© ESA/Gaia/DPAC, CC BY-SA 3.0 IGO&T.Müller/J. Syed/MPIA)

Science

Bizarre Gaswolke ist eines der größten Strukturen der Milchstraße

Bisher ist man davon ausgegangen, dass die größten bekannten Gaswolken in der Milchstraße einen Durchmesser von etwa 800 Lichtjahren haben. Nun haben Astronom*innen die möglicherweise längste Struktur in der Milchstraße entdeckt, die diese Annahme widerlegt, wie Live Science berichtet.

Wie eine neue Studie bestätigt, ist diese ungewöhnliche Wolke aus Wasserstoff (der rotumrandete Bereich im Bild) nämlich mehr als 3.900 Lichtjahre lang und etwa 150 Lichtjahre breit. Das Forschungs-Team nannte die langgestreckte Wolke „Maggie“, eine Abkürzung für den Magdalena-Fluss – dem längsten Fluss Kolumbiens.

Entdeckt wurde die Gaswolke im Rahmen der Untersuchung „The HI/OH/Recombination line survey oft he Milky Way“ (THOR), welche sich auf Daten des Radioobservatoriums Jansky Very Large Array in New Mexico stützt. Dabei wird nach Objekten außerhalb der Hauptebene der Milchstraße, der abgeflachten Scheibe, in der sich der Großteil der Materie der Galaxie befindet, gesucht. Da sich Maggie außerhalb dieser Ebene befindet, war die Struktur viel leichter zu erkennen, als es normalerweise der Fall gewesen wäre.

Ursprung unbekannt

"Wir wissen noch nicht genau, wie sie dorthin gekommen ist", sagte Jonas Syed, Doktorand am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Deutschland, in einer Erklärung. "Aber das Filament (bzw. die Gaswolke) erstreckt sich etwa 1.600 Lichtjahre unterhalb der Milchstraßenebene." Daher sei die Strahlung des Wasserstoffs deutlich sichtbar, ohne dass es zu wirklichen Störungen komme.

Da die Gaswolke so isoliert ist, konnten die Forscher die Geschwindigkeit des Gases innerhalb von Maggie berechnen. Sie fanden heraus, dass sich das gesamte Gas mit der gleichen Geschwindigkeit und in die gleiche Richtung bewegte, was bestätigte, dass es sich tatsächlich um eine einzige Struktur und nicht um mehrere nebeneinander liegende Wolken handelt.

"Maggie war bereits in früheren Auswertungen der Daten erkennbar", sagte Mitautor Juan Soler, ein Astronom am MPIA, der Maggie zuerst entdeckt hatte, in der Erklärung. "Aber erst die aktuelle Studie beweist zweifelsfrei, dass es sich um eine zusammenhängende Struktur handelt."

Interessante Zusammensetzung

Wasserstoff kann in 2 Formen vorkommen. Entweder als H2, also 2 aneinander gebundene Wasserstoffatome, was bei den meisten Wasserstoffwolken im Weltraum der Fall ist. Oder als atomarer Wasserstoff, der nur aus einzelnen ungebunden Wasserstoffatomen besteht. Maggie besteht zu 92 Prozent aus atomarem Wasserstoff, was sie nochmal ungewöhnlicher macht.

Das Falschfarbenbild zeigt die Verteilung von atomarem Wasserstoff, gemessen bei einer Wellenlänge von 21 Zentimetern. 

Die meisten Sterne bilden sich aus Wolken mit molekularem Wasserstoff, die so verdichten, dass sie unter der Schwerkraft zusammenbrechen. Forscher*innen vermuten, dass viele dieser Wolken in der Vergangenheit aus atomarem Wasserstoff bestanden haben. Wie jedoch diese Umwandlung zustande kommt, ist nach wie vor eines der größten verbleibenden Rätsel der Sternentstehung.

Da Maggies restliche 8 Prozent aus molekularem Wasserstoff besteht und sich scheinbar an bestimmten Punkten der Wolke konzentriert, wird gemutmaßt, ob sie sich im Prozess einer solchen Umwandlung befindet. Das Team hofft, dass zusätzliche Daten aus zukünftigen Studien mehr über das Geschehen verraten werden.

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