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IFA

Wenn das Smartphone die Küche schupft

Mehr Elektronik in der Küche, die noch dazu gut aussieht. Mehr Funktionen bei Herd und Kühlschrank, und Hauptsache vernetzt: Die gerade in Berlin stattfindende IFA, eine der größten Elektronikmessen der Welt, ist normalerweise der Ort, an dem die großen Hersteller ihre neuen TV-Geräte vorstellen. Dieses Jahr stehen aber nicht mehr Pixel und die größten Bildschirm-Diagonalen im Vordergrund, sondern Haushaltsgeräte.

Dabei geht es nicht um die klassisch-biedere Weißware, sondern um smarte Geräte, die zudem optisch ansprechend sein sollen. So wie aus dem „dummen“ Fernseher der Smart-TV mit Designer-Standfuß wurde, passiert jetzt dasselbe mit Haushaltsgeräten.

Asien löst Europa ab

Dieser Wandel wird allerdings nicht von den europäischen Traditionsmarken angeführt, die in der Küche jahrzehntelang für Qualität und Beständigkeit standen. Die smarte Weißware kommt zunehmend von asiatischen Technologiefirmen, die mit ihrer Expertise aus den Bereichen Smartphones und Smart-TV punkten wollen.

Samsungs Vorzeigeprodukt in der smarten Kücheist der Kühlschrank „Family Hub RB7500“, der ab Oktober für 4400 Euro erhältlich ist. Er hat einen 21,5-Zoll-Touchscreen verbaut und kann Rezepte aus dem Internet anzeigen sowie Musik und Videos streamen. Kameras fotografieren den Inhalt und senden das Bild zum Smartphone. So sieht man unterwegs, ob alle Zutaten für das Abendessen vorhanden sind. Samsung bietet auch einen Ofen an, der per Smartphone-App gesteuert wird, ebenso wie mehrere Waschmaschinen.
LG Signature Kühlschrank
LG kontert mit seinem Kühlschrank der „Signature“-Serie. Bei dieser Serie handelt es sich laut LG um die „Ultra-Premium“-Linie des südkoreanischen Unternehmens. Das Gerät setzt auf Gestensteuerung. Ein zweimaliges Klopfen auf das Glasfenster lässt das Licht im Kühlschrank angehen, damit man den Inhalt sieht. Hält man die Fußspitze unten an einen Sensor, geht die Tür automatisch auf.

Ähnlich wie bei der „sensorgesteuerten Heckklappe“ beim Pkw soll das beim Einräumen helfen, wenn man die Hände voll hat. LG verkündete auf der IFA zwar stolz das Europa-Debut der Signature-Reihe, wie viel der Kühlschrank aber kosten soll und ab wann er verfügbar sein wird, wurde nicht genannt.

Amazon Dash

Der nächste Schritt zum smarten Zuhause ist die Automatisierung der Einkäufe. Der Geschirrspüler zählt mit, wie viele Tabs verbraucht wurden, die Waschmaschine, wie viele Waschgänge getätigt wurden. Ab einer bestimmten Menge wird automatisch bei Amazon nachbestellt. Der "Amazon Dash Replenishment Service" wird derzeit nur von wenigen Geräten unterstützt. Das könnte sich bald ändern: Mit Bosch, Samsung und Grundig hat Amazon bereits große Hersteller an Bord, die den Amazon-Dienst unterstützen wollen.

Bis es soweit ist, will Amazon den Bestellvorgang so simpel wie möglich machen.„Amazon Dash“ist ein Knopf, der per WLAN mit dem Internet verbunden ist. Der Knopf wird an die Waschmaschine geklebt. Ein Druck genügt, um Waschmittel zu bestellen. Ganz ohne die Schaltzentrale Smartphone geht es auch hier nicht: Erst über die Bestätigung am Handy wird tatsächlich bestellt.

Mehr Sicherheit

Bosch hat den Wandel hin zum Smartphone als Steuerzentrale erkannt und will mehr auf das Thema Smart Home setzen und dabei den Sicherheitsaspekt betonen. Denn jedes vernetzte Gerät sammelt Daten. Bei dem System von Bosch sollen die Daten nicht auf Servern in den USA oder von Drittanbietern gespeichert werden. Der Kunde soll immer die volle Kontrolle über seine Daten haben. Passend zum Thema Sicherheit hat Bosch auch eigene Smart-Home-Komponenten, wie einen Rauchmelder, sowie eine Innen- und Außenkamera vorgestellt.
Philips Hue 
Bosch bietet den eigenen Standard auch anderen Herstellern an. So können nicht nur Kochfeld und Dunstabzugshaube von Bosch mit dem Handy gesteuert werden, sondern auchdie smarten „Hue“-Leuchten von Philips.Die Geräte können über den gemeinsamen Standard miteinander kommunizieren. So leuchtet etwa die Hue-Lampe im Wohnzimmer gelb, wenn der Braten im Ofen fertig ist.

Gegen Google und Apple

Sollte Bosch genügend Firmen für seinen Datenstandard finden, könnte das zu einer zentralen App führen, mit der verschiedenste Smart-Home-Szenarien abgewickelt werden können. User müssten dann nicht unzählige einzelne Apps für die Steuerung diverser Geräte installieren. Darüber hinaus könnte auch eine europäische Alternative zu den Lösungen von Google und Apple geschaffen werden.

Diese forcieren eigene Smart-Home-Standards. Apple verfolgt für sein „HomeKit“ einen ähnlichen Lösungsansatz wie Bosch. Mit der Version 10 des mobilen Betriebssystems iOS will man die Steuerung für smarte Haushaltsgeräte diverser Hersteller in einer App bündeln. iOS 10 dürfte am 7. September mit dem iPhone 7 vorgestellt werden.

Alle wichtigen News rund um die IFA 2016 in Berlin findet ihr hier.

Disclaimer: Die Reisekosten der futurezone-Redakteure zur IFA werden von Samsung, Sony und der futurezone selbst bezahlt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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