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Buzz Aldrin neben einem seismischen Instrument am Mondboden. Hinten rechts wartet die Mondlandefähre

© NASA

Science

Die Mondlandung ist nach 50 Jahren wieder greifbar

Vor 50 Jahren erreichte das "Space Race", der Wettlauf zum Mond, seinen Höhepunkt. Die US-Astronauten Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin setzten als erste Menschen ihren Fuß in den Staub des Erdtrabanten. Apollo 11 war 1969 die erste von insgesamt sechs erfolgreichen bemannten Missionen zum Mond. 600 Millionen Menschen sahen weltweit live am Fernseher zu und hörten Armstrongs bekannte Worte "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit". Das Technische Museum Wien eröffnet zum Jubiläum eine Sonderausstellung zum Thema namens "High Moon".

Die ganze Welt sah zu

Die Western-Anspielung sei beabsichtigt, meint Projektleiter Christian Klösch im Gespräch mit der futurezone: "Das war damals wie ein Duell zwischen der Sowjetunion und den USA." Die USA entschieden den Wettlauf für sich und die ganze Welt sah zu. In der Ausstellung kann man das TV-Erlebnis in einem Wohnzimmer im 60er-Jahre-Stil nachvollziehen. Auf einem Fernseher laufen Ausschnitte der Sendungsmarathons, die ORF, WDR und CBS in der Nacht zwischen 20. und 21. Juli 1969 veranstalteten.

Danach lädt die Ausstellung zu einer persönlichen Reise zum Mond ein. In Form einer großen Acht, angelehnt an die Flugbahnen der Apollo-Missionen, bewegt man sich von der Vorgeschichte der Mondlandung über den Flug bis hin zur Landung und der Rückkehr der Astronauten zur Erde. Man erfährt über die gewaltige Leistung der Saturn-V-Rakete, die nervenaufreibende Landung, aber auch über jene Frauen im Hintergrund, ohne deren Leistungen die Mondlandung unmöglich gewesen wäre. Eine davon war etwa Margaret Hamilton, die die Software-Entwicklung für die Apollo-Bordcomputer leitete. Unter den Ausstellungsstücken findet sich unter anderem echtes Mondgestein, das von Apollo 11 zur Erde gebracht wurde, ein Apollo-Raumanzug sowie Modelle der Raumkapsel und der Mondlandefähre.

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Die Flüge zum Mond veränderten auch den Blick auf die Erde

Neues "Space Race"

Zuletzt wird auch ein Ausblick auf die Zukunft geboten, "denn nach langer Abwesenheit sieht es momentan ganz so aus, als ob es bald eine Rückkehr der Menschheit zum Mond gebe", meint Klösch. US-Vizepräsident Mike Pence sprach im März von einem neuen "Space Race", in dem die USA vor allem gegen China antreten. Die NASA hat nun den Auftrag bis spätestens 2024 wieder US-Astronauten auf den Mond zu befördern.

Im selben Jahr wollen die USA ihre Finanzierung für die Internationale Raumstation einstellen. Der Nachfolger soll nicht mehr um die Erde, sondern um den Mond kreisen. Das international betriebene Lunar Orbital Platform-Gateway (LOP-G) wird als Zwischenstation für die weitere Erkundung des Mondes, aber auch für Flüge zum Mars gesehen. Der Treibstoff dafür könnte am Mond gewonnen werden. Wasser wird dabei durch Elektrolyse mittels Solarenergie in Sauerstoff (zum Atmen) und Wasserstoff (für Raketen) zerlegt.

Ein entschlossenes "We are going" ("Wir brechen auf") ist das Motto der NASA, gefolgt von "and this time we are staying" ("und dieses Mal bleiben wir"). Wie das Bleiben, also das Kolonisieren des Mondes, funktionieren könnte, daran arbeitet seit vielen Jahren die in Wien ansässige, von der ESA unterstützte Moon Village Association. An Plänen für ein Dorf am Mond wird bereits seit Jahren getüftelt, u.a. in Zusammenarbeit mit der TU Wien.

Neue Konkurrenz

China verfolgt unterdessen ambitionierte eigene Visionen. Mit den Chang'e-Missionen - benannt nach einer Mondgöttin - nähert sich China seit Jahren schrittweise seinem Ziel einer eigenen bemannten Mondlandung an. Im Jänner 2019 landete im Rahmen von Chang'e 4 erstmals ein Rover auf der erdabgewandten Seite des Mondes. Im Dezember will China Gesteinsproben vom Mond zur Erde zurückbringen. Die erste Mondlandung von Taikonauten (chinesischen Astronauten) ist für 2025 angesetzt.

Im Gegensatz zu den 1960er-Jahren spielen im modernen "Space Race" allerdings nicht nur staatliche Akteure eine Rolle. Private Raumfahrtunternehmen wie SpaceX haben bewiesen, dass sie in der Lage sind, Erfolge im All in kürzerer Zeit und zu geringeren Kosten als je zuvor zu erzielen. 2020 will etwa die deutsche Mission to the Moon zwei Rover nahe der Landestelle von Apollo 17 - der bislang letzten bemannten Mondmission - aussetzen und dank Live-Übertragung einen "Apollo-Moment" kreieren, wie ihn die TV-Zuseher von 1969 erlebt haben.

Blue Origin, das Raumfahrtunternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos, hat Anfang Mai eine Mondlandefähre vorgestellt, die den Transfer zwischen der Mondstation LOP-G und der Mondoberfläche übernehmen soll. Das Ziel 2024 hält Bezos für realistisch.

Zwei der drei Science Busters: Martin Puntigam (li.) und Florian Freistetter

Show der Science Busters

"Technisch gesehen, spicht nichts dagegen, einen Außenposten der Menschheit auf dem Mond zu errichten", meinen die "Science Busters" Martin Puntigam und Florian Freistetter gegenüber der futurezone. Am 14. Juni feiern sie mit der Show "The Eagle has Landed" im Wiener Stadtsaal das 50-Jahre-Jubiläum der Mondlandung.

Dass es nicht schon früher zur Fortsetzung des Apollo-Programms kam, liegt ihrer Meinung nach am Geld: "Würde man die Finanzierung der Raumfahrt mit dem gleichen Engagement vorantreiben, mit dem wir uns um illegale Parteifinanzierungen bemühen, hätten wir schon längst ein paar Fincas auf dem Mond bauen können."

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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