Das RATAN-600-Teleskop in Russland ist mit 576 Meter Durchmesser das größte alleinstehende Radioteleskop der Welt
Das RATAN-600-Teleskop in Russland ist mit 576 Meter Durchmesser das größte alleinstehende Radioteleskop der Welt
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SETI

Astronomen bezweifeln mögliches Signal von Außerirdischen

Vor drei Tagen wurde der Fund eines Signals bekanntgegeben, das vom Stern HD164595 stammt. Das Signal weist eine Wellenlänge von 2,7 Zentimeter auf. Es entspricht einem Schmalband-Signal, das sich besonders als Trägermedium für Kommunikationsinhalte eignet. Das SETI-Programm, das sich der Suche nach außerirdischem Leben widmet, betrachtet den Fund daher als Kandidat für außerirdische Kommunikation, der näher untersucht werden sollte.

Radioteleskope auf HD164595 gerichtet

Obwohl der Signal-Fund am 15. Mai 2015 gemacht und seither kein einziges weiteres Mal auftauchte, wurden nun Radioteleskope in Kalifornien und Panama in der Hoffnung, das Signal ein weiteres Mal aufzuspüren, auf den Stern HD164595 gerichtet. Die ursprüngliche Beobachtung wurde mit dem RATAN-600-Radioteleskop in Russland gemacht.

Der Stern HD164595 ist ein Klasse-G-Stern und somit der Sonne sehr ähnlich. Er besitzt 0,99 Sonnenmassen und zumindest einen Planeten. Dieser ist ungefähr 16-mal massereicher als die Erde und zählt zur Klasse der "warmen Neptune". Warm deshalb, weil er seinen Stern auf einem relativ engen Orbit in nur 40 Tagen umrundet. Weitere Planeten um den Stern wurden noch nicht entdeckt, sind aber möglich.

Gigantische Energiemenge

Falls ein Signal einer außerirdischen Zivilisation von einem dieser möglichen Gesteinsplaneten (die für die Entwicklung intelligenten Lebens maßgeblich sind) stammt, wäre eine unglaubliche Energiemenge dafür notwendig. Wie New Scientist beschreibt, würde eine in alle Richtungen strahlende Radiosignalquelle eine Leistung von 10 hoch 20 Watt benötigen. Selbst wenn das Radiosignal zielgerichtet zur Erde geschickt wurde, wären noch 10 hoch 13 Watt notwendig.

Hochentwickelte Zivilisation

"Das ist mehr oder weniger die ganze Energie, die von der Menschheit benötigt wird - alle Autos, alle Flugzeuge, alle elektronischen Geräte, alles", sagt Seth Shostak vom SETI Institut in Kalifornien. Die Absender eines solchen Signals müssten eine so genannte Kardaschow Typ I Zivilisation sein, also eine Spezies, die sämtliche Energiequellen eines Planeten anzapfen kann. Zum Vergleich: Die Menschheit schafft das noch nicht ganz. Laut dem Astronom Carl Sagan hat die Menschheit rund 70 Prozent der Voraussetzungen dafür erfüllt.

Für ein ungerichtetes Signal wäre soviel Energie notwendig, wie sie einer Kardaschow Typ II Zivilisation zur Verfügung stünde. Eine solch hochentwickelte außerirdische Gesellschaft wäre in der Lage, die Gesamtenergie eines Sterns anzuzapfen - etwa in Form einer so genannten Dyson-Sphäre.

Signalstörungen

Die meisten Astronomen bezweifeln allerdings, dass der neue Signal-Fund überhaupt Zeichen einer Zivilisation trägt. Sie gehen davon aus, dass entweder Störfaktoren auf der Erde oder im All für das ungewöhnliche Signal vom Mai 2015 verantwortlich sind. "Bei SETI gibt es immer das Problem, dass du eine Zivilisation hast, die Signale jederzeit verfälschen kann - und zwar die Menschheit", sagt Shostak.

In einem Forum der Citizen-Science-Plattform SETI at home wird sogar Unmut darüber laut, dass der neue Signalfund überhaupt als SETI-Kandidat bezeichnet wird. Um ein Signal zu einem Kandidaten für eingehendere Untersuchungen zu machen, müsse es üblicherweise öfter als einmal auftauchen, lautet die Kritik. Den Findern des Signals wird sogar die absichtliche Erregung der öffentlichen Aufmerksamkeit zur Erhöhung der finanziellen Unterstützung vorgeworfen.

Die SETI-Forscher betonen jedoch, dass die Suche nach Außerirdischen weitergehen müsse, egal wie sich der aktuelle Fall entwickle. "Nur weil man dieses Mal nichts findet, heißt das nicht, dass es nichts zu finden gibt", meint Shostak.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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