Human Respiratory System Lungs Anatomy
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Science

Corona: Wodurch die zweite, tödliche Phase ausgelöst wird

Forscher vermuten, dass eine zweite, tödliche Phase bei vielen Corona-Patienten dadurch ausgelöst wird, weil das Coronavirus die Kapillargefäße in der Lunge angreift. Kleine Klumpen sowie tote Zellen verstopfen die Kapillaren. So werden Blutgefäße generell beeinträchtigt. 

Der Hintergrund: Dem Mediziner Frank Ruschitzka vom University Hospital Zürich ist aufgefallen, dass manche Corona-Patienten merkwürdige Symptome aufweisen. Während Mediziner erst von einer Atemwegsinfektion ausgegangen sind, haben Autopsien gezeigt, dass das Virus die Kapillargefäße verstopft, wie das Science Magazine berichtet. Diese Erkenntnisse wurden Mitte April publik gemacht. 

Ähnliche Resultate

Seitdem haben zahlreiche weitere Untersuchungen ähnliche Resultate in Bezug auf vaskuläre Schäden bei Covid-19-Verstorbenen gebracht. Eine Studie, die unlängst im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, hat etwa belegt, dass die Lungen von Corona-Patienten neun Mal mehr Klumpen aufwiesen als jene von Menschen, die an H1N1 gestorben waren.

Blutklumpen können Gefäße verstopfen und Lungenembolien auslösen

Mit diesen Erkenntnissen erklären Forscher nun die neue Hypothese, warum manche Patienten in eine zweite, tödliche Phase einer Covid-19-Erkrankung schlittern – also etwa eine Woche nach ihrer Hospitalisierung. Laut Ruschitzka weisen zahlreiche Covid-19-Patienten Nierenversagen, angegriffene Organe und eben diese Blutklumpen auf, die einige Zeit später tödlich werden können. 

Endothelzellen geschädigt

Genau genommen werden laut Peter Carmeliet vom belgischen Forschungsinstitut VIB sogenannte Endothelzellen direkt oder indirekt geschädigt. Endothelzellen sind flache Zellen, die die Innenseite der Blutgefäße beschichten. Werden diese Zellen vom Coronavirus angegriffen, werden die Gefäße undicht und das Blut verklumpt. Das löst in Folge eine Entzüngung im gesamten Körper aus und treibt ein akutes Lungenversagen an.

Einige Forscher vermuten, dass der Abwehrkampf in der Lunge auch einen so genannten Zytokinsturm auslöst. Die futurezone hat berichtet. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, bei der neben infizierten auch gesunde Zellen angegriffen werden. Blutgefäße werden dabei aufgerissen, Blutklumpen formen sich, der Blutdruck sinkt. Das führt zu einem Organversagen. Andere Forscher sind nicht überzeugt, dass Zytokinstürme Patienten wirklich das Leben kosten. Sie fürchten, dass Medikamente, die auf die Reduktion der Zytokine abzielen, das Immunsystem schwächen und es somit an der Abwehr in anderen, ebenso kritischen Körperregionen hindern.

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