Euclid image of a bright Einstein ring around galaxy NGC 6505
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Science

“Extrem seltenes Phänomen”: Forscher finden "zufällig" Einstein-Ring

Mit dem Weltraumteleskop "Euclid" haben Forschende eine unerwartete Entdeckung gemacht. Sie fanden in einer nahen Galaxie einen sogenannten Einstein-Ring, ein extrem seltenes Phänomen. Beteiligt an der Entdeckung waren auch Schweizer Forschende. Der Einstein-Ring befand sich in der Galaxie NGC 6505, teilte die Europäische Weltraumagentur (ESA) am Montag mit. Diese Galaxie ist "nur" 590 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt - im kosmischen Maßstab eine geringe Distanz.

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"Die Galaxie ist Astronomen schon sehr lange bekannt. Und doch wurde dieser Ring noch nie zuvor beobachtet", sagte die ESA-Euclid-Projektwissenschaftlerin Valeria Pettorino laut der Mitteilung. Der Einstein-Ring wurde zufällig in einem Testbild entdeckt, das eigentlich nicht für wissenschaftliche Zwecke gedacht war. Auf einem verschwommenen Bild habe der ESA-Archiv-Wissenschaftler Bruno Altieri den Ring entdeckt.

Euclid-Bild eines hellen Einstein-Rings um die Galaxie NGC 6505

Der Einstein-Ring um die Galaxie NGC 6505

Als die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Bilder genauer analysierten, erkannten sie die für Einstein-Ringe typische ringförmige Struktur. Weitere Beobachtungen bestätigten, dass es sich um einen nahezu perfekten Einstein-Ring handelte. Bei der Analyse der Daten waren Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) beteiligt. Über die Entdeckung berichteten die Forschenden im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics".

Extrem seltenes Phänomen

Ein Einstein-Ring ist ein laut der ESA ein extrem seltenes astronomisches Phänomen. Das ringförmige Leuchten stammt von einer Galaxie, die weit entfernt ist. Im Fall des neu entdeckten Einstein-Rings kommt das Licht von einer Galaxie, die 4,42 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Diese war zuvor nicht bekannt und hat daher noch keinen Namen.

Infografik zur Erklärung eines Einstein-Rings

esa-Infografik zum Einstein-Ring

Zwischen der namenlosen Galaxie und der Erde befindet sich die Galaxie NGC 6505, um die der Ring zu sehen ist. Die Schwerkraft der Galaxie ist so stark, dass sie den Raum um sich herum krümmt. Das Licht der Hintergrundgalaxie kann deshalb nicht mehr geradeaus fliegen, sondern wird um die Galaxie herum gebogen. Das ergibt einen kreisrunden Lichtring um die Galaxie. Dieses Phänomen wurde von Albert Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt.

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Solche Einstein-Ringe seien für die Wissenschaft ein ergiebiges Labor, hieß es von der ESA. Die Untersuchung ihrer Gravitationseffekte könne dabei helfen, etwas über die Expansion des Universums zu lernen und die Auswirkungen unsichtbarer dunkler Materie und dunkler Energie zu erkennen. Außerdem könne dadurch auch die Hintergrundgalaxie und die dunkle Materie zwischen ihr und der Erde untersucht werden.

Euclid soll Licht in dunkle Materie bringen

In den nächsten 6 Jahren soll die Mission die bisher größte und genaueste 3D-Karte des Universums erstellen. Die Sonde soll Daten von Milliarden Galaxien sammeln, die bis zu 10 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Die ESA will so einen Blick in die Vergangenheit des Universums werfen und dessen Entwicklung innerhalb der letzten 10 Milliarden Jahre erforschen.

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Aus diesen Daten erhoffen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Erkenntnisse über die dunkle Materie ablesen zu können. Es ist bekannt, dass dunkle Energie die Expansion des Universums beschleunigt und dunkle Materie die Formation kosmischer Strukturen beeinflusst - doch was dunkle Energie und Materie genau sind, ist immer noch ein Rätsel.

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