FILE PHOTO: Boris Johnson meets JD Wetherspoon chairman Tim Martin at Wetherspoons Metropolitan Bar in London

Der britische Premierminister Boris Johnson

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Science

Britische GPS-Alternative: "Haben falsche Satelliten gekauft"

Die britische Regierung will hunderte Millionen Pfund in ein eigenes Satellitennavigationssystem stecken, um nach dem Brexit nicht von anderen Systemen wie GPS oder dem europäischen Galileo abhängig zu sein. In diesem Zusammenhang hat die Regierung 20 Prozent des Satellitenunternehmens OneWeb gekauft. Rund eine halbe Milliarde Pfund an Steuergeldern sollen geflossen sein. Die Investition dürfte OneWeb vor der durch die Corona-Krise ausgelösten Pleite retten. Experten kritisieren das Investment hingegen scharf, wie der Guardian berichtet

“Grundlegend muss man einmal damit anfangen, dass wir die falschen Satelliten gekauft haben”, wird Bleddyn Bowen von der Universität von Leicester zitiert. Dort beschäftigt er sich mit Raumfahrt im Zusammenhang mit Politik. “OneWeb arbeitet im Grunde an der gleichen Idee wie Starlink von Elon Musk: Einer Mega-Konstellation von Satelliten im erdnahen Orbit, mit denen Menschen am Boden mit Internet versorgt werden.” 

Lobby-Arbeit

"Was passiert ist, ist, dass die sehr talentierten Lobbyisten von OneWeb die Regierung davon überzeugt haben, dass man einige der Satelliten komplett neu gestalten kann, um die Navigationsfunktion zusätzlich darauf zu packen”, so Bowen weiter. “Es kombiniert eine unbestätigte Technologie mit einer Mega-Konstellation, die dazu gemacht ist, etwas völlig anderes zu tun. Es ist ein technisches und wirtschaftliches Glücksspiel.”

Bei einer GPS-Alternative gehe es um sichere, verschlüsselte Signale, die auf den Zentimeter genau sind. “Ich weiß nicht, ob das mit Satelliten, die so klein wie jene von OneWeb sind, überhaupt funktionieren kann”, so Bowen.

Auch würden sich alle Konkurrenzsysteme in einer deutlich höheren Umlaufbahn befinden, als die Satelliten von OneWeb.

“Macht keinen Sinn”

Auch der Analyst Giles Thorne zeigt sich angesichts der Entscheidung skeptisch. “Das macht für mich keinen Sinn”, sagt er. Er vermutet, dass hinter der Entscheidung eine “nationalistische Agenda” steckt, da es sich bei OneWeb formell um ein britisches Unternehmen handelt. 

Die britische Regierung reagierte auf die Kritik nicht direkt und erklärte lediglich, dass man gerade dabei sei, eine neue nationale Weltraumstrategie zu entwickeln.

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