UA Healthbox
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© Gregor Gruber

Under Armour Healthbox im Test: Teures Fitness-Paket

Under Armour Healthbox im Test: Teures Fitness-Paket

Weil der Smartphone-Pionier HTC mit Smartphones kein Geld mehr macht, sieht er sich nach anderen Geschäftsfeldern um. Eines davon ist das Virtual-Reality-Headset HTC Vive, das zusammen mit dem Spielegiganten Valve entwickelt wurde. Das andere ist Healthbox, für das man sich mit dem US-Sportartikelhersteller Under Armour zusammen getan hat. Ich habe getestet, wie gut HTC als Fitness-Tracker-Hersteller debütiert.

Die Healthbox besteht aus drei Komponenten: UA Band, UA Heart Rate und UA Scale. Das Paket wird um 449 Euro verkauft. Das Band kann separat um 199 Euro erworben werden, Heart Rate um 89 Euro. Scale wird nicht einzeln angeboten.

UA Band

Das Band ist ein Fitness-Tracker mit einzeiligen, einfarbigen Touchscreen und einer Bedientaste. Die Helligkeit des Displays ist in drei Stufen wählbar. Selbst in der Höchsten ist es im Sonnenlicht nur schwer ablesbar. Band ist wasserfest bis zu einer Tiefe von zwei Metern, hält aber nur schwitzen und duschen stand – schwimmen gehen sollte man nicht damit.

Eine Gestenerkennung gibt es nicht. Das Display wird durch das Drücken der Taste eingeschaltet. Durch Wischen wird von der Uhr-Anzeige durch die verschiedenen Modi geschaltet, durch Berühren des entsprechenden Icons wird in die Untermenüs gewechselt.

Der Tragekomfort von Band ist nicht optimal. Das Armband (im Lieferumfang sind zwei Längen enthalten) ist im oberen Bereich sehr steif. Die Haupteinheit des Wearables ist sehr breit, weshalb man selbst auf erwachsenen Männerhandgelenk das Armband sehr eng schnallen muss, damit es nicht ständig verrutscht.

Schnallt man es nicht ganz eng (weil es unangenehm sein kann) und rutscht es deshalb ein wenig, kann die Lasche am Arm scheuern, durch die das Armband durchgezogen wird. Ich habe zwar keine Rötungen oder Hautabschürfungen von Band bekommen, ganz wohl habe ich mich beim Dauertragen aber nicht gefühlt.

Pulsmesser im Band

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Das Band hat einen Pulsmesser eingebaut. Ein automatisches Pulsmessen über den Tag verteilt, wie es etwa Samsung Gear Fit 2 oder S2 machen, gibt es nicht. Beim Sport kann der Pulsmesser nicht genutzt werden. Um beim Trainieren eine konstante Pulsanzeige zu erhalten, muss UA Heart Rate genutzt werden.

Immerhin kann der Pulsmesser manuell am Band aktiviert werden. Die Werte sind präzise, wenn man still hält und darauf achtet, dass das Wearable korrekt sitzt. Die einzige automatische Messung des Puls erfolgt beim Schlaf-Tracking. Es wird direkt beim Aufstehen gemessen und als Ruheherzfrequenz erfasst. Je niedriger diese ist, desto besser.

Schlaf messen

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Band misst die Schritte automatisch und rechnet die zurückgelegte Distanz hoch. Schlaf wird ebenfalls automatisch gemessen und in der UA Record App in die Phasen Leichtschlaf, Tiefschlaf und Wach eingeteilt.

Im Test wirkte das recht genau, bis auf die letzten Minuten des Trackings. Wird der Schlaf-Modus in der Früh nicht gleich mit dem Aufstehen manuell gestoppt, wurde im Test die Schlafzeit um 2 bis 5 Minuten zu lange angegeben.

Wie bei vielen anderen Fitness-Apps auch, ist die Darstellung der Information in der App unzureichend. Es ist nicht möglich beim Schlaf-Tracking auf eine Phase zu klicken, um zu sehen, zu welcher Uhrzeit ich wach war oder von wann meine Tiefschlafphase gestartet hat und wie lange diese gedauert hat. Die Grafik zeigt nur drei Zeitpunkte zwischen Schlafbeginn und -ende an, die in keiner Beziehung zu den Phasen dazwischen stehen.

Auch bei der Ruheherzfrequenz ist die UA Record App ungenügend. Es wird nur der aktuelle Messwert als Zahl angezeigt. Die Messwerte von anderen Tagen sind als Punkte auf einer unbeschrifteten Skala zwischen 39 und 52 zu sehen – hier kann ich nur raten, wie meine genauen Werte waren.

Notifications und Akku

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Band macht sich durch Vibrationen bemerkbar. Diese sind stark genug, um auch beim Laufen oder anderen Sportarten aufzufallen. Band zeigt SMS und eingehende Anrufe an, aber keine Notifications von Apps. Über die Musiksteuerung können Songs am Smartphone gewählt und pausiert werden. Weitere Funktionen sind Wecker, Stoppuhr und Countdown.

Das Wearable kann für den Sport ohne Smartphone genutzt werden. Je nachdem wie viele Trainings-Einheiten man absolviert, sind bis zu sieben Tage Aktivität speicherbar. Der Akku hält durchschnittlich drei Tage, wenn einmal pro Tag trainiert wird und das Schlaf-Tracking aktiv ist.

Das Aufladen erfolgt über ein kurzes USB-Kabel. Wenn ich Band auf einen Tisch lege, ist das kein Problem. Schließe ich es aber an eine Wandsteckdose an den Ladestecker eines Smartphones an, hängt Band in der Luft. Der Magnet-Verschluss ist schlecht durchdacht. Der Magnet ist stark genug, dass der Verschluss „verkehrt“ angesteckt werden kann und Band deshalb nicht lädt. Beim Anstecken sollte deshalb immer darauf geachtet werden, dass das Kabel fest an Band sitzt und die Lade-LED leuchtet.

UA Heart Rate

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Heart Rate ist ein handelsüblicher Brustgurt mit Bluetooth-Pulsmesser. Warum dieser einzeln 89 Euro kostet ist nicht erklärbar, wenn es den Polar H7 um 50 Euro gibt, der dieselbe Funktion bietet. Die Frage ist wozu man überhaupt einen Brustgurt braucht, wenn Band ohnehin einen Pulsmesser integriert hat.

Brustgurte gelten generell als genauer, weil sie näher am Herzen positioniert sind und (wenn sie richtig getragen werden) weniger zum Verrutschen neigen. Außerdem bleiben die Handgelenke frei, was praktisch ist wenn Boxhandschuhe getragen werden oder man die Gelenke für gewisse Übungen bandagiert.

Dagegen spricht, dass Brustfurte oft nicht bequem sind – Heart Rate ist hier keine Ausnahme. Zudem drückt die dicke Sensoreinheit unangenehm auf die Brust, wenn man etwa Lay Down Push Ups oder Swimmer macht.

Das Logo der Sensoreinheit von Heart Rate blinkt blau um zu signalisieren, dass sie bereit für die Verbindung mit Band ist. Eine LED an der Oberseite signalisiert, dass die Verbindung steht. Lästig: Startet man ein Training mit Band, muss man das Wearable sehr nahe zur Brust halten, damit die Verbindung aufgebaut wird. Außerdem braucht es meist zwei Versuche, bis es klappt. Man sollte meinen, dass zwei Geräte, die im Set verkauft werden und aufeinander abgestimmt sind, besser miteinander harmonieren.

Training mit Band und Heart Rate

So sehen laut HTC die Kunden der UA Healthbox aus

Über Band können vier Trainingsarten gestartet werden. Drei davon, Laufen, Radfahren und Studio, sind fix vorgegeben. Die vierte ist standardmäßig auf gehen eingestellt und kann in der App durch sieben andere getauscht werden. Dass nicht alle Sportarten in Band zur Auswahl stehen und dass man nur eine statt alle vier Arten tauschen kann, ist schlecht.

Dafür kann die Option gewählt werden, dass das Display von Band während des Trainings immer an bleibt. Dies hilft etwa ständig den Puls zu sehen, ohne, dass man erst die Taste an Band drücken muss.

Die LED an Band leuchtet in fünf Farben, die so signalisieren, in welchem Pulsbereich man sich gerade befindet. Leider können nicht die Grenzen für die fünf Bereiche selbst definiert werden. Die Berechnung dafür erfolgt anhand des Maximalpuls – zumindest dieser kann manuell eingegeben werden, wenn man nicht mit der automatischen Berechnung aufgrund des Alters einverstanden ist.

Auswertung in der App

UA Record App

In der UA Record App werden nach dem beendeten Training zurückgelegte Distanz (auch bei Gerätetraining), Dauer und verbrannte Kalorien angezeigt. Die Kalorien werden je nach Aktivität hochgerechnet.

Die Herzfrequenz-Analyse zeigt den durchschnittlichen Puls und höchsten Puls in Zahlen an. Zusätzlich wird Intensität und „Willpower“ angezeigt. Willpower gibt einen Wert zwischen 0,0 und 10 aus. Dieser soll zahlreiche Daten hernehmen, um daraus zu berechnen, wie anstrengend das Training war. Wahrscheinlich soll das anspornend sein, aber wenn es nach einem einstündigen Arms- and Abs-Training mit hohen Gewichten nachher nur eine 1,83 gibt, ist das frustrierend.

Es wird angezeigt, wie lange und zu wie viel Prozent der Zeit man während des Trainings in den fünf verschiedenen Pulsbereichen war. Eine Herzfrequenz-Zeitleiste gibt es auch. Allerdings ist es nicht möglich auf die Leiste zu tippen, um einen konkreten Pulswert in Zahlen für einen bestimmten Zeitpunkt zu sehen.

UA Scale

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Die Waage soll das smarte Fitness-Paket vervollständigen. Scale sieht durch die glänzende runde Form zwar ansprechend aus, nimmt aber relativ viel Platz ein. Sie ist auch sehr hoch im Vergleich zurWithings Body Cardiound wirkt dadurch wuchtig.

Das Einrichten dauert ein paar Minuten zu lange, da Scale mehrere Versuche brauchte, um die Bluetooth-Verbindung zum Smartphone herzustellen. Ist das erledigt, wird Scale ins WLAN eingebunden, über das die Messungen automatisch in der App landen.

Auf Holz- und Fließenböden stimmt die Gewichtsmessung mit der Withings Body Cardio überein. Auf einem Teppichboden zeigt die Scale gut 10 Kilogramm zu wenig an. Scale misst auch den Körperfettanteil. Im Vergleich zur Body Cardio ist dieser bei mir um 2 Prozent höher. Das ist zwar nicht schmeichelhaft, aber wie bei vielen dieser smarten Fitness-Tracker gilt: Die Angaben sind relativ. Sie sollen dabei helfen Tendenzen zu erkennen. Bei einer zweiten Testperson (die Waage kann mehrere Profile speichern), stimmte die Körperfettmessung von Body Cardio und Scale überein.

Muskelmasse, Puls, wie das bei der Withings Body Cardio möglich ist, kann Scale nicht messen. Außer die Messung von Gewicht und Körperfettanteil beherrscht Scale keine Zusatzfunktionen.

Mit Schlaf-Tracking, Sportaufzeichnung, Schritten und Gewicht fehlt eigentlich nur noch die Kalorienaufnahme für ein komplettes Tracking. Dazu werden die Daten der App MyFitnessPal herangezogen. Obwohl MyFitnessPal ebenfalls zu Under Armour gehört, kann man sich bei UA Record nicht direkt mit dem MyFitnessPal-Konto anmelden. Entweder legt man ein eigenes Konto an, oder meldet sich mit dem Facebook-Account an.

Fazit

UA Healthbox

Die Idee ein Gesamtpaket zu schnüren ist gut, noch dazu wenn renommierte Firmen wie Under Armour und HTC dahinter stehen. Die Stärke von UA Healthbox ist die Gesamtintegration in der UA Record App – man erspart sich das herumsyncen und verknüpfen von verschiedenen anderen Apps, um etwa das Gewicht einer smarten Waage mit den Trainings-Daten zu kombinieren.

Das alleine rechtfertig aber nicht den hohen Preis. Kauft man um 180 Euro die Withings Body Cardio und um 200 Euro die Samsung Gear Fit 2 oder um 150 Euro die Polar A360, hat man weniger für zwei Geräte bezahlt, die mehr Funktionen bieten als die 450 Euro teure Healthbox. Der Brustgurt sollte zudem eine Option und kein Zwang sein. Es ist lächerlich, dass UA Band einen Pulsmesser eingebaut hat, der aber nicht für das Training genutzt werden kann.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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