Coronavirus COVID-19
© Getty Images/iStockphoto / narvikk/istockphoto.com

Science

Coronavirus: Menschen könnten schon jahrelang Träger sein

Ist das jetzige Coronavirus - auch unter den Bezeichnungen COVID-19 und SARS-CoV-2 bekannt - in einem Labor in China entstanden, wie in manchen Kreisen spekuliert wird? Nein, sagen Forscher, welche die Genom-Sequenz mit anderen bekannten Coronaviren verglichen. "Wir können mit großer Bestimmtheit sagen, dass SARS-CoV-2 auf natürlichem Weg entstanden ist", erklärt Immunologe Kristian Andersen. Die mit Kollegen erarbeiteten Forschungsergebnisse wurden vor kurzem im Fachmagazin Nature publiziert.

Coronavirus im Menschen mutiert

Dass COVID-19 aller Voraussicht nach von Tieren übertragen wurde, wird schon länger vermutet. Der Theorie zufolge entwickelte das Virus seine Eigenschaften in einem Überträgertier und sprang dann auf den Menschen über. Einiges deutet darauf hin, dass Fledermäuse die Überträger gewesen sein könnten, da in diesen ein Coronavirus festgestellt wurde, das COVID-19 sehr ähnlich ist. In diesem Fall wäre der Ausbruch der Pandemie vermutlich sehr schnell nach der Übertragung erfolgt, da das Virus bereits alle die Fähigkeiten hatte, um sich zwischen Menschen schnell zu übertragen.

Die Forscher zeigen in der Studie aber auch eine zweite spannende Option auf. So könnte eine harmlose Version des Virus vom Tier an den Menschen übertragen worden sein. So wird im Zusammenhang des Coronavirus immer wieder auch das Schuppentier genannt, weil in diesem Coronaviren nachgewiesen wurden, die teilweise Eigenschaften von COVID-19 aufweisen. Der Theorie zufolge könnte das Virus sich erst im Menschen zu dem weiterentwickelt haben, was die jetzige Pandemie auslöste.

FILES-CHINA-HEALTH-VIRUS

Das Schuppentier könnte eine harmlose Form des Virus auf den Menschen übertragen haben

Sollte dies der Fall gewesen sein, kann dieser Prozess auch Jahre oder Jahrzehnte gedauert haben, schreiben die Forscher. Eine überschaubare Gruppe von Menschen hätte das Virus in begrenztem Ausmaß weiterverbreitet. Über die Jahre habe es schließlich unentdeckt im Menschen selber die an die Vogelgrippe erinnernden Andockfähigkeiten entwickelt, welche schließlich zur Pandemie und dem Virus in seiner jetzigen Form geführt hätte.

Für zukünftige Ausbrüche wäre das die bessere Option. Wenn Tiere die Überträger von COVID-19 in der jetzigen Form sind, könnten diese Menschen erneut anstecken, folgern die Wissenschaftler.

Warum COVID-19 nicht aus dem Labor stammt

Die Erklärung, warum COVID-19 nicht im Labor entstanden sein kann, klingt paradox wie einleuchtend. So versuchten die Forscher mittels "Reverse Engineering" das vom Aufbau ähnliche SARS-Virus so mutieren zu lassen, dass COVID-19 entsteht. Sämtliche Computersimulationen scheiterten, denn das aktuelle Coronavirus wählte hinsichtlich seiner enormen Andockfähigkeiten an menschliche Zellen einen Weg, den Forscher, aber eben auch Computerprogramme so nicht vorhersehen konnten.

Es sei daher ausgeschlossen, dass man für ein im Labor gezüchtetes Virus einen derart unvorhergesehenen Weg einschlagen würde. Anders gesagt: Wollte man ein derartiges Virus künstlich herstellen, würde man sich eher an bekannten Eigenschaften von Corona-Stämmen orientieren und diese gezielt und vorhersehbar für die eigene Kreation perfektionieren. Dass die verblüffenden Eigenheiten von COVID-19 Forscher derart überraschen, deutet folglich darauf hin, dass die Natur einmal mehr unerwartete Wege aufzeigt, welche auch für die Wissenschaft neu sind.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

mehr lesen
Martin Jan Stepanek

Kommentare