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Tolino Vision 4 HD: E-Reader mit "Nachtmodus"

E-Reader der Mittel- und Oberklasse sind bereits seit längerem bei einer Bildschirmauflösung von 300 ppi angekommen. E-Ink-Carta-Displays sind mittlerweile Standard. Das gilt auch für die jüngeren Modelle der Tolino-Reader, die sich schon seit mehreren Generationen vor Amazon, Kobo & Co. nicht zu verstecken brauchen. Will man sich von der Konkurrenz abheben, muss man sich aber etwas einfallen lassen.

Amazon brachte im Frühjahr sein neues Spitzenmodell Oasis auf den Markt, bei dem ein in der Hülle angebrachter Zusatzakku für monatelange Akkulaufzeit sorgen soll. Mit knapp 290 Euro ist das Gerät allerdings bizarr teuer. Der Tolino 4 HD, den die dahinterstehende Buchhandelsallianz ins heurige Weihnachtsgeschäft schickt, will mit einer Smartlight-Funktion punkten und ist mit rund 170 Euro preislich etwa beim Amazon Voyage angesiedelt. Auch das bereits seit längerem erhältliche Amazon-Gerät wirbt mit einem "intelligenten Frontlicht", dass die Helligkeitseinstellungen an die Lichtverhältnisse anpasst. Über die Funktion "Nachtlicht", wird die Bildschirmhelligkeit in dunklen Räumen schrittweise reduziert.

"Nachtmodus"

Das smarte Licht des Tolino geht einen Schritt weiter und bringt gewissermaßen den von einigen Smartphones bekannten "Nachtmodus" auf den E-Reader. Zieht man in Betracht, dass viele Leute im Bett lesen, ist dies nicht die schlechteste Idee. Das Display des E-Readers erscheint abends und nachts nicht mehr im strahlend kaltem Weiß, sondern nimmt einen Gelbton an, der ein bisschen an vergilbte Buchseiten erinnert. Glaubt man dem Hersteller, soll sich das "intelligente" Licht des Tolino, das durch zusätzliche am unteren Displayrand angebrachten warmweißen LEDs ermöglicht wird, in der warmen Jahreszeit anders verhalten als im Winter.

Bei der abendlichen E-Book-Lektüre erschien der Gelbstich anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, der Eindruck verflüchtigte sich aber schnell. Im Vergleich zur herkömmlichen integrierten Beleuchtung von E-Readern unterscheidet sich der warme Farbton merklich. Das wirkt sich durchaus angenehm aus, dass man deshalb besser schläft oder schneller einschläft kann aber nicht behauptet werden.

Wer von derlei Schnickschnack wenig hält, kann die tageszeitabhängige Farbtemperatur in den Beleuchtungseinstellungen einfach deaktivieren. Die Farbtemperatur lässt sich auch nach eigenem Gutdünken regulieren.

8 GB Speicher

Auch abgesehen von der Smartlight-Funktion ist der Tolino Vision 4HD ein durchaus annehmbarer E-Reader. Der Speicherplatz wurde auf 8 GB erweitert, 6 GB - doppelt so viel wie beim Kindle Voyage und Oasis - sind tatsächlich verfügbar. Speicherplatz ist aber anbetracht der Cloud-Anbindung handelsüblicher Modelle bei E-Readern nicht unbedingt ein Kaufargument.

Der Tolino verfügt auch - wie schon die Vorgängermodelle - über eine tap2flip-Funktion, mit der sich neben der Touchbedienung am Display auch durch das etwas stärkere Tippen auf die Rückseite des Geräts umblättern lässt. Im Test war sie allerdings unzuverlässig, das Weiterblättern funktionierte nicht immer.

Wasserschutz

Der Tolino Vision 4 HD verfügt - ebenso wie seine Vorgängermodelle - über einen Wasserschutz. Mittels des von HZO entwickelten "Nano-Coating"-Verfahrens wurde das Innere des Gerätes mit einer Plastikschicht versiegelt. Dem Lesen in der Badewanne steht also nichts im Wege.

Fazit

Alles in allem ist der Tolino Vision 4HD kein großer Wurf, aber ein ansprechendes Gerät, das etwas billiger ist als der vergleichbare Kindle Voyage. Wer auf Features wie die automatische Tageszeit-abhängige Regeln der Farbtemperatur verzichten kann, kann es mit dem Tolino Vision 2 HD (119 Euro) oder dem Kindle Paperwhite (knapp 120 Euro ohne Werbung) aber auch billiger haben.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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