Der Xkuty One sieht wie eine exzentrische Mischung aus Fahrrad und Motorroller aus
Der Xkuty One sieht wie eine exzentrische Mischung aus Fahrrad und Motorroller aus
© David Kotrba

Xkuty One im Test: Stylischer E-Roller mit Macken

Xkuty One im Test: Stylischer E-Roller mit Macken

Mit dem Xkuty One hat das Unternehmen Electric Mobility Company aus dem spanischen Alicante seinen ersten Elektroroller auf den Markt gebracht. Das ungewöhnlich gestaltete Gefährt kann entweder als Fahrrad- oder Moped-Ersatz verwendet werden. Die Verbindung mit einer eigenen App und einem eigenen Helm macht den Xkuty One zu einem stylischen Transporter mit Hipster-Faktor. Die futurezone hat das Gerät eine Woche lang getestet. Zur Verfügung gestellt wurde uns der Xkuty One vom Elektromobilhändler Yoom.

Technik

Der Xkuty One sieht wie eine Mischung aus Fahrrad und Moped aus, nur fehlen die Pedale und der Rahmen ist deutlich schlanker. Mit weiß lackiertem Metallramen, grünem Sitz und grünen Lenkergriffen bringt das 1,87 Meter lange Gefährt 42 Kilogramm auf die Waage. Die 16-Zoll-Reifen sind vorne und hinten gefedert. Vorne mit Federgabel, hinten mit Schwinge-Aufhängung.

Angetrieben wird der Xkuty One durch einen 1,5 kW Radnabenmotor. Je nach Einstellung (die der Händler vornimmt) kann das Gerät als Fahrrad oder als Moped betrieben werden. Die Maximalgeschwindigkeit ist dementsprechend bei 25 oder 45 km/h abgeriegelt. Mit dem im Rahmen verbauten Basis-Akku kommt man 40 Kilometer weit. Der Rahmen bietet jedoch Platz für zusätzliche Akkus. Die Reichweite kann somit auf 50 oder gar 100 Kilometer geschraubt werden. Gebremst wird vorne und hinten mit hydraulischen 203-Millimeter-Scheibenbremsen.

Versperrbares Sattelfach

Ein einzelner Passagier sitzt auf 79 bis 85 Zentimeter Höhe. Unterhalb des Sitzes befindet sich ein Gepäckhaken. Zusätzlich gibt es ein kleines, versperrbares Fach unter dem aufklappbaren, rechteckigen Sitz, im dem wahlweise das Ladegerät oder beliebiger Inhalt mitgeführt werden kann. In der Lenkermitte ist ein kleines Monochrom-Display untergebracht, auf dem Geschwindigkeit, Batterieladestand und Betriebsmodus angezeigt werden.

Mit einem Knopf unterhalb des linken Lenkergriffs wird die Hupe betätigt, ein Knopf auf der rechten Seite dient dem Wechsel des Betriebsmodus und dem Ausschalten. An der Vorderseite des Xkuty One ragen zwei kegelförmige Auswüchse hervor. Der kleinere davon beherbergt die Hupe, der größere die Vorderleuchte. Unterhalb des Sattels befindet sich zudem eine Heck- und Bremsleuchte. Abgestellt wird der Xkuty One auf einem Hauptständer, der das das Hinterrad wie bei einem Motorrad in die Luft hebt.

Praxiserfahrungen

Eingeschaltet wird der Xkuty One mit einem Knopf unter dem Sitz. Dazu muss man diesen zunächst mit Schlüssel aufsperren und aufklappen. Einmal aktiviert, leuchtet das Display auf und zeigt an, dass sich der Roller im Leerlauf befindet. Mit einem Daumendruck auf die Taste unter dem rechten Griff wird der Motor aktiviert. Man dreht mit der rechten Hand am "Gas"-Griff und los geht die Fahrt.

25 km/h sind genug

Im Racing-Modus beschleunigt der Xkuty One schnell auf die maximal erlaubten 25 km/h. Begleitet wird dies von einem hellen Summen des Elektromotors. Die 42 Kilogramm verleihen dem Gefährt eine stabile Straßenlage. Die Dämpfung funktioniert ausgezeichnet, ebenso die Bremsen. Bei Bedarf steht man ganz schnell still. Auf sich aufmerksam kann man mit der Hupe machen - und wie. Ihre Lautstärke kann sich jederzeit mit Autohupen messen.

Mit 25 km/h kommt man überraschend schnell voran. Auf innerstädtischen Radwegen überholt man mit der Geschwindigkeit die meisten anderen Radler, vor allem wenn es bergauf geht. Die 25 km/h werden auch auf Steigungen beibehalten. Daran erkennt man, dass der Motor eigentlich mehr drauf hat. Geht es bergab, so kann man den Xkuty One rollen lassen. Der Motor schaltet dann auf Leerlauf und treibt das Gefährt erst wieder an, wenn die Geschwindigkeit wieder auf unter 25 km/h gesunken ist.

Handling-Probleme

Was beim Testen sofort auffiel, ist der relativ eingeschränkte Lenkereinschlag. Beim Manövrieren in Innenräumen erweist sich der Xkuty One als schwierig. Man kommt damit nicht um Gangecken, ohne das Gefährt auf die Seite zu ziehen oder am Sattel anzuheben. Auch die 1,87 Meter Länge sind in Innenräumen hinderlich. Wo der Aufzug-Innenraum nicht mithält, muss der Xkuty One auf das Hinterrad gestellt werden. Bei 42 Kilogramm Gewicht keine einfache Aufgabe.

Der quaderförmige Sattel sieht auf den ersten Blick witzig und komfortabel aus, auf längeren Fahrten erweist er sich jedoch als genauso schmerzaft wie viele andere Fahrradsättel. Die Beine lassen sich dagegen komfortabel lagern. Selbst für großgewachsene Personen reicht der Raum zwischen Sattel und Metall-Frontverkleidung aus.

Xkuty One Elektroroller

Langsames Aufladen

Was die Reichweite anbelangt, so machten wir während des Testens positive und negative Erfahrungen. Beim Abholen zeigte der Ladestand noch zwei von fünf möglichen Strichen. Dennoch reichte das nicht, um die 5,2 Kilometer zum futurezone-Büro zurückzulegen. Andererseits gab es eine Ausfahrt von 25 Kilometern, nach der noch vier von fünf möglichen Strichen angezeigt wurden. Licht und Schatten also. Eine Anzeige mit mehr als nur fünf Stufen wäre wünschenswert.

Das Aufladen funktioniert mit dem mitgelieferten Ladegerät leider nur sehr langsam. Mit leerem Akku dauerte es mehr als acht Stunden, um wieder auf die volle Ladung zu kommen. Dazu kommt ein penetrantes Lüftergeräusch, das aus dem Ladegerät dringt. In puncto Stromversorgung hat man es durch das Gewicht des Elektrorollers zusätzlich schwer. Fährt man nach Hause, kann man den Xkuty One kaum Stufen hochschleppen. Ist der Lift zu klein, hat man Pech gehabt.

Die 42 Kilogramm Gewicht des Rollers können ja ganz praktisch sein, weil man das Gefährt wie einen Motorroller einfach absperren und stehen lassen kann, ohne ein zusätzliches Schloss zu verwenden. Andererseits lässt sich der Akku nicht ausbauen. Man braucht also geeignete Infrastruktur, um das Stromversorgungsproblem in den Griff zu bekommen. Am besten sind große Lifte, breite Gänge oder ebenerdige Abstellmöglichkeiten mit Stromanschluss.

Geschicklichkeitsspiel

Zu den physischen Handlingproblemen kommen beim Xkuty One noch virtuelle. Bei Dämmerung haben wir es etwa nicht geschafft, das Licht einzuschalten. In das entsprechende Menü sollte man gelangen, indem man den Einschaltknopf unter dem Sitz drückt und gleichzeitig am linken Griff die Bremse zieht und den Hup-Knopf drückt. Das ganze darf aber nicht zu lange geschehen, sonst verfehlt man das Einstellungsmenü und der Xkuty One hupt mit voller Kraft drauf los - besonders lustig, wenn so etwas direkt neben Arbeitskollegen im Büro passiert.

Erreicht man das Menü, so kann man hier das Licht einschalten, Bluetooth aktivieren, zwischen dem "Racing"-Fahrmodus oder zwei energiesparenderen Modi wählen oder einen neuen Fahrzeugbesitzer anmelden.

Xkuty One Elektroroller

App und Helm

Alternativ kann man das Gefährt mit App steuern. Diese existiert momentan nur für das iPhone und verbindet sich per Bluetooth mit dem Elektroroller. Auf der App lassen sich benutzerdefinierte Geschwindigkeitslimits einstellen oder das Gefährt ein- und ausschalten. Den Griff unter den Sitz erspart man sich dadurch. Außerdem kann die App automatisch Hilfe holen, wenn es zu einem Unfall kommt - ähnlich der unlängst für Autos vorgestellten Hier-Box.

Für absolute Xkuty-One-Fans gibt es auch einen eigenen Helm, der eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung für das Smartphone enthält.

Der Aufmerksamkeitsfaktor ist mit dem Xkuty One erhöht, aber noch nicht unangenehm. Auf der Straße wird das Gefährt neugierig beäugt, manchmal auch kommentiert, aber nicht in jenem Umfang, wie wir es mit anderen Elektromobilen, etwa dem Ninebot E oder dem E-lom 4point8, bereits erlebt haben.

Fazit und Preis

Die Macher des Xkuty One hatten einige gute Ideen. Die wären etwa das ungewöhnliche, fröhliche Äußere des Fahrzeugs, die zwischen Fahrrad und Moped wählbare Geschwindigkeitskonfiguration, die Erweiterbarkeit mit zusätzlichen Akkus, die doppelte Federung oder das versperrbare Sitzfach. Die Koppelung mit Smartphone und Freisprech-Helm sind nette Gadgets für Fahrer, die so etwas unbedingt brauchen. Ein Highlight ist zudem die kraftvolle Hupe.

Abgesehen davon hat der Xkuty One aber eine ganze Reihe von Macken: Das hohe Gewicht, der viel zu geringe Lenkereinschlag, das langsame Ladegerät, der umständliche Einstieg in das Menü oder die wenig aussagekräftige Ladestandsanzeige. Zu all dem kommt noch, dass der Xkuty One am Ende des Tests ein gravierendes Problem aufwies: Er bewegte sich nicht mehr vom Fleck. Der Akku voll, die Anzeige aktiviert, dennoch rührte sich der Radnabenmotor nicht.

Der Xkuty One kam deshalb auf eher unwürdige Art zurück zum Verleiher. Das Elektromobil wurde in der U-Bahn transportiert und geschoben. Ein Dialog, der sich dabei entsponn, fasst die Erfahrung mit dem Xkuty ganz gut zusammen: "Wos isn des für a Ding?" - "Ein Elektroroller, der momentan nicht funktioniert" - "Oba geil schauts aus!" Grund für das Motorversagen zum Schluss war laut Untersuchung übrigens ein Stecker zwischen Motor und Akku, der sich gelockert hatte.

Der Xkuty One ist bei Yoom ab 2.980 Euro erhältlich. Der Preis gilt für die getestete Variante mit 40 Kilometer Reichweite. Mit zusätzlichen Akkus erhöht sich klarerweise auch der Preis. Mit 100 Kilometer Reichweite kommt das Fahrzeug auf 3.880 Euro.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

mehr lesen
David Kotrba

Kommentare