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Was hinter dem Trend der Vollformat-Systemkameras steckt

Am Mittwoch hat Canon offiziell die neue Kamera EOS R vorgestellt und will damit Nikons jüngstem Modellen Z6 und Z7 sowie Sonys A7-Serie Konkurrenz machen. Bei all diesen Modellen handelt es sich um sogenannte Systemkameras, die auf einen Spiegel und somit auf einen optischen Sucher verzichten. Dadurch sind sie kompakter als klassische Spiegelreflexkameras (Digital Single Lens Reflex – DLSR).

Stattdessen kommt neben dem gewohnten großen Display auf der Rückseite noch ein winziger Bildschirm zum Einsatz, der an der Stelle sitzt, wo bei der DSLR der Sucher ist. Objektive können bei Systemkameras genauso gewechselt werden, wie man es von klassischen DSLRs kennt.

Vollformat

Nun gibt es diese Klasse der Systemkameras bereits seit längerem. Das Besondere an den neuen Modellen und was sie zur Königsklasse der Systemkameras macht, ist ihr Bildsensor. Er entspricht mit 24 x 36 mm dem Format, wie man es von analogen Kleinbildfilmen kennt. Einsteiger-Spiegelreflexkameras und Systemkameras setzen zumeist auf einen Sensor im sogenannten APS-C-Format, der 22,2 x 14,8 mm groß ist. Sensoren in Kompaktkameras oder Smartphones sind noch um ein Vielfaches kleiner.

Der große Vollformatsensor sorgt im Vergleich zu den kleineren Sensoren für eine deutlich bessere Bildqualität. Ihre Stärken können Vollformatkameras besonders bei schwachen Lichtverhältnissen ausspielen. So tritt dank der großen Sensoren auch bei höherer Lichtempfindlichkeit (ISO) wenig störendes „Bildrauschen“ auf. Vor Sonys A7, die 2013 vorgestellt wurde, kam diese Art von Sensor lediglich bei großen Spiegelreflexkameras im professionellen und semi-professionellen Bereich zum Einsatz.

Durch den Wegfall der mechanischen Komponente des Spiegels haben Vollformat-Systemkameras noch weitere Vorteile gegenüber DSLRs, die nicht nur Amateure, sondern auch Profis ansprechen. So sind sie prinzipiell leiser und bieten viel schnellere Serienbildaufnahmen. Auch gibt es mehr Fokusmodi und Motivverfolgungsoptionen. Das Fokussieren per Display ist bei Fotos und Videos um Einiges präziser und schneller, als die Live-View-Funktion bei DSLRs. Sony hat bei diesen Systemkamera-Funktionen jahrelangen Vorsprung gegenüber Canon und Nikon. Die beiden Nachzügler müssen jetzt beweisen, dass ihre Vollformat-Systemkameras genauso gut oder besser als die von Sony sind.

Konkurrenzkampf

Sony hat Klasse der Vollformat-Systemkameras begründet und mittlerweile drei Generationen entsprechender Kameras herausgebracht. Für Canon und Nikon wird das Aufholen eine Herausforderung – vor allem auch deswegen, da sich die Unternehmen bis heute schwertun, mit ihren gewöhnlichen Systemkameras mit kleineren Sensoren am Markt Fuß zu fassen.

Einen Vorteil, den Canon und Nikon ausspielen könnten, ist ihr jahrelang gewachsener Kundenstamm. Da die beiden Unternehmen bereits seit vielen Jahren jeweils auf ihre eigene Art von Objektivanschluss (Bajonett) setzen, gibt es eine große Anzahl an Fotografen, die bereits das ein oder andere Objektiv zuhause haben. Diese alten Objektive einfach auf den neuen spiegellosen Vollformatkameras weiterzuverwenden funktioniert aber nur bedingt. Sowohl Canons EOS R als auch Nikons Z-Reihe haben neue Objektivanschlüsse. Bei Canon ist das das RF-, bei Nikon das Z-Bajonett. Alte Objektive können nur mit Adapter genutzt werden. Dieser liegt aber den Kameras bei.

Canon hat gleichzeitig mit seiner neuen Kamera aber auch eine Reihe von Objektiven vorgestellt. Wie die Kamera selbst, richten sich diese an Profifotografen, bzw. ambitionierte Amateure. Auch Nikon hat zum Start seiner Vollformat-Systemkamera drei Objektive im Angebot, weitere sollen in den nächsten Jahren folgen. Die mit Abstand größte Objektivauswahl hat man – bedingt durch den frühen Start in der Kameraklasse – aktuell bei Sony.

Sony wird weiterhin der größte Konkurrent bleiben. Durch das Fehlen einer Profi-Systemkamera im Sortiment sind einige User von Canon und Nikon zu Sony abgewandert. Diese Zurückzugewinnen dürfte schwer werden: Nicht nur, weil das abermalige Wechseln des kompletten Systems wieder teuer ist, sondern weil Sonys Kameras mittlerweile sowohl im Amateur- als auch im Profibereich einen guten Ruf genießen. Diese erste Generation an Vollformat-Systemkameras von Canon und Nikon sollte aber zumindest dabei helfen, die Abwanderung zur Konkurrenz vorerst einzudämmen.

Teurer Foto-Spaß

Wer auf die neue Kameraklasse umsteigen will, muss ähnlich tief in die Tasche greifen, wie für eine aktuelle Vollformat-DSLR. Die neu vorgestellte Canon EOS R kostet 2520 Euro (nur Gehäuse). Nikons Z6 ist im Kombi-Angebot mit Adapter für alte Objektive um 2450 Euro erhältlich, die teurere Variante Z7 kostet 3850 Euro. Sonys aktuelle A7 3 gibt es um 2300 Euro.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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