A woman wearing a protective mask uses a smartphone as she travels on a bus during rush hour, after Indonesia confirmed its first cases of COVID-19, in Jakarta
© REUTERS / WILLY KURNIAWAN

Science

App erkennt geistigen Zustand daran, wie man sein Handy nutzt

Wie man sein Smartphone nutzt, kann vieles über den eigenen geistigen Zustand verraten. Mit dieser Annahme haben Wissenschaftler der Dalhousie University im kanadischen Halifax ein Forschungsprojekt namens PROSIT initiiert. Freiwilligen Teilnehmern wird dabei eine App auf dem Smartphone installiert, die das eigene Nutzungsverhalten anhand zahlreicher Parameter erkennt und analysiert.

Metadaten und Stimmanalyse

Wie CBC berichtet, sammelt die App Informationen in 15 verschiedenen Kategorien. Sie erfasst etwa, wieviel Sozialkontakt eine Person hat - anhand von Telefonat-Metadaten, welche Apps man benutzt, zu welchen Zeiten und in welcher Intensität. Erfasst wird auch, welche Musik der Nutzer anhört und wie beim Eingeben von Text getippt wird. Zusätzlich werden die Nutzer u.a. aufgefordert, eine 90-sekündige verbale Antwort auf die Frage "Was war dein aufregendstes Erlebnis in den vergangenen 2 Wochen" aufzunehmen. Dabei werden u.a. Hinweise auf den emotionalen Zustand in der Stimme gesammelt.

"Du musst nur zuhören"

"Wir finden dadurch tatsächlich heraus, ob die Menschen besorgt oder depressiv sind. Es ist wirklich großartig", wird Sandra Meier, Psychologin und Studienmitarbeitern, zitiert. "Du musst die Inhalte der Aufzeichnungen nicht verstehen, du musst nur zuhören und erkennst daraus den emotionalen Zustand anhand der Art, wie sie reden." 300 Menschen nutzen die App derzeit, die Hälfte davon befindet sich in psychotherapeutischer Behandlung.

Datenschutz

Ein großer Risikofaktor bei der Untersuchung ist der Datenschutz. Teilnehmer an dem Projekt geben eine Vielzahl hochpersönlicher Angaben preis. Die Daten werden auf einem Server der Universität in verschlüsselter Form gespeichert. Vor der Teilnahme müssen sie eine Einverständniserklärung unterzeichnen. Privatsphäre und Datenschutz seien die vorrangigen Designziele bei der Entwicklung der App gewesen, meint Computerwissenschaftlerin und Studienleiterin Rita Orji.

Psychotherapie

Eingesetzt werden könnte die App in Zukunft als ergänzende Maßnahme in der Psychotherapie. "Wenn wir unsere Patienten sehen, sehen wir sie nur für kurze Zeit", sagt Meier. "Man möchte liebend gern wissen, wie sich die Patienten außerhalb einer klinischen Umgebung verhalten, etwa zu Hause." Die App sei eine hervorragende Möglichkeit, dies auf eine noninvasive Weise zu erfahren.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare