Sony lieferte mit dem Z1 compact bislang die einzige Ausnahme ab. Das Smartphone wird wohl auch weiterhin die Referenz in dieser Größe bleiben, denn das One mini 2 enttäuscht - trotz solider Leistung - im Vergleich zum großen Bruder einfach zu sehr.
Letztendlich ist das One mini 2 eine hoffnungslos abgespecktes Version des One M8, die nur durch eine lange Akkulaufzeit und solides Design hervorstechen kann. Wer die Optik schätzt, sollte lieber gleich 200 Euro mehr investieren und das One M8 kaufen, denn das kann deutlich mehr bieten. iPhone-Umsteiger und Liebhaber kleiner Bildschirme bekommen für 400 Euro (Straßenpreis) mit dem Sony Xperia Z1 Compact all das, was das Herz begehrt. Wenn es auch Windows Phone statt Android sein darf, ist das Lumia 925 für rund 300 Euro ebenfalls eine gute und günstige Wahl. Budget-Referenz bleibt das Motorola Moto G, das für 200 Euro einen 4,5 Zoll großen HD-Bildschirm, nahezu unberührtes Android 4.4 sowie einen Quadcore-Prozessor bietet.
tl;dr: micro statt mini, vom großen Vorbild M8 ist kaum etwas übrig geblieben
Modell:
HTC One mini 2
Display:
4,5 Zoll Super LCD2-Bildschirm - 1280 x 720 Pixel (16:9, 326 ppi, geschützt von Gorilla Glass 3)
Prozessor:
1,2 GHz Quadcore (Qualcomm Snapdragon 400)
RAM:
1 Gigabyte
Speicher:
16 GB intern, microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 4.4.2
Anschlüsse/Extras:
microUSB, Bluetooth 4.0, WLAN (a/b/g/n)
Akku:
2.110 mAh
Kamera:
13 Megapixel (LED-Blitz), 5 Megapxiel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich
Maße:
137,4 x 65 x 10,6 mm, 137 Gramm
Preis:
449 Euro (UVP)
Kommentare