© EET/Solmate

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Wenn der Strom für die Wohnung vom Balkon kommt

„Die sind praktisch unkaputtbar und wind- und wetterfest“, versichert Jan Senn vom Grazer Start-up Efficient Energy Technology, kurz EET. Die junge Firma hat mit Solmate eine Fotovoltaikanlage für Balkone entwickelt, Speicher inklusive. Der ist auch noch intelligent: Angesteckt an eine herkömmliche Steckdose misst er den Verbrauch in der Wohnung und schickt den am Balkon erzeugten Strom zu Kaffeemaschine oder TV-Gerät.

Temperaturschwankungen zwischen minus zehn und plus 65 Grad halten die biegsamen Solarpanele aus. Den immer heißeren Sommermonaten trotzen sie also locker. Und viel kälter als minus zehn Grad war es im durchschnittlichen österreichischen Winter schon lange nicht mehr. Hitze ist das Stichwort oder genauer: Klimawandel. „Jeder kann so einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, ist Senn überzeugt. „Wir können nicht darauf warten, dass die Politik etwas tut.“

100 Stunden Licht

Solmate hat eine Leistung von bis zu 550 Watt und kann dadurch ein Viertel des jährlichen Strombedarfs einer durchschnittlichen Wohnung erzeugen. Ein voller Speicher soll für eine Stunde kochen, zehn Stunden Fernsehen oder 100 Stunden Beleuchtung reichen. „Wenn die Mikrowelle zum Beispiel 700 Watt hat und du zwei Minuten einschaltest, dann kommen 500 Watt vom Stromspeicher, 200 vom öffentlichen Netz“, erläutert der junge Techniker Senn die Vorgangsweise. „Die Grundlast, die man in einer Wohnung hat, vom Kühlschrank bis zu Geräten auf Stand-by, ist immer abgedeckt.“

Ins öffentliche Netz eingespeist werden muss nichts: Was zu Hause erzeugt wird, bleibt auch da. Spannend ist das auch für Wohnbauträger, vor allem gemeinnützige: Sie müssen bei Neubauten Solarenergie integrieren. „Wir haen schon Meetings mit einigen gehabt, sie sind interessiert“, betont Jan Senn.

Entstehung

Die EET-Gründer Florian Gebetsroither, Christoph Grimmer und Stephan Weinberger studierten an der Technischen Uni Graz, viele Lehrinhalte drehten sich um erneuerbare Energien. „Da gibt es längst gute Lösungen, aber de facto wird nichts rasch Umsetzbares angeboten“, erinnert sich Senn, der ebenfalls dort studiert hat: „Das hat uns geärgert.“

Aus dem Gedanken entstand die Mini-Anlage für den Balkon: Handlich, unter einer Stunde zu montieren und mit Kosten zwischen 2400 bis 2800 Euro erschwinglich. Die fünf Solarpanele werden an das Balkongitter geklickt, der Speicher angesteckt und an die nächste Steckdose angeschlossen.

Mini-Solarkraftwerk

„Solmate“ für den Balkon besteht aus fünf je 2,5 Kilogramm schweren und biegsamen Solarpaneelen sowie einem Speicher. Damit es funktioniert, ist ein  Balkon nötig, der Platz für die insgesamt 3,5 Meter langen Teile bietet, sowie eine Steckdose. Weitere Informationen dazu gibt es auf www.eet.energy

Sichtschutz und Designstück

Die Solarpanele können als Sichtschutz dienen, der Speicher wurde hingegen „zum Herzeigen“ gestaltet, als Designerstück. „Es ist ein Lifestyleprodukt“, erklärt Senn. „Wir wollten etwas Hübsches, das dem Auge schmeichelt und Sinn macht.“ Dafür hat das Team schon Preise bekommen, erst kürzlich etwa den „James Dyson Award Österreich“. Demnächst werden die ersten „Solmate“ ausgeliefert, 200 Stück sind bereits vorbestellt.

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Elisabeth Holzer-Ottawa

Seit 1992 als Journalistin in der Steiermark-Redaktion tätig. Promovierte Historikerin (Geschichte- und Doktoratsstudium an der Uni Graz), interessiert an zeitgeschichtlicher Forschung. 2007 das erste Buch veröffentlicht ("Schleichhändler vor Gericht"); es folgten zusammen mit weiteren AutorInnen einige mehr, etwa "McScience" (2015) oder 2017 "Die Geschichte der Frauen in der Steiermark". Ausgezeichnet mit dem Inge-Morath-Preis des Landes Steiermark für Wissenschaftspublizistik.

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