Erster Hyperloop-Test geglückt: Wettrennen um Bau beginnt
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Als Tech-Visionär Elon Musk im Sommer 2013 mit der Idee vorpreschte, Menschen in einer engen Röhre in 35 Minuten von Los Angeles ins 600 Kilometer entfernte San Francisco zu schicken, wurde er von vielen belächelt. Drei Jahre später lassen sich zumindest zwei Firmen mit Hunderten Entwicklern, Wissenschaftlern und Investoren immer noch nicht davon abbringen, die Idee einer vakuumbasierten Magnetschwebebahn zu realisieren.
Versuch erfolgreich
Während die eine Firma, Hyperloop Transportation Technologies (HTT), am Montag ihre Schwebetechnologie präsentierte (die futurezone berichtete), glückte dem Konkurrenzunternehmen Hyperloop One (ehemals Hyperloop Technologies) am Mittwochabend erstmals ein Versuch außerhalb der Labors auf der Teststrecke in der Wüste nördlich von Las Vegas. Der Test sah eine Beschleunigung von null auf knapp 100 km/h in einer Sekunde vor, die dabei auftretende Kraft betrug 2G.
Da der Reibungsverlust durch den in der Röhre erzeugten Unterdruck und die verwendete Magnettechnologie minimal ist, muss der Motor laut den Entwicklern nur alle 60 bis 80 Kilometer eingeschaltet werden. Die benötigte Energie sollen Solarpaneele erzeugen. „Wir sind gerade dabei, eine der größten Herausforderungen auf der Erde zu meistern, nämlich Entfernungen und Grenzen zwischen Wirtschaftsräumen und Kulturen zu eliminieren“, sagt Hyperloop-One-Gründer Shervin Pishevar.
Schweizer Tunnelsystem
Die Transporttechnologie, die weit billiger sein soll als der Bau von Hochgeschwindigkeitsbahnstrecken, soll nicht nur Menschen mit bis zu 1200 km/h durch die Gegend führen, sondern auch den Transport von Gütern revolutionieren. Die Schweiz diskutiert ein Tunnelsystem, über das Fracht, aber etwa auch Müll unterirdisch transportiert werden kann.
Schweden und Finnland
In Skandinavien könnte Hyperloop Stockholm und Helsinki in 30 Minuten verbinden und die 16 Stunden dauernde Schiffsfahrt für Millionen von Reisenden drastisch abkürzen. Die auch angedachte Hochgeschwindigkeitszugsstrecke zwischen den drei schwedischen Großstädten Stockholm, Göteborg und Malmö kostet nach Schätzungen 36 bis 138 Milliarden Euro. Die Hyperloop-Entwickler glauben, das 700 Kilometer lange Netz um zehn bis 17 Milliarden Euro realisieren zu können.
Starke Konkurrenz
Durch das Vorpreschen von Hyperloop One wird sich der Wettbewerb zwischen den zwei Hauptakteuren rund um die Realisierung von Hyperloop-Technologie noch verstärken. Während Hyperloop One sich zunächst eher auf Frachttransporte konzentrierte, im Hintergrund aber offenbar ein großes Netzwerk an Kontakte knüpfte, beherrschte bislang die Konkurrenzfirma Hyperloop Transportation Technologies (HTT) den öffentlichen Diskurs.
Für Aufsehen hatte vor wenigen Wochen Gespräche mit slowakischen und österreichischen Regierungsvertretern gesorgt, in denen unter anderem über die Strecke Bratislava und Wien in acht Minuten Fahrzeit philosophiert wurde. Welches der beiden Unternehmen bei der Realisierung einer kommerziell nutzbaren Hyperloop-Strecke am Ende die Nase vorne haben wird, ist völlig offen. Angesichts des Milliarden-schweren Transport- und Infrastruktur-Marktes dürfte ohnehin auch Platz für mehrere Player sein.
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